Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
Rockaufschlägen, die zerrissen, so daß er noch einmal nachgreifen mußte, und schrie ihm ins Gesicht.
»Warum schlage ich Sie nicht zusammen, treibe Ihnen Ihre Gerüchte aus? Ich habe sowieso schon lange keinen mehr zusammengeschlagen. Ich –«
Er schüttelte den gebrechlichen Körper des anderen, dann versetzte er ihm Stöße, boxte auf ihn ein, immer wieder und immer stärker, und der alte Mann stand da wie einer, der von einem Unwetter überrascht wird. Er benutzte nur seine Finger, um sein Gesicht vor den Hieben zu schützen. Und der junge Mann schlug weiter zu und schrie dabei verschiedene Zigarettensorten, seufzte Schokoladennamen, schluchzte Süßigkeiten, bis der alte Mann auf den Boden sank, wo er weitere Schläge, Knüffe und Tritte einstecken mußte. Plötzlich hielt der junge Mann inne und begann zu weinen. Bei dem Geräusch nahm der Alte, der vor Schmerz erstarrt war, die Hände von dem blutig geschlagenen Mund und öffnete die Augen, um voller Erstaunen seinen Gegner anzublicken. Der junge Mann schluchzte.
»Bitte ...«, flehte der alte Mann.
Der junge Mann schluchzte lauter, dicke Tränen kullerten aus seinen Augen.
»Nicht weinen«, sagte der alte Mann. »Wir werden nicht ewig hungrig bleiben. Wir werden die Städte neu aufbauen. Hören Sie! Ich wollte Sie nicht traurig machen, ich wollte nur, daß Sie nachdenken, wohin es uns treibt, was wir tun, was wir getan haben! Sie haben nicht mich geschlagen. Sie meinten jemand ganz anderen. Aber ich kam Ihnen gerade recht. Schauen Sie, ich richte mich schon wieder auf. Es fehlt mir nichts.«
Der junge Mann hörte zu weinen auf und blinzelte zu dem Alten hinunter, der ein verzerrtes Lächeln aufgesetzt hatte.
»Sie ... Sie können nicht einfach herumgehen und die Leute unglücklich machen«, sagte der junge Mann. »Ich hole jemanden, damit Sie das nicht wieder tun können!«
»Halt!« Der Alte rappelte sich auf die Knie. »Nein!«
Aber der junge Mann lief laut schreiend aus dem Park.
Allein gelassen, spürte der Alte wieder die Schmerzen, fand einen seiner Zähne auf der Erde liegen, zwischen den zerstreuten, getrockneten Grasfasern, und hob ihn traurig auf.
»Narr«, sagte eine Stimme.
Der Alte blickte auf.
Ein magerer Mann von etwa Vierzig lehnte an einem nahen Baum, auf seinem Gesicht spiegelte sich der Ausdruck trauriger Neugier.
»Narr«, sagte er noch einmal.
Der alte Mann holte tief Luft. »Sie sind die ganze Zeit über hier gewesen und haben nichts getan?«
»Was – gegen einen Narren ankämpfen, um einen anderen zu retten? Nein!« Der Fremde half ihm beim Aufstehen und klopfte ihm den Schmutz ab. »Ich kämpfe, wenn es sich lohnt. Kommen Sie. Sie gehen mit zu mir nach Hause.«
Wieder holte der alte Mann tief Luft. »Warum?«
»Dieser Junge kann jeden Augenblick mit der Polizei zurückkommen. Ich will nicht, daß man Sie beiseiteschafft. Sie sind eine sehr wertvolle Person. Ich habe von Ihnen gehört, suche Sie nun schon seit Tagen. Großer Gott, und als ich Sie endlich gefunden hatte, da treiben Sie gerade wieder eins Ihrer berühmten Spielchen. Was haben Sie zu dem Jungen gesagt, daß er so böse wurde?«
»Ich sprach von Orangen, Zitronen, Bonbons, Zigaretten. Ich war gerade so weit, um von Spielzeug, Parfüms, Seifen zu reden, als er auf mich losging.«
»Man kann es ihm fast nicht übelnehmen. Ein Teil meiner selbst möchte Sie auch schlagen. Kommen Sie, schnell! Ich höre eine Sirene!«
Schnell gingen sie auf einem Nebenweg aus dem Park.
Er trank den hausgemachten Wein, weil das noch am besten ging. Die Nahrung mußte warten, bis der Hunger stärker wurde als die Schmerzen in seinem gebrochenen Kiefer. Er schlürfte in kleinen Schlucken und nickte.
»Gut. Vielen Dank. Sehr gut.«
Der Fremde, der ihn aus dem Park geführt hatte, saß ihm an einem wackligen Tisch gegenüber, während die Frau mit Sprüngen durchzogene und notdürftig reparierte Teller auf das zerschlissene Tischtuch stellte.
»Die Schlägerei«, begann der Fremde endlich. »Wie kam es denn dazu?«
Bei diesen Worten ließ die Frau fast einen Teller fallen.
»Beruhige dich«, sagte der Mann. »Niemand ist uns gefolgt. Los, erzählen Sie uns, warum Sie sich wie ein Heiliger aufführen, der sich unbedingt zum Märtyrer machen will. Sie sind berühmt, müssen Sie wissen. Alle erzählen von Ihnen. Viele würden Sie gerne hören und sehen. Ich persönlich interessiere mich vor allem dafür, was Sie zu Ihrer Handlungsweise veranlaßt.«
Aber der alte Mann
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