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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Senior-Ingenieur. »Sie wollen behaupten, daß das Glück überhaupt nicht existiert? Das ist doch lächerlich. Jeder von uns ...«
    »Aber so hören Sie doch«, unterbrach ihn William Morris, »ich behaupte ja gar nicht, daß es Vergnügen, Zufriedenheit oder Leidenschaft nicht über eine kurze Zeitspanne hinweg geben kann. Aber ewiges Glück gibt es einfach nicht. Der Begriff ist sinnlos – er ist falsch gebraucht, genauso wie etwa Liebe. Was ist Liebe? Sie lieben Ihre Mutter, Ihre Frau, Ihr Land, und Sie lieben Apfelkuchen. Lächerlich! Das Wort bedeutet eben nichts!«
    »Wenn es so etwas wie Glück nicht gibt«, bemerkte der Mönch trocken, »dann ist die Menschheit bis jetzt einem Phantom nachgejagt.«
    Der Senior-Ingenieur erregte sich sichtlich. »Entweder Sie können es nicht ausdrücken, oder aber Sie wissen nicht, wovon Sie reden.«
    Onkel Bill nahm sich noch etwas zu trinken. Dann fuhr er fort: »Die ursprüngliche Frage war, ob unsere Kultur jetzt glücklicher ist, nachdem jeder Mensch das Notwendigste besitzt. Um meinen Standpunkt zu illustrieren, will ich ein wenig in der Geschichte zurückgreifen, bis zum Jahre 1776, in dem die amerikanischen Revolutionäre ihren unschlüssigen Mitmenschen, den Untergebenen König Georgs, Leben, Freiheit und das Anrecht auf Glück versprachen. Wie ganz deutlich wird, haben solche Denker wie Jefferson und Madison nicht den Fehler begangen, das Glück zu versprechen, sondern einzig und allein die Gelegenheit, danach zu streben. Ich habe den leisen Verdacht, daß sie sich keinen Täuschungen in bezug auf die Realisierung ihres Bestrebens hingaben. Zweihundert Jahre später brach eine neue Revolution aus, und wieder wurde das Glück versprochen, wenn erst einmal alle Sorgen beseitigt wären. Also gut. Ich frage Sie, sind wir alle glücklich?«
    »Wir sind verdammt viel näher daran als je zuvor. Was könnten diese sogenannten Nihilisten anbieten, das die Dinge verbessern würde?« fragte einer der Technos ohne Stellung.
    William Morris zuckte die Achseln. »Ich habe nie mit einem von ihnen gesprochen. Vielleicht regen sich intellektuelle Kräfte? Vielleicht sind sie es müde, die ganze Zeit herumzusitzen und sich den Bauch vollaufen zu lassen, so wie wir es tun?«
    Der Senior-Ingenieur war noch irritierter. »Was soll das heißen?«
    Onkel Bills Stimme klang jetzt auch verbittert. »Ich will hier nicht behaupten, daß der halbverhungerte indische Bauer der Vergangenheit auf seinem Viertelmorgen großen Stück Land ein begehrenswertes Leben geführt hat, noch ein Arbeiter in einer Papiermühle während des 19. Jahrhunderts in England. Die unmittelbaren Bedürfnisse müssen befriedigt werden – das ist eine selbstverständliche Voraussetzung des Lebens. Was ich aus zudrücken versuchte, ist, daß Glück nicht der springende Punkt ist. Im großen und ganzen führt der Mensch ein ziemlich eintöniges Leben, Tag für Tag geschieht das Gleiche. Manchmal werden seine Tage durch vorübergehendes Vergnügen, Wohlbefinden und dergleichen erhellt, manchmal verdunkeln sie sich durch Unglück, Schmerz und Sorgen. Diese Dinge treffen den Reichen wie auch den Armen.
    Das Wichtige aber ist, daß derjenige, der alle lebensnotwendigen Dinge besitzt, ein vollkommeneres Leben führen kann. Gewöhnlich ist er gesünder, er hat Muße, Hobbies nachzugehen, zu studieren, Sport zu treiben, meist besitzt er ein größeres Ansehen in der Gemeinschaft, ob er es nun verdient oder nicht. Er hat eine größere Chance, sich der Welt so anzupassen, wie sie nun mal gerade ist. Sicher ist das Leben mit all diesen Vorzügen angenehmer. Aber sie garantieren nicht diese faßbare Sache: Glück.«
    Onkel Bill trank sein Glas aus. »Soweit ich das jedoch anhand dieser Drohbriefe, die sie losgelassen haben, beurteilen kann, kümmern sie sich nicht im geringsten um das Glück. Sie scheinen zu glauben, daß unsere Kultur unter einem hierarchischen gesellschaftlichen System stagniert, und sie wollen sie wieder in Bewegung setzen – durch einige grundsätzliche Änderungen.«
    »Was für Änderungen?« fragte der Mönch schmollend.
    »Da bin ich überfragt.« Onkel Bill zuckte die Achseln. Er drehte sich um, um etwas zu seinem Neffen zu sagen, mußte aber feststellen, daß sich dieser aus dem Staub gemacht hatte.
    Der jüngere Morris war zum rückwärtigen Teil des Raumes gegangen und lauschte dort einer Unterhaltung. Sie war noch hitziger als die, an der sein Onkel teilgenommen hatte.
    Ein junger hagerer Ingenieur

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