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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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ich an. Ich weiß nicht. Ich bin im Ruhestand, junger Mann. Ich bin nicht mehr ans Büro gekettet, ich …« Sein umherschweifender Blick und sein abirrender Geist trafen wieder auf Bill, und er zog die Stirn kraus. »Willard? Sie dürften nicht hier sein, das wissen Sie doch.«
    Bill bekam es mit der Angst. Er erwiderte: »Nein, Sie meinen Dad.« Er zerstörte die Stimmung, bevor McArdle irgendetwas Nützliches geäußert hatte.
    McArdles Miene wurde verschlossen. Er war wieder in der Gegenwart, und er war sich bewusst, was er sagte. Er betrachtete mich argwöhnisch.
    »Warum dürfte er nicht hier sein?«, fragte ich.
    »Wer? Wovon reden Sie? Ich bin im Ruhestand, ein alter Mann mit schwachem Herzen.«
    »Mein Vater hätte nicht nach New York kommen dürfen, nicht wahr? Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Mein Gedächtnis verwirrt sich manchmal. Man darf nicht alles, was ich sage, für bare Münze nehmen.«
    Die jungen Leute kamen tropfend aus dem Wasser. McArdle verrenkte sich beinahe den Hals, während er sie zornig anfunkelte. »Weg mit euch! Bleibt auf dem Floß! Das hier geht euch nichts an!«
    »Wir gehen ins Haus«, entgegnete das Mädchen. Sie war schnippisch und hochmütig. Ihr ganzes Leben lang hatte sie Geld gehabt; es kümmerte sie nicht, ob sie etwas erbte oder nicht. »Komm, Larry!«
    Sie trödelten mit Badetüchern, Zigaretten und Sonnenbrillen. »Beeilen Sie sich lieber«, sagte ich.
    Das Mädchen wollte mir hochnäsig antworten, besann sich aber anders. Sie ergriff ihre Sachen und ging hüftschwenkend davon. Sie sah unzufrieden und vom Dasein enttäuscht aus. Der junge Mann ließ seine Muskeln spielen; er sah mich wütend an, weil er unbeachtet geblieben war, und folgte ihr.
    Als die beiden weg waren, wandte ich mich wieder an McArdle. »Wer könnte wissen, ob Eddie Kapp noch im Gefängnis oder draußen ist?«
    »Ich weiß nicht. Es ist so lange her.« Die Augen vernebelten sich abermals und klarten dann ein wenig auf. »Vielleicht seine Schwester Dorothea. Sie ist mit dem Geschäftsführer irgendeiner Lebensmittelkette verheiratet.«
    »Der Name?«
    »Ich überlege ja gerade. Carter – so ähnlich. Castle Kimball … Campbell! Ja, so hieß er. Robert Campbell.«
    Ich schrieb den Namen auf. »In New York?«
    »Er leitete eine Filiale in Brooklyn. Vielleicht eine Bohack-Filiale? Ich erinnere mich nicht genau. Ein junger Mann. Sie war auch jung, viel jünger als ihr Bruder. Ein hübsches Ding – schwarze Haare, temperamentvoll.«
    Er begann wieder zu träumen. Ich fragte: »Wer riet Willard Kelly, aus New York wegzubleiben?«
    »Wie? Was?« Sein Kopf ruckte von dem Kissen hoch und fiel wieder zurück. »Schreien Sie nicht so«, sagte er. Sein Atem ging lauter. »Ich bin ein alter Mann, mein Gedächtnis lässt mich im Stich, ich bin herzkrank. Sie können sich auf das, was ich sage, nicht verlassen. Ich hätte Samuel gegenüber ablehnen sollen. Ich hätte mich weigern sollen.«
    »Samuel Krishman? Er weiß nichts Näheres, nicht wahr?«
    Er lachte so, dass sein Bauch zitterte. »Er wusste nie etwas. Ein Dummkopf!«
    »Aber Sie wissen Bescheid.«
    Er begann wieder mit seinem Gejammer.
    Ich unterbrach ihn: »Sagen Sie mir, wer Willard Kelly riet, aus New York wegzubleiben.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer riet Willard Kelly, aus New York wegzubleiben?«
    »Gehen Sie! Ich weiß es nicht.«
    »Wer riet Willard Kelly, aus New York wegzubleiben?«
    »Nein. Nein!«
    Ich dämpfte meine Stimme. »Sagen Sie es mir, oder ich bringe Sie um.«
    »Ich bin ein alter Mann …«
    »Sie werden sterben. Jetzt auf der Stelle.«
    »Lassen Sie mich. Lassen Sie die Vergangenheit ruhen!«
    Ich senkte den Kopf und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Ich nahm das Glasauge heraus. Ich schloss mein linkes Auge, und dann war ich blind. Ich behielt das rechte Lid offen, aber das war anstrengend ohne das Glasauge. Es lag warm in meiner Hand.
    Ich ließ die Hände auf den Schoß sinken. Immer noch blind, hob ich ihm mein Gesicht entgegen. Ich lächelte. »So kann ich Ihre Seele sehen«, sagte ich. »Sie ist schwarz.«
     Ich hörte ein Würgen. Ich machte mein Auge auf. Er rang nach Luft, würgte stieren Blickes, sein Gesicht wurde blaurot. Ich setzte das Glasauge wieder ein.
    Bill lief schon den Weg hinauf und rief nach den Angehörigen.

9
     
    Ich hatte ihn nur erschrecken wollen. Er fürchtete den Tod, und ich glaube, er hätte mir geantwortet. Ich ahnte nicht, dass es ihm derartig zusetzen würde. Seinen Tod hatte ich nicht

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