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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Lächeln, stieß sich dann von der Wand ab und ging auf dem Schluchtboden weiter. „Die Männer von der Gesellschaft würden ihn gnadenlos jagen, wenn er das täte. Dich auch, und deine Gefährten. Also sei dankbar, daß die Situation so ist, wie sie ist.”
    „Tchah!”
    Hinter ihnen fetzte der Peithwyr an den Steinen und stöhnte in irrwitzigem Todeskampf. Das Geräusch ließ nach und erstarb, als sie weitere Ecken in der sich verdreht windenden Schlucht hinter sich gebracht hatten.
    „Werden wir irgendwann in nächster Zeit den Rand der Hochebene erreichen?”
    „Nein.” Er stolperte, fing sich, ordnete dann die Gurte der Wasserschläuche und der Satteltaschen wieder. „Wir müssen den Plan ändern. Es ist nicht genug Wasser da, um den Weg zu gehen, den du wolltest. Und wir sind nicht so schnell wie die Kaffon. Deshalb wenden wir uns genau nach Osten. Müßten in ein paar Tagen zum Rand kommen. Kannst du klettern?”
    Aleytys war einen Augenblick lang still. Sie ließ Gwynnor vorausgehen, verengte dann die Augen und starrte in endlose Fernen.
    „Harskari. Shadith. Swardheld.”
    Drei Gesichter blinkten in ihr Bewußtsein. Harskari sah ein wenig ungeduldig drein. „Was ist?”
    „Ist einer von euch Bergsteiger?”
    Swardheld grinste. „Ich bin in den Bergen geboren, Leyta.
    Weißt du noch? Kein verdammter Felsen, den ich nicht erklettern kann. Einmal…”
    „Der Himmel bewahre, daß wir noch eine von deinen Geschichten hören, alter Knurrer.” Shadiths Stimme war sanft spöttisch.
    Harskari wurde kühl, Bernsteinaugen richteten sich auf ihre Gefährten, und sie wurden sofort still. „Warum, Aleytys?”
    „Obwohl ich als Bergmädchen geboren wurde, habe ich nie irgend etwas erklettert. Das war Raqsidan-Frauen nicht erlaubt. Jetzt sieht es so aus, als müßte ich eine Felswand hinuntersteigen.”
    Gwynnor ging weiter, wartete auf ihre Antwort, merkte schließlich, daß ihr Schweigen zu lange dauerte. Er blickte sich um. Die Sternenfrau stand zusammengesunken an der Schluchtwand, die Augen halb geschlossen, ihr Mund bewegte sich lautlos. Redete sie? Mit jemandem? Mit etwas? Er lebte in plötzlicher, abergläubischer Angst. Zögernd schob er sich näher.
    Sie öffnete ihre Augen und lächelte ihn an. „Ja.” Ihre Stimme war eine Altstimme, die er für seine nach Musik dürstenden Ohren sanft fand. „Ich kann klettern.” Sie stieß sich von der Felswand ab.
    „Ich wurde in den Bergen geboren.”
    Sie ging neben ihm, ihre Schritte weit und gelöst, jemand, der ans Gehen gewöhnt war, nicht wie die schwächlichen Leute aus der Stadt. Immer mehr fühlte er sich von ihr verwirrt. Er konnte sie nirgends bei denen aus seiner Erfahrung einordnen; nicht als Feindin und sicher nicht als Freundin. Und wie könnte jemand bei ihr neutral sein? Der Wind wehte über sie dahin und trug ihm ihren vielfältigen Duft zu, einen tortensüßen Geruch, der verwirrte … erregte … Sie war größer als er, hatte ein Aussehen von Vollständigkeit, von Wissen — wer sie war und was sie war, niemanden, nichts zu brauchen. Er beneidete sie und mißtraute ihr.
    Wollte sie. Verzweifelte. Sie schien all die Dinge aufzuzeigen, die er an sich selbst falsch fand. In die melancholische Düsternis versunken, die der Fluch seines Temperaments war, stapfte er wortlos neben ihr her.
    „Noch welche von diesen Teufeln in der Nähe?”
    Er sah sie an, erschrocken, sie das Schweigen unterbrechen zu hören. Sie lächelte, und der Klumpen in ihm begann, sich aufzulösen. Zaghaft lächelte er zurück. „Sie haben eine Art Nest-Clan-Ordnung. Mehrere Paare zusammen. Deshalb passen wir besser auf. Die Heilige Maeve sei gesegnet; nach Einbruch der Dunkelheit fliegen sie nicht mehr.”
    „Das ist eine Erleichterung.” Sie hob die Hände hoch über den Kopf, streckte und drehte sich, um zu lange zu straff angespannt gehaltene Muskeln zu lockern. „Ich habe mich nicht gerade darauf gefreut, unter meinen Decken zu zittern und darauf zu warten, daß der alte große Rachen auf mich herunterkommt.” Ein plötzlicher Gedanke schickte ihre Blicke zu seinen Augen. „Oder habt ihr schlimmere Rachen, die die Nacht bevölkern?”
    Er lächelte sie an, düster erfreut über diesen Beweis ihrer Sterblichkeit. „Nur Schlangen. Sie mögen deine Körperwärme und kriechen zu dir unter die Decke.”
    „Mein Gott.” Sie schüttelte den Kopf, dann verkürzte die Sternenfrau ihre Schritte, um sich den seinen anzupassen und stapfte die gewundene und tiefer

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