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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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mit heiserer Stimme: »Juan! Juan!«
    Niemand antwortete ihm.
    »Juan! Juan! Was ist los? Funktioniert das Radio nicht?«
    Mit nervösen Fingern hantierte er am Funkgerät. Ohne Erfolg. Er fühlte sich von tausend Augen beobachtet. Er glaubte sogar, ein leises sarkastisches Lachen von dem Sumpf her zu hören. Er begann zurück durch den Tunnel zu laufen.
    »Nein. Wir werden nicht zurückkehren. Sie würden uns folgen. Wenn wir zurückgehen, wird sich die Erde in einen Planeten verwandeln, der diesem gleicht. Der menschliche Geist wird an den radioaktiven Triebsand gekettet bleiben, um das letzte Element zu bilden. Ich muß mich opfern. Und Juan. Ich werde ihn in seiner Kabine einsperren und die Rakete ans andere Ende des Universums steuern.«
    Er mußte klettern. Bei jedem Schritt durch den endlosen Tunnel rutschte er aus. Was konnte es nur vorher gewesen sein? Zweifellos hatte die Rasse, die diesen Planeten in der Vergangenheit bewohnt hatte, wie die Menschen nach Mineralien gesucht: hatte all die edlen Stoffe aus dem Boden gerissen, um ihren Durst nach Reichtum und Macht zu stillen.
    Sein Herz klopfte stark. Das Blut dröhnte ihm in den Ohren, auf der Zunge hatte er einen bitteren Geschmack. Endlich war er im Freien. Er blieb stehen, um Atem zu schöpfen. Im Osten glühte der Himmel feuerrot. Die sterbende Sonne stand tief am Horizont. Er war über zwei Stunden im Tunnel gewesen! Bevor er sein Erstaunen darüber bewältigt hatte, sah er, wie sich von der Landebahn ein rotes Licht löste. Eine Flamme, unter einem ihm wohlbekannten Gegenstand.
    »Großer Gott! Die Rakete! Juan! Warte auf mich!« Entsetzt raste er vorwärts und winkte wild mit den Armen in der Luft.
    »Juan!«
    Die Rakete hatte an Geschwindigkeit gewonnen. Der Himmel färbte sich rot. Gegen sein grelles Leuchten hoben sich die Düsenflammen, die die Rakete zurück zur Erde trugen, nur schwach ab. Juan hatte nicht länger gewartet. Erschreckt durch die Einsamkeit, durch das Schweigen des Kapitäns und die starke Leuchtkraft des Sumpfes, war er geflohen.
    Der Kapitän rannte hin und her. Er kletterte über Felsblöcke, er fiel hin und raffte sich in einem krampfhaften Ausbruch von Energie wieder auf. Am Ende lehnte er sich erschöpft und hoffnungslos gegen einen niedrigen schwarzen Lavablock. Hinter ihm erstreckte sich der Sumpf. Das scharlachrote Licht der Sonne vermischte sich mit dem bläulichen Glühen zu einem gespenstischen Flammenbild.
    Heiser keuchend sah der Kapitän eine vertraute Gestalt, die auf einem wilden Wirbel strahlender Teilchen aus dem Sumpf aufstieg. Es war eine Rakete. Darunter tobte ein Sturm blauer Blasen und Wellen. Sie erhob sich, grotesk taumelnd. Hinter ihr tauchte der blutrote Ball der Sonne auf. Ihre Strahlen fielen auf die Seiten des aufsteigenden Schiffs.
    Mund, Augen und Haut des Kapitäns waren trocken. Er sah, wie der schlanke Rumpf außerordentlich rasch an Tempo zunahm. Sein geübter Blick erkannte, daß er einen südöstlichen Kurs einschlug. Gleich würde das zweite Schiff die äußere Planetenbahn erreichen. Mit nur wenigen Sekunden Verzögerung hatte es Juans Verfolgung aufgenommen.
    Und mit sich führte es das heftig begehrte letzte Element.
     

Die gestohlenen Träume
     
John Brunner
     
     
    Mit den Leitungen des Elektro-Encephalographen, die wie von einer betrunkenen Spinne gewebte Netze aus seinem Schädel hingen, und den weichen Mullpolstern, die runden Münzen gleich auf seinen Augen lagen, ähnelte Starling einem Leichnam, den die Zeit mit ihren modrigen Girlanden geschmückt hatte – dem Leichnam eines Vampirs, starr und kalkigweiß im Zustand des nicht völligen Todes. Im Zimmer war es so still wie in einem Mausoleum, aber es roch nach Bohnerwachs, nicht nach Staub; sein Sarg war ein Hospitalbett und sein Leichentuch ein festes Leinenlaken.
    Außer den kleinen gelben Signallampen in der elektronischen Anlage neben seinem Bett, die durch die Ventilationsschlitze im Gestell zu erkennen waren, lag der Raum in völliger Dunkelheit. Aber als Wills die Tür vom Korridor her öffnete, fiel der Lichtstrahl über seine Schulter hinweg direkt auf Starling.
    Am liebsten hätte er ihn überhaupt nicht angesehen – wie er so dalag und nur deshalb keine Kerzen um sich hatte, weil er eben doch nicht völlig tot war. Dem könnte allerdings abgeholfen werden, wenn man nur die richtigen Werkzeuge besaß: einen scharfen Dolch, eine Kugel, alles Mittel, um eine ordentliche Beerdigung in die Wege zu leiten. –
    Wills

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