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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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beabsichtigt.
    Wir mussten bleiben und auf den Arzt warten. Ich sagte den anderen, mein Vater hätte früher für die Anwaltsfirma McArdle, Lamarck & Krishman gearbeitet. Ich sagte ihnen, er wäre kürzlich gestorben, aber ich verschwieg die näheren Umstände. Ich sagte ihnen, er hätte uns einmal geraten, seine früheren Arbeitgeber aufzusuchen; sie könnten uns bei einem erfolgreichen Start ins Leben vielleicht behilflich sein.
    Sie glaubten mir. Es war ja auch glaubhaft. Bill hörte meinen Ausführungen zu, vermied jedoch meinen Blick. Er dachte, ich hätte es absichtlich getan. Ich musste es ihm sagen, sobald wir unter uns waren.
    Während wir warteten, unterhielt ich mich mit Karen Thorndike, der Aschblonden. Sie war die Tochter von Arthur und der Frau mit dem Lächeln einer Kosmetikerin, wie ich bereits vermutet hatte. Sie war von Jerry Thorndike geschieden. Sie sagte: »Sie sollten sich nicht in New York niederlassen.«
    »Warum nicht?«
    »Hier gibt es nur Leute, die sich gegenseitig zerfleischen. Jeder will an die Spitze des Haufens, und es ist ein Menschenhaufen. Ein Berg von wütend um sich schlagenden Menschen, die einer über den anderen zu klettern versuchen, um an die Spitze zu gelangen.«
    »Sie denken an Jerry Thorndike«, antwortete ich. »Sie sind ein gebranntes Kind. Nicht alle Menschen in der Stadt sind so.«
    »In New York sind sie so.«
    Linda, das kleine Mädchen, kam herbei und begann, dumme Fragen zu stellen. Wie ihre Mutter war sie interessant, bis sie den Mund aufmachte. Ich spielte mit dem Gedanken, für sie mein Auge herauszunehmen, allerdings nicht ernsthaft.
    Der Arzt war dick und gab sich herzlich. Er wurde dafür bezahlt, so zu sein. Er hieß Heatherton. Er wollte wissen, worüber wir gesprochen hatten, als der alte Herr den Schlag erlitt. Ich sagte, über das Wetter in New York.
    Niemand regte sich sonderlich auf. Er war zweiundachtzig Jahre alt. Alle hatten mehr oder weniger darauf gewartet. Nach einer Weile fragte ich Dr. Heatherton, ob für Bill und mich ein Grund bestünde, noch länger zu bleiben. Er verneinte.
    Als wir die Privatstraße verließen, surrte ein dunkelgrauer Cadillac-Leichenwagen an uns vorbei und bog ein.
    Es war noch nicht drei Uhr. Aber da es Freitagnachmittag war, herrschte schon ziemlich starker Verkehr; größtenteils begegneten wir neuesten Modellen.
    Eine Weile fuhren wir stumm. Dann zündete ich eine Zigarette an und reichte sie Bill, aber er sagte: »Nein, danke«, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
    Ich steckte mir die Zigarette wieder zwischen die Lippen und sagte: »Sei nicht albern. Ich wollte ihn nicht töten.«
    »Du hast ihm aber gedroht.« Er sah grimmig geradeaus. »Du hast zu ihm gesagt, du würdest ihn umbringen, und dann hast du es getan. Ich erkenne dich nicht wieder, die Air Force hat dich verändert. Oder Deutschland.«
    »Oder weil ich dabei war, als Vater erschossen wurde.«
    »Na gut, vielleicht war es das. Was auch immer, mir gefällt es nicht. Du kannst das Geld auf der Bank haben. Ich brauche den Wagen, ich kehre nach Binghamton zurück.«
    »Es ist dir gleichgültig geworden.«
    »Auf dem Rückweg rede ich mit diesem Bullen in New York, diesem Kirk.«
    »Und was willst du ihm sagen?«
    »Ich werde ihm gar nichts sagen. Keine Sorge, ich verpfeife dich nicht.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.«
    »Ich will ihn fragen, was sie herausgefunden haben.«
    »Gar nichts haben sie herausgefunden. Nächsten Dienstag sind es zwei Monate. Die Polizei hat keine Spur, keinen Hinweis, keine Möglichkeit oder Hoffnung. Sonst wären nicht zwei Monate nutzlos verstrichen. Entweder wir oder niemand.«
    »Ich kann nicht mit dir zusammenbleiben. Ich kann nicht dabei sein, wenn du solche Sachen machst.«
    »Ich sagte dir doch, es war ein Versehen. Ich wollte seinen Tod nicht.«
    »Natürlich nicht.«
    »Du bist ein Idiot, Bill. Du bist zwar drei Jahre älter als ich, aber ein Idiot. Er wusste doch, wer Dad aus New York vertrieben hat. Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?«
    »Doch, hab ich.«
    »Er wusste Bescheid. Glaubst du etwa, ich hätte seinen Tod gewünscht?«
    Stirnrunzelnd überlegte er. Nach einer Weile warf er einen Blick auf mich. Ich machte ein unschuldiges Gesicht. Finster sah er wieder auf die Autobahn. »Warum, zum Teufel, hast du es denn getan?«
    »Ich wollte ihn erschrecken. Ich habe doch nicht geahnt, dass es eine solche Wirkung auf ihn haben könnte. Ich muss wirklich schauerlich ausgesehen haben.«
    In irgendeinem

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