Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
qualifizierte Maschine hätte konstruieren oder eine geeignete Arbeitskraft hätte einstellen können. Denn, wie man aus den Stellungsgesuchen aller großen Zeitungen ersehen konnte, gab es übergenug davon.
Dieser Roboter aber war von dem Besitzer einer Bar in der Freizeit und zu seinem eigenen Vergnügen gebastelt worden. Normalerweise trinken nämlich Barbesitzer zu Hause nach den Arbeitsstunden keinen einzigen Tropfen Alkohol. Für sie ist der Alkohol eine Ware, mit der man handelt, die man aber nicht zu privaten Zwecken gebraucht. Und die Trunkenbolde, die freiwillig seine Bar aufsuchten, halfen ihm, das Geld zu verdienen, mit dem er seinem Hobby nachgehen konnte.
Zufällig bestand nun sein Hobby darin, eine charmante Robotdame zu bauen.
Und da dies sein einziges Hobby war, sparte er weder Kosten noch Mühe bei ihrer Konstruktion. Beispielsweise war sie mit einer Haut überzogen, die so weich war, daß sie kaum von der eines richtigen Mädchens unterschieden werden konnte. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß sie entzückender war als alle echten Mädchen der Umgebung.
Leider aber war sie, wie alle wirklichen Schönheiten, nicht sehr gescheit, da der Bau eines komplizierten Gehirns die Fähigkeiten ihres Erfinders überstieg. Sie war in der Lage, sehr einfache Fragen zu beantworten und eine geringe Anzahl höchst einfacher Bewegungen auszuführen, wie etwa, ein Glas austrinken.
Der Barbesitzer gab ihr den Namen »Bokko-chan« und setzte sie auf einen Hocker hinter der Bar, so daß die Kunden sie nicht aus zu großer Nähe betrachten konnten.
Also erschien eines Tages ein neues Mädchen an der Bar, das von den Gästen freundlich begrüßt wurde. Sie benahm sich zufriedenstellend, bis man ihr andere Fragen stellte als die nach ihrem Namen und Alter. Und trotzdem erkannte zum Glück niemand, daß sie ein Roboter war.
»Wie heißt du, Baby?«
»Bokko-chan.«
»Wie alt bist du?«
»Ich bin noch jung.«
»Nun – wie jung bist du denn?«
»Ich bin noch jung.«
»Ich fragte, wie jung du bist!«
»Ich bin noch jung.«
Glücklicherweise war der Gast an der Bar höflich genug, die Frage nach dem Alter nicht weiter zu verfolgen.
»Hübsches Kleid hast du an, eh?«
»Hübsches Kleid habe ich an, was?«
»Was magst du am liebsten?«
»Was ich am liebsten mag?«
»Möchtest du ein Glas ... sagen wir ... Gin Fizz?«
»Ich möchte ein Glas ... sagen wir ... Gin Fizz.«
Bokko-chan lehnte niemals ein Getränk ab. Auch wurde sie nie betrunken.
Hübsch, jung, charmant und nett war sie – es bereitete Vergnügen, mit ihr zu plaudern. Bald sprach sich die Anwesenheit des neuen Mädchens herum, und die Anzahl der Besucher in der Bar nahm erheblich zu. Und jeder Gast erfreute sich daran, mit der hübschen Bokko-chan einen kleinen Schwatz zu machen. Jeder schien Gefallen an ihr zu finden.
»Wen von uns magst du am liebsten?«
»Wen von euch ich am liebsten mag?«
»Hast du mich gern?«
»Ich habe dich gern.«
»Schön. Dann laß uns zusammen ins Kino gehen.«
»Schön. Wollen wir zusammen ins Kino gehen?«
»Wann wollen wir gehen?«
Immer wenn Bokko-chan etwas gefragt wurde, das sie nicht beantworten konnte, machte sie dem Barbesitzer ein Zeichen, und dieser kam sofort herbeigeeilt.
»He, mein Herr. Es gehört sich nicht, mit einer so kleinen Dame so viel zu flirten.«
Dem beharrlichen Gast blieb nichts übrig, als sich auf die ernsthafte Ermahnung des Barbesitzers hin mit einem verlegenen Grinsen und ohne die Haltung zu verlieren zurückzuziehen.
Ab und zu bückte sich der Barbesitzer zu dem Fuß von Bokko-chan nieder, in dem ein kleiner Plastikbehälter angebracht war. Er schüttete die Cocktails, die sie getrunken hatte, aus diesem Speicher aus, und da er ein sparsamer Mann war, servierte er sie später wieder den Gästen. Allerdings bemerkten die Gäste diesen Vorgang überhaupt nicht. Nie wurden sie müde, die Vorzüge Bokko-chans zu preisen. Sie bewunderten ihre Jugend und ihre Schönheit, ihren ausgeglichenen Charakter, die Tatsache, daß sie nie jemandem zu viel schmeichelte und daß sie vom vielen Trinken nie die Beherrschung verlor. So wuchsen die Beliebtheit und Berühmtheit von Bokko-chan von Tag zu Tag, und damit wuchs auch die Zahl der Gäste an der Bar.
Unter den vielen Bewunderern Bokko-chans befand sich auch ein junger Mann, dessen Gefühle für sie so stark wurden, daß er die Bar jeden Abend besuchte. Abend für Abend versuchte er sie dazu zu überreden, mit ihm auszugehen
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