Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
Centauri. Aber wofür? Um einen erdähnlichen Planeten zu erreichen. Na schön, wir haben einen gefunden – aber wozu? Für wen? O Gott – für wen?«
»John!« Eine dreifingrige Hand legte sich sanft auf seine Schulter. »Du bist nicht allein – so wie ich. Du hast deine Freunde, deine – deine Mannschaft.«
Everett ging zum Fenster und blickte hinaus in das Tal, in dem die kleinen Hütten der Expedition standen. »Im Augenblick, ja. Sechzehn Männer – eine gute Mannschaft. Aber wir sind sterblich, Fanu. Das menschliche Leben ist bedauernswert kurz – im Vergleich zu eurem. Wir sind sterblich – und wir sind alle männlichen Geschlechts. Für deine Verhältnisse sind wir heute noch hier – und morgen bereits vergangen.«
»Bist du sicher, daß das so sein muß, John?«
Everett blickte sich um und sah in die großen grünen Augen des Fremden; er verfluchte die unvermeidbaren semantischen Unterschiede, die es nicht zuließen, ein Problem schnell zu besprechen. Plötzlich verwandelte sich sein Schock, die Betäubung, in furchtbares Entsetzen. Er konnte nicht einfach hier stehen und sich der qualvollen Beschäftigung hingeben, einem Fremden den Begriff ›männlich‹ zu erklären, wenn er gerade herausgefunden hatte ... herausgefunden hatte ... In seiner Kehle bildete sich ein dicker Klumpen. »Glaub mir, Fanu«, seufzte er heiser, »in fünfzig Jahren wird der homo sapiens völlig ausgelöscht sein, eher als deine Rasse. Jetzt muß ich aber gehen und es den anderen sagen ...«
Blind taumelte er zur Tür und riß sie auf. Die großen Augen blickten ihm mitleidig nach.
Es war ihm gelungen, sich zu beherrschen und ruhig zu sprechen, aber die Männer waren genauso entsetzt, wie er es anfangs gewesen war. Zuerst waren sie betäubt, dann drängten sie sich dicht aneinander, als könnten sie sich dadurch vor dem Schrecklichen schützen.
»Und besteht gar kein Zweifel daran, Captain?« fragte Chord ängstlich. Er sprach immer etwas schüchtern, was so gar nicht zu seinem mächtigen Körperbau paßte.
»Ich habe die Bilder selbst gesehen und sie auch mit den Koordinaten verglichen, Chord. Und ich habe keine Veranlassung, Fanus Daten zu mißtrauen. Soviel ich ersehen konnte, muß es sechs Monate nach unserem Start passiert sein. Seine Instrumente arbeiten schneller als unsere eigenen, aber bald werden auch unsere es bestätigen.«
Aus den hinteren Reihen der Gruppe ertönte ein unterdrücktes Schluchzen. Der Schmerz stand ihnen auf den Gesichtern geschrieben, die Männer bemühten sich, an eine Zukunft zu glauben, die keine war. Der junge Latimer aus der Steuerzentrale – alle nannten ihn Tip – hatte sich nach vorn gebeugt und das Gesicht in den Händen vergraben. Tsen, der junge Navigator, stellte endlich die Frage, die sie alle beschäftigte.
»Dann gibt es nur noch – uns, Sir?«
»Nur noch uns.« Everett wartete einen Moment, dann drehte er sich um und wandte ihnen den Rücken zu. Das war keine Angelegenheit, über die man Reden halten konnte. Auf die eine oder andere Art mußte jeder selbst damit fertig werden.
Er vernahm das Rascheln von Fanus Gewand und wandte sich ihm mit einem Lächeln zu. Die beiden standen nebeneinander auf dem Hügel und blickten hinunter zu den Männern, die im Tal arbeiteten. »Was soll es werden?« fragte Fanu schließlich.
»Es wird –« Everett konnte ein leichtes amüsiertes Lächeln nicht unterdrücken, »es wird ein Krankenhaus für dich – und Garrett, den Apothekergehilfen.«
»Oh!« Fanus Züge vermochten kein Lächeln zu bilden, aber seine Augen blitzten vor Freude. »Das ist sehr freundlich. Wirklich sehr freundlich.«
»Kaum. Es löst nur ein Problem. Ihr beide werdet uns sicher bei guter Gesundheit halten können.«
»Deine Rasse ist so stark!« In Fanus ausdrucksloser Stimme schienen Erstaunen und Verwunderung mitzuklingen. »Mein Volk hat sich unter diesen Verhältnissen der Verzweiflung hingegeben.«
»Glaubst du, das wäre uns nicht ebenso gegangen?« Everett biß die Zähne zusammen, als er sich an die ersten Wochen erinnerte, an die betäubten Männer, an Garrett, der nahe daran gewesen war, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Er richtete sich steif auf. »Wir haben herausgefunden, daß harte Arbeit einen Ausweg aus der Verzweiflung bedeutet, oder wenigstens einen guten Schutz dagegen.«
»Ich verstehe«, antwortete Fanu. »Oder vielmehr verstehe ich, daß es so sein könnte. Aber wie lange könnt ihr arbeiten? Werdet ihr das Tal mit euren
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