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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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räusperte sich und kam auf seine Schwester zu sprechen. »Christine war auch etwas sonderlich. Sie ging ihren eigenen Weg, hatte sich damals den Blumenkindern angeschlossen und war bis zu ihrem Tod mit der Natur verheiratet. Und das extrem. Sie glaubte an die Seelen der Tiere und der Pflanzen. Sie war davon überzeugt, mit jedem Lebewesen kommunizieren zu können, was sie auch getan hat, denn sie besprach Pflanzen und Bäume. Sie war keine Pferdeflüsterin, sondern eine Floraflüsterin.« Er lachte. »Aber sie hat mich in Ruhe gelassen und mir auch meinen kleinen Spleen gegönnt.«
    »Die Zinnsoldaten.«
    »Gut informiert.« Er deutete ein Klatschen an. »Gefällt mir, Mr. Sinclair. Schön, ja, ja, meine Figuren. Ich liebe sie. Ich habe sie überall im Haus stehen und überlege, ob ich diesen Bau hier in ein Museum für Zinnfiguren umwandle. Das habe ich bisher immer hinausgeschoben, aber der Tod meiner Schwester hat mir die Augen darüber geöffnet, dass ich im letzten Drittel meines Lebens stehe.«
    »Richtig.« Ich kam auf die Schwester zu sprechen und wollte wissen, wie sie gestorben war.
    »Das war ein plötzlicher Tod. Herzschlag. Aber sie muss schon was geahnt haben, denn in den letzten Wochen vor ihrem Tod haben wir uns öfter getroffen. Wir haben auch über den Tod geredet, und Christine hat mir erklärt, was ich tun sollte, wenn sie mal nicht mehr unter den Lebenden weilt. Sie wollte verbrannt werden und hat dann verfügt, dass ihre Asche unter einem Baum in dem Wald da hinten...«, er streckte seinen linken Arm aus, »... verstreut wird.«
    »Was Sie getan haben, Sir.«
    »Klar, das hatte ich ihr versprochen. Und ich bin ein Mensch, der seine Versprechen hält.«
    »Wie ging es dann weiter?«
    Er fing an zu kichern. »Es war alles abgesprochen. Ich hatte mich mit dem hiesigen Förster in Verbindung gesetzt, den ich sehr gut kenne, und er hatte nichts dagegen. Er hat mich in den Wald begleitet, und ich habe die Asche meiner toten Schwester um eine Linde herum verstreut. Dabei war ich überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Bis das Phänomen passierte.«
    Er berichtete, wie die Risse im Boden entstanden waren und die Asche darin verschwand. Und dann erzählte er von der Stimme, die aus dem Baum gedrungen war.
    »Können Sie das begreifen, Mr. Sinclair?«
    »Im Moment habe ich meine Zweifel.«
    Aus seinen grauen Augen schaute er mich an. »Sagen Sie ruhig, dass Sie mich für einen Spinner halten.«
    »Nein, das meine ich damit nicht. Wäre das der Fall, wäre ich nicht zu Ihnen gekommen.«
    »Klar. Außerdem sind Sie ja als Geisterjäger bekannt. Und was ich da hörte, war eine Geisterstimme.«
    »Und Sie waren davon überzeugt, dass es sich um die Stimme Ihrer verstorbenen Schwester gehandelt hat?«
    »Ja, sie hat sich aus dem Jenseits gemeldet. Sie können alles Mögliche versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen, aber ich bleibe dabei. Es ist so, wie ich es sagte.«
    »Sie hatten einen Zeugen, Sir?«
    »Ja, den Förster.«
    »Was sagte er?«
    Lord Britton lachte. »Nichts hat er gesagt. Ist auch natürlich. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie perplex er gewesen ist, denn gehört hat er die Stimme auch.«
    Ich nahm mein Glas, leerte es und fragte danach: »Jetzt möchten Sie, dass ich mit Ihnen in den Wald gehe und versuche, die Stimme Ihrer Schwester zu hören?«
    »Genau das ist es.«
    »Aber ich kann zuvor mit dem Förster sprechen, oder?«
    »Können Sie. Das sollen Sie sogar. Nur wird er Ihnen nichts anderes sagen als ich.« Er gönnte sich einen Schluck Whisky. »Das Leben steckt eben voller Überraschungen. Sogar noch dann, wenn es vorbei ist. Meine Schwester hat das gewusst.«
    Er legte eine Pause ein und schaute sinnierend auf die Glut, seiner Zigarre. Dafür stellte ich ihm eine Frage.
    »Mich würde wirklich interessieren, warum Ihre Schwester wollte, dass die Asche gerade in diesem Waldstück verteilt wurde.«
    »Ha, da sagen Sie was!«
    »Wieso?«
    »Das habe ich mich auch gefragt.«
    »Und wie lautet die Antwort?«
    Der Lord hob die Schultern. »Ich würde sie Ihnen gern verraten, Mr. Sinclair. Aber ich kenne sie nicht. Es gibt wohl eine Antwort, aber die kennt nur meine Schwester. Sollten Sie ihre Stimme hören, können Sie Christine danach fragen. Ich bin nicht in der Lage, Ihnen eine Antwort zu geben, so Leid es mir tut.«
    »Schade. Sie hätte sich ja auch einen anderen Wald für ihr Begräbnis aussuchen können.«
    »Hätte sie. Aber sie hat auf diesen bestimmten Wald

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