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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Einzige war, der diese Strecke befuhr.
    Weiter vorn standen einige Bäume. Ich ging davon aus, dass sich dort das Haus des Lords befand, geschützt von diesen Bäumen. Das war alles normal. Weniger normal sah ich den Angriff des Hundes an, und ich dachte vor allen Dingen an den grünlichen Geifer, der aus seinem Maul gedrungen war.
    Mit Hilfe des Wischwassers hatte ich die Scheibe einigermaßen sauber bekommen, aber wieso spie ein Hund grünen Geifer? Ich glaubte nicht daran, dass dies auf Tollwut zu schieben war. Das musste andere Ursachen haben.
    Meine Überlegungen gingen jetzt in verschiedene Richtungen. Unter anderem dachte ich intensiver über den sprechenden Baum nach. Man konnte davon halten, was man wollte, aber er stand in einem Wald, er war ein Stück Natur, ein Teil der Umwelt, und gerade dieser letzte Begriff brachte mich auf einen bestimmten Gedanken, der mit einem ebenfalls bestimmten Namen verbunden war.
    Mandragoro, der Umwelt-Dämon!
    Für mich war es nicht ausgeschlossen, dass sich dieser mächtige Geist gezeigt hatte. Er war jemand, der es hasste, wenn die Natur zerstört wurde, und der sich dann auf oft schreckliche Art und Weise an den Menschen rächte.
    Es war durchaus möglich, dass dieser grüne Geifer aus dem Maul des Hundes auf eine Veränderung durch Mandragoro zurückzuführen war. Auf der anderen Seite würde ich Lord Britton damit nicht kommen dürfen und musste zunächst abwarten, was er mir zu sagen hatte.
    Lange dauerte es nicht mehr, bis ich sein Anwesen erreicht hatte. Ich sah auch, dass die Bäume doch nicht so dicht beisammen standen, wie es zunächst ausgesehen hatte. Es gab schon Lücken. In eine führte der Weg hinein, der vor dem Haus endete.
    Und da saß der Lord. Er hockte an einem runden Tisch und schaute mir entgegen. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen, weil Qualmwolken einen Schleier davor gelegt hatten. Er winkte mir lässig mit einer Hand zu und dirigierte mich zu einer bestimmten Stelle, wo ich neben einem Rolls Royce parken durfte.
    Ich stieg aus und war wirklich auf den Lord gespannt. Er schien mir ein origineller Typ zu sein. Das war bei Adligen oft der Fall. Sie waren nicht alle verschroben.
    »John Sinclair, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Schön, dass Sie schon da sind. Setzen Sie sich und trinken Sie einen Schluck mit mir.«
    Die Auswahl war nicht groß. Es gab Wasser und Whisky. Der Lord hatte sich für den Whisky entschieden, aber jetzt, wo er sein Glas neu gefüllt hatte, da sah ich, dass er in den Whisky einen Tropfen Wasser hineinkippte.
    »Das ist die Krönung, Mr. Sinclair.«
    »Ich entscheide mich lieber für Wasser.«
    »Hatte ich mir gedacht. Sie sind ja auch im Dienst. Ich würde Sie aber nicht verraten.«
    »Trotzdem bleibe ich dabei.«
    »Okay.«
    Er schenkte mir Wasser ein und ich setzte mich auf den grünen Gartenstuhl aus Holz.
    Der Lord war ein Mann um die sechzig. Das graue Haar war streng gescheitelt und lag flach auf seinem Kopf. An den Seiten waren zahlreiche Haare wegrasiert worden, sodass die langen Ohren frei lagen. Der Kopf sah irgendwie eckig aus, und auch das Gesicht hatte ein etwas hölzernes Aussehen, wobei der Mund mit den dünnen Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen war. Es zeigte mir an, dass der Lord Humor hatte.
    Er hob sein Glas an, was auch ich tat.
    »Darauf, dass Sie gekommen sind, Mr. Sinclair. Mein alter Freund Sir James hat gut reagiert.«
    Wir tranken uns zu. Das Wasser schmeckte etwas fad, aber ich beschwerte mich nicht.
    »Was halten Sie von der Gegend hier, Mr. Sinclair?« Bei der Frage wedelte Lord Britton mit seiner Zigarre hin und her.
    »Recht nett, aber ein bisschen einsam.«
    Beim Lachen zeigte er seine Zunge. »Sagen Sie doch ruhig, dass wir uns hier am Arsch der Welt befinden.«
    »Wenn Sie das meinen.«
    »Das meine ich so. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich fühle mich hier verdammt wohl.« Diesmal zielte er mit der Zigarre auf mich. »Hier stört mich keiner, und wenn ich jemanden brauche, greife ich zum Telefon. Hier habe ich meine Ruhe, fahre ab und zu mal in den Club und brauche mich auch nicht mit meiner Verwandtschaft herumzuärgern.«
    »Ja, das hat was für sich.«
    »Und ob, Mr. Sinclair, und ob.«
    »Vor allen Dingen dann, wenn man die Verwandtschaft als Staub auf dem Waldboden verteilen kann.«
    Er schaute mich an. Dann blitzten seine Augen. »He, Sie haben ja Humor. Gefällt mir.«
    »Sicher. Ohne Humor kommt man nicht durch’s Leben.«
    »Finde ich auch.« Er rauchte,

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