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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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13.00 Uhr noch einmal anrufen.
    »Moment mal! Hören Sie, Kumpel, das ist ein Notfall. Man hat mir gesagt, Sie könnten mir helfen …«
    Darauf meinte der Zigeuner, Dad könne kommen. Er solle diesen Bus nehmen, dann einen weiteren. Die Haustür wurde Dad von einem spanischen Zigeuner geöffnet, der wie ein Flamencotänzer aussah. Als er und seine Frau ihn erkannten – sein Foto war im Fernsehen auf allen Kanälen zu sehen –, behandelten sie ihn wie einen König. Der Mann lebte selbst von Diebstahl, und Dad, der legendäre »Lupin«, war sein Idol. Er zeigte ihm, was er alles gestohlen hatte, darunter ein paar Goldbarren. Während Antonio im Gefängnis saß und die Polizei das Land zu Erde, Wasser und Luft durchpflügte, ließ Dad es sich eine Woche bei dem Zigeuner gut gehen. Er ruhte sich aus und schmiedete Pläne. Ein gefälschter Ausweis wurde in Italien angefertigt, und als der mit etwas Geld eintraf, zog Dad weiter. Per Flugzeug ging es von Barcelona nach Madrid, dann mit dem Zug nach Malaga und mit dem Taxi nach Algeciras. Von da nahm er die Fähre nach Tanger, wo er drei Tage bei einem Mann blieb, der halb Neapolitaner, halb Marokkaner war. Dann nahm er den Flieger nach Rom.
    Sein Weg war kompliziert und hinterließ keine Spuren. Ein Leibwächter, der auch als Chauffeur fungierte, erwartete ihn am Flughafen Fiumicino, und sie fuhren nach Mailand zurück, in die Stadt, die sich dank der Bemühungen meiner Familie in den bedeutendsten Verkehrsknotenpunkt Europas für den Drogenhandel entwickelt hatte. »Di Giovine Connection« war ein Familienunternehmen, das von der Piazza Prealpi aus operierte. Luigi Zolla, der Mann meiner Tante Natalina, wurde von Großmutter zum »Direktor« der Piazza ernannt.
    Rivalisierende Drogenorganisationen erkannten zögerlich an, dass die Di Giovine das Sagen hatte. Drogenlieferanten verhandelten direkt und exklusiv mit der Familie, und wenn nicht, gab es Ärger. Als einer der Dealer der Familie versuchte, seine eigene Organisation auf die Beine zu stellen, kam von Großmutter nur dieser eine Befehl: »Tötet ihn.«
    Innerhalb von vierundzwanzig Stunden lebte der Betreffende nicht mehr.
    Ein anderer Dealer hatte aus dieser Lektion nichts gelernt und versuchte, sich auf Di-Giovine-Gebiet zu drängen. Auch er starb.
    Die traurige Berühmtheit der Familie wuchs mit der Brutalität, mit der sie ihren Herrschaftsbereich verteidigte. Eindringlinge wurden nicht geduldet. Das Geschäft musste geschützt werden, egal um welchen Preis.
    Dads Schwester Rita war sechzehn, als sie und ihr Freund, die beide bei Großmutter wohnten, mit dem Heroinhandel anfingen. Diebe brachten gestohlene Fernsehgeräte und anderes Zeug, das weiterverkauft werden sollte; mit dem Geld, das sie von Großmutter in der Küche erhielten, kauften sie sich Heroin bei Tante Rita im Schlafzimmer. Ein cleveres Karussell des Verbrechens. Aber dann kam es zwischen Rita und ihrem Freund zu einem heftigen Krach. Sie wog das Heroin und streckte es mit Zucker. Für sie war das kein Betrug. Doch dass ihr Freund die Kunden auch noch übers Ohr haute, indem er ihnen weniger als das korrekte Gewicht der Heroinmischung abfüllte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Rita war nie Großmutters Liebling gewesen. Sie war zu gierig nach Aufmerksamkeit, wollte zu sehr gefallen, und die Folge davon war, dass Großmutter keinen Respekt vor ihr hatte. Sie zog die Kinder vor, die offen heraus waren und den Behörden den Vogel zeigten. Aus dem Grund behandelte sie Rita nicht gut, und als sie herausfand, worum es bei dem Streit ging, drehte sie durch. Sie warf ihre eigene Tochter aus dem Geschäft.
    Wie ein mittelalterlicher Kriegsherr hielt sich Großmutter zu dieser Zeit eine Art offiziellen Vorkoster. Mimmino, der noch keine zwanzig war, wohnte in einem kleinen Schuppen hinterm Haus; seine Aufgabe war es nicht, das Essen der Familie auf Gift hin zu untersuchen, sondern den Heroingehalt festzustellen. Seine Reaktion auf den Fix gab vor, ob die Lieferung gestreckt werden konnte, damit mehr Gewinn zu erzielen war. Ein riskantes Geschäft: Mimmino starb an einer Überdosis.
    So viel Heroin wurde bei Großmutter verpackt, ausgepackt, gestreckt und ausgeteilt, dass einige Nachbarinnen, Frauen, die für Großmutter Anrufe auf den nicht angezapften Telefonen entgegennahmen, überzeugt waren, ihre Hunde seien zu Schaden gekommen, hätten sich am Aroma berauscht und benähmen sich seltsam. In dem ganzen Alltagschaos fiel das niemandem auf, die Leute

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