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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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Winkel fand er ein Lächeln. Er holte es hervor, staubte es ab und setzte es auf sein Gesicht, wo es sich gut machte. »Du weißt nicht, wie schauerlich, Ray«, sagte er. »Beinahe hätte ich selbst einen Schlag erlitten. Du sahst wie ein Gespenst aus dem Jenseits aus.« Abermals warf er mir einen Blick zu; dann achtete er wieder auf den Verkehr. »Noch etwas schlimmer als sonst«, fügte er hinzu.
    »Möchtest du eine Zigarette?«
    »Jetzt brauche ich dringend eine«, antwortete er.
    Wir kehrten ins Hotel zurück und lungerten herum. Wir gingen zum Abendessen aus und versorgten uns mit neuem Old Mr. Boston. Wir tranken, rauchten, plauderten und spielten Gin Rummy um einen Cent für den Punkt. Bill gewann.
    Als die Flaschen leer waren, gingen wir zu Bett und machten das Licht aus. Aber ich sah wieder McArdles Gesicht vor mir, bläulich rot, mit hervorquellenden Augen. Ich stand auf und sagte Bill, ich wolle ausgehen. Er schlief schon halb und knurrte nur.
    Es war ein Uhr nachts, als ich das Hotel verließ. Alle Schnapsläden waren geschlossen. Ich fand eine Bar, aber dort wollte man mir nur Bier mitgeben. Ich trank an Ort und Stelle fünf doppelte Whiskeys der Marke Fleischmann auf Eis, und dann nahm ich zwei Flaschen Rheingold-Bier mit ins Hotelzimmer. Ich wusste, dass mir von dem Bier schlecht werden würde, und so war es dann auch, aber wenigstens konnte ich danach schlafen.

10
     
    Am folgenden Morgen tauchte Johnson wieder auf. Er wollte mit uns sprechen. Ich hatte einen Brummschädel und sagte ihm, er müsse warten. Er saß rauchend in einem Sessel, während Bill und ich uns wuschen und anzogen. Dann gingen wir zu dritt frühstücken.
    Wir gingen den Broadway hinauf in eine Bickford’s-Cafeteria und luden unsere Tabletts voll. Johnson trank nur Kaffee. Bill und ich nahmen Rührei.
    Am Tisch rührte Johnson achtlos fünf Minuten lang mit einem Löffel in seinem Kaffee, während er redete. »Ich möchte Ihnen einen kleinen Eindruck von mir geben«, sagte er. »Ich habe eine Ein-Mann-Agentur. Vielleicht ein bis zwei Aufträge im Monat, gerade genug, dass ich die Rechnungen bezahlen kann. Voriges Jahr verdiente ich dreitausendsiebenhundert Dollar. Ich kann meinen Beruf nicht ausstehen; ich weiß nicht, warum ich dabeibleibe. Genauso wie ein kleiner Lebensmittelhändler sein Geschäft nicht schließen mag, obwohl er es als Angestellter in einem großen Laden leichter hätte. Man wartet immer auf ein Ereignis wie in einem Kriminalroman.«
    Mit dem Daumen hielt er den Löffel an der Seite der Tasse fest und trank. Der Löffelgriff stach ihm in die Wange. Er ließ mich nicht aus den Augen, während er trank. Dann fuhr er fort: »Meistens sitze ich herum und warte auf die monatlichen ein oder zwei Aufträge. Es ist todlangweilig. Manchmal aber interessiert mich etwas. Zum Beispiel Sie beide. Ihrem Akzent nach kommen Sie aus dem Norden des Staates. Sie wohnen in einem Hotel mittlerer Preislage. Sie kleiden sich in der mittleren Preislage, und man merkt Ihnen überhaupt die Mittelklasse an. Sie gehören nicht zu den müßigen Reichen. Und Sie sind viel zu wütend auf alles und jeden, um Betrüger zu sein. Außerdem haben Sie mich mit Vorschuss bezahlt. Sie buchten das Hotelzimmer für eine Woche mit Preisermäßigung. Sie rechneten damit, sich hier länger aufzuhalten, aber nicht lange genug, um eine Wohnung zu mieten oder sich Arbeit zu suchen oder so.«
    Er nahm noch einen Schluck. Wenn sich der Löffel in seine Wange bohrte, sah er gefährlich aus. Sonst wirkte er eher sanft.
    »Sie sind keine Handelsvertreter oder so«, sprach er weiter. »Ich war zweimal in Ihrem Hotelzimmer, und nichts verrät, dass Sie irgendwo angestellt sind. Sonst wären dort Musterkoffer, Firmenumschläge, irgendetwas. Sie gehen am Morgen spät aus und bleiben den ganzen Tag weg. Abends trinken Sie still im Zimmer. Der eine gibt mir den Auftrag, ein Nummernschild aufzuspüren, der andere wird deswegen wütend. Er will nicht, dass sich seine Angelegenheit herumspricht. Das Nummernschild stellt sich als gestohlen heraus. Ich werde entlassen.«
    »Warum sind Sie wiedergekommen?«, fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. »Ich sagte es Ihnen ja. Ein langweiliges Büro in einer langweiligen Gegend. Das macht keinen Spaß. Sie beide gaben mir ein Rätsel auf. Also forschte ich nach.« Er lächelte, und dabei sah er wieder gefährlich aus. »Sie sind Willard und Raymond Kelly, Söhne eines Gangsteradvokaten, der seinerzeit aus New York wegzog.

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