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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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senkte sich allmählich abwärts. Diesen Weg gingen wir hinunter. Der Schwarze steckte das Taschentuch ein und setzte seine Arbeit fort.
    Vor uns ertönte eine Stimme. Der Pfad schlängelte sich bergab. Durch die Bäume schimmerte der blaue Sund.
    Wir gelangten auf einen schmalen schattenbesprenkelten Rasenstreifen. Am anderen Ende führten sorgfältig geharkte glatte Kieselsteine zum Wasser hinunter. Ein kleines blondes Mädchen in einem rüschenverzierten Badeanzug stand gebückt im seichten Wasser und schöpfte einen grünen Eimer voll.
    Der Rasen war von Sträuchern und Bäumen gesäumt, die über den Rand des Wassers hingen. Auf der rechten Seite ragte ein Anlegesteg ins Wasser hinaus. Daneben schaukelte ein weißes Motorboot. Etwas weiter draußen sonnte sich ein junges Paar auf einem Badefloß. Rechts saßen vier Leute in weißen Liegestühlen; drei von ihnen beobachteten das spielende Mädchen.
    Die ungefähr siebenundzwanzigjährige Dame im weißen Badeanzug, die aschblondes Haar und eine starke Falte zwischen den Brauen hatte, mochte die Mutter des Mädchens und die Schwester der jungen Frau oder des Mannes auf dem Floß sein. Das korpulente Paar mittleren Alters, das vollständig bekleidet war, hielt ich für ihre Eltern. Er war wohl der Bruder des Anwalts McArdle, den ich in der Kanzlei getroffen hatte, aber dieser Mann hier war älter und kräftiger, ganz entschieden kein Jurist. Der dicke alte Mann mit Glatze in Sportkleidung, die für Jüngere gedacht war, musste Andrew McArdle sein.
    Ich blieb stehen und betrachtete ihn. Das kurzärmelige weiße Hemd enthüllte schlaffe blau geäderte, weißhäutige Arme. Die Muskeln waren so schwach ausgebildet, dass sich die Haut an den Oberarmen über zarte Knochen spannte und das Fett in schlaffen Hautsäcken herunterhing. Das offene Hemd ließ am Hals graues Fleisch sehen, das am Adamsapfel zuckte. Die Brust schien zu fehlen, denn das Hemd sackte zu einem dicken Bauch ab. Gelbbraune Hosen bedeckten die dünnen Beine; die bloßen Füße sahen wie erstarrte Gipsabgüsse aus.
    Sein Kopf hing nach hinten, der Mund stand offen, die dünn geäderten Lider senkten sich über die Augen. Er atmete sehr geräuschvoll.
    Der Mann mittleren Alters redete immer noch. Seine Stimme hatten wir im Wald gehört. Jetzt brach er ab und sah uns an. Die Frauen wandten den Kopf und sahen uns an, und dann beobachtete die Aschblonde wieder das kleine Mädchen. Das junge Paar auf dem Floß richtete sich auf und starrte uns an. Die Kleine beachtete uns nicht. Sie lachte unvermittelt und bespritzte sich mit Wasser.
    Der alte Mann schluckte, ruckte mit dem Kopf und öffnete die Augen. Er starrte Bill an. »Willard …« Seine Stimme, früher wohl ein klingender Bass, krächzte.
    Ich ging über den Rasen; Bill folgte mir. »Mr. Krishman hat Sie benachrichtigt«, sagte ich.
    Sein Blick kehrte langsam in die Gegenwart zurück. Er sah mich an. »Ja. Arthur, geh ins Haus. Geht alle ins Haus.«
    Die Frau mittleren Alters lächelte wie eine Kosmetikerin. »Du darfst dich nicht anstrengen, Papa.« Sie stand auf und beugte sich über ihn, wohl in der Hoffnung, dass jeder sie für besorgt halten würde. Am liebsten hätte sie ihn aber wohl erwürgt. »Sprich jetzt nicht zu viel«, mahnte sie.
    »Komm!«, sagte Arthur zu ihr.
    Die Aschblonde rief zu dem Mädchen hinüber: »Linda! Komm her!«
    Die Kleine kam mit dem grünen Eimer aus dem Wasser. Sie blieb vor mir stehen, sah mich an und kniff wegen der Sonne die Augen zusammen. »Warum hinkst du?«
    »Ich hatte einen Unfall.«
    »Wann?«
    »Komm jetzt, Linda!«, sagte ihre Mutter.
    »Vor zwei Monaten«, antwortete ich.
    »Wo?«
    »Deine Mutter hat dich gerufen.«
    Sie gingen an uns vorbei. Die Frau mittleren Alters sagte: »Ich komme ja schon, Arthur.«
    Sie überquerten diagonal den Rasen zum Weg. Als Letztes sah ich, dass die Aschblonde das kleine Mädchen seinen Eimer leeren ließ. Dann verschwanden sie zwischen den Bäumen.
    Der Alte forderte uns auf, Platz zu nehmen, und wir setzten uns. Er lehnte den Kopf in sonderbarem Winkel an ein Kissen mit verblasstem Blumenmuster. Seine Stimme war fast nur ein Flüstern, kaum lauter als sein Atem. »Ihr Vater ist tot«, bemerkte er. »Ich wüsste gern über Eddie Kapp Bescheid«, sagte ich.
    »Er kam ins Gefängnis. Vor vielen Jahren.« Der Kopf schaukelte langsam vor und zurück. »Mit der Bundesregierung ist es eine schwierige Sache, Eddie.«
    »Ist Eddie Kapp immer noch im Gefängnis?«
    »Oh, das nehme

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