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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Medners Geschichte, Ihre Fußabdrücke im Garten ...«
    Also hatte Jill doch gesungen. Da sie nichts von seinem meisterhaften Plan wußte, war sie davon überzeugt, ihre Aussage würde genügen, ihn zu überführen. Sie würde einen schönen Schreck kriegen, wenn Ross I hingerichtet war und Ross II plötzlich bei ihr auftauchen würde.
    »Wie klug Sie auch immer waren, Ross«, seufzte Danely, »Sie konnten doch schwerlich annehmen, daß Sie sich selbst zu übervorteilen versuchten. Und das gleiche traf auf den Ross zu, der uns von Luna aus anrief. Sie haben Ihren eigenen Plan nach zwei Richtungen hin gebrochen.«
    »Aber warum ...«
    »Warum der andere Ross uns angerufen hat? Das sollten Sie doch wissen.« Er sagte zu sich: ›Wenn ich diesen Plan nun ausführe, kann ich entweder sicher sein, oder auch nicht. Ich traue diesem Burschen nicht – und wer kennt ihn schon besser als ich selbst. Aber wenn ich die Polizei verständige, kann ich darauf bauen, daß sie ihn schnappt und aufhängt, und ich bin aus der Tinte.‹
    Wieder musterte Danely Ross, als zweifelte er daran, daß dieser sich in jemand anders verwandelt hatte.
    »Technisch gesehen«, fuhr er fort, »hatte er recht.«
    »Und er wird auch damit davonkommen«, sagte Ross zuversichtlich.
    »Tut es Ihnen leid?« fragte Danely neugierig.
    »Nein.«
    Danely nickte. »In Ordnung. Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Zurück zur Erde.«
    »Warum?«
    »Ihr Zwilling hat uns in die Sache verwickelt. Der Fall gehört uns. Deshalb gehen wir zurück nach New York, um dort das Verfahren zu führen.«
    Obgleich Ross gleichgültig, als ob ihm das nichts ausmachte, die Achseln zuckte, war ihm nicht ganz geheuer. Er wollte seinem Doppelgänger nicht begegnen. Er wollte nicht hören, wie sein zweites Ich ihn zum Tode verdammte. Er wollte nicht, daß das Ganze an die Öffentlichkeit kam. Er begann zu wünschen, daß er nie seine Meinungen geändert hätte, sondern seinen Plan ohne Abweichungen durchgeführt hätte, ohne diese plötzlichen Überlegungen.
    Aber jetzt war es zu spät.
    Er beobachtete die Vorbereitungen, die für seinen Abtransport nach New York getroffen wurden. Als TZ-Angestellter hatte er schon des öfteren gesehen, wie man Kriminelle abführte, und kannte die Routine. Danely und der andere Polizist betraten zuerst die Kammern. Sie würden in New York auf ihn warten. Der Polizeichef von Meyrburg blieb zurück und überzeugte sich davon, daß Ross auch ordentlich befestigt war.
    Als Ross im New Yorker Transmissionszentrum ankam und aus der Kammer trat, sah er Danley und den anderen Polizisten; er sah Margaret, die ihn anstarrte. Er trug Handschellen, wie man sie ihm auf dem Mars angelegt hatte, war aber keineswegs besorgt.
    Dann ...
    Er fluchte heftig und versuchte sich loszureißen. Danely schüttelte den Kopf.
    »Sie hatten nie die geringste Chance, Ross«, sagte er mitfühlend. »Sie glauben doch nicht, daß Sie der erste sind, der das versucht? Wir kennen alle Antworten. Und als Sie so närrisch waren, uns davon zu unterrichten, waren wir Ihnen weit voraus.«
    Angst breitete sich in Ross aus. Er hatte nichts gesehen; nur ganz innen fühlte er sein Verhängnis nahen.
    Denn er war wieder eine Person. Der Mann, der im New Yorker Transmissionszentrum stand, war derjenige, der Medner getötet hatte, und auch derjenige, der mit Georgette in der Mondbar gewesen war. In seinem Magen und vor allem im Kopf konnte er den Alkohol verspüren, den er auf Luna getrunken, die Schramme, die er dort erhalten hatte. Er wußte alles, was er dort getrieben hatte, und zugleich alles, was in Meyrburg geschehen war. Die beiden, die gegeneinander gearbeitet hatten, waren nun in einem Körper, in einem Geist vereint.
    Jetzt, da er beide Hälften der Geschichte kannte, wußte er genau, wie sie es getan hatten. Auf dem Mond und auf dem Mars hatte man ihm gesagt, daß er zur Erde zurückgebracht würde. Und das war auch geschehen – in einem Empfänger.
    »Ich denke, wir vergessen einfach Ihr Alibi«, sagte Danely großzügig. »Es würde die Geschworenen nur verwirren. Wir können beweisen, daß Sie Medner getötet haben. Sie können bei Gericht aussagen, daß Sie in der Mondbar waren. Es würde Ihnen nichts nützen.«
    Er lächelte. »Ich bin froh, daß wir Sie wieder zusammengekriegt haben. Es lohnt sich jetzt viel mehr, Sie zu verbrennen. Es ist fast so« – sein Grinsen wurde breiter – »als würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«

Der Tunnel
     
C. Brian

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