Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
einfach nicht orange.«
Max zog ein Buch aus dem Regal. »Hast du Joan drüben mit diesem Willsey gesehen?«
»Nein. Ich schleiche ihr doch nicht nach, Max.«
»Aber du hast einen Verdacht, ja?«
»Stimmt.«
»Von Nixen und anderen Kreaturen, denen ein norwegischer Wal-Kapitän begegnete« , las Max laut von einem zerschlissenen Buchtitel. »Liest du so was?«
Ken blinzelte. »Nein. Nein. Das tue ich nicht. Das liegt mehr auf deiner Ebene.« Er stand auf. »Und jetzt zu Joan.«
Die Tür der Bibliothek flog auf. »Zwar gibt es keinen Essig«, sagte Joan, »aber trotzdem ist das Essen fertig. Kommt ihr?«
»Natürlich«, erwiderte Ken. »Überleg mal, ob du den Eßzimmertisch wiedererkennst. Mein Vater benutzte ihn, als er einen Film mit Douglas Fairbanks drehte.«
Max stellte das Nixen-Buch wieder zurück ins Regal und folgte den beiden durch den hohen, dämmrigen Korridor ins Eßzimmer.
Alles ringsum war in Mondlicht gebadet. Die ungepflegten Büsche, der große ungemähte Rasen und das hohe stillose Haus der McNamaras. Max saß auf einem Haufen feuchten Farnkrauts und hielt die eine Hand über die helle Kuppe seiner Zigarette. Vom Strand war das Rauschen des Meeres zu hören.
Auf dem Giebel des Hauses thronte eine Kirchturmuhr. Sie zeigte ein Uhr an. Die Dunkelheit war von Froschquaken und Insektengezirpe erfüllt. Max fühlte, wie ihm die Augen zufielen. Er stieß den Zigarettenrauch aus und holte dann ein paarmal tief Luft. Er schüttelte den Kopf und riß die Augen weit auf. Endlich war er wieder einigermaßen wach.
Auf den breiten Marmorstufen, die sich von der Tür an der Seite des Hauses abwärts wanden, erschien eine dunkle Gestalt. Sie bewegte sich die Einfahrt entlang in Richtung auf die Nebengebäude zu. Es war Ken.
Etwas schien nicht zu stimmen. Max trat mit dem Absatz seine Zigarette aus. Er hatte diese Seite des Hauses gewählt, weil sie dem Meer zugewandt war.
Aber Ken ging gar nicht zum Strand. Max folgte ihm, wobei er bemüht war, nicht auf den mit Kies bestreuten Weg zu treten.
Hinter dem Haupthaus standen mehrere verschiedenartige Nebengebäude. Das eine sah wie eine gotische Kathedrale aus, die im Maßstab einer Motelhütte gebaut war. Ein anderes war zweistöckig und ähnelte einem Bankgebäude aus dem Mittelwesten. Dazwischen stand ein Haus, das wie aus Tausendundeiner Nacht wirkte. Und in diesem verschwand Ken. Max hatte den Eindruck, daß er mit größter Behutsamkeit ein Paket vor sich hertrug.
Max schlich an der Seite der maurischen Stukkatur entlang. Flackerndes Licht fiel durch die Fenster.
Direkt hinter diesem Gebäude stand ein anderes, das einer Flugzeughalle glich. Davor war ein Haufen verschiedenster Stühle aufgestapelt. Max wählte drei aus, die noch in einigermaßen gutem Zustand zu sein schienen, und hoffte nur, daß sie nicht zu McNamaras Sammlung zusammenbrechender Möbel gehörten. Inmitten eines Gewirrs georgianischer Eßzimmerstühle entdeckte er ein paar lose Tischplatten.
Er schleppte alles an das runde Fenster heran, legte ein Brett über zwei Stühle und stellte den dritten obenauf. Dann kletterte er selbst hinauf.
In dem unter ihm liegenden Raum brannte eine Messinglampe. Alles war mit alten Gegenständen aus McNamaras orientalischen Filmen vollgestopft. Berge von schmiedeeisernen Gittern und Stapel von vergoldeten Spalieren. Ein Wirrwarr von Pfauenfedern und gemusterten Seidenstoffen, Messinggongs und Silberlüstern. Inmitten dieses Durcheinanders ausgedienter Kulissenstücke befand sich ein richtiger Teich. Er war groß, sein Wasser war von einem hellen Technicolor-Grün. Ringsherum gab es richtigen Sand und Buschwerk. Auf einem Felsblock an der Kante des Bassins saß Ken mit einer Salatschüssel auf dem Schoß.
Er tauchte eine Hand in die Schüssel und brachte etwas zum Vorschein, das wie Krabbensalat aussah.
»Diesmal habe ich den Weinessig dazu genommen, LJ«, sagte Ken.
»Mr. LJ befindet sich in einer Konferenz«, sagte eine krächzende Stimme. »Er schlägt vor, daß Sie einen Termin ausmachen.«
»Ziehen Sie noch immer diese Masche auf, LJ?«
»Mr. LJ, bitte.«
»Jedenfalls habe ich heute nachmittag diese Verabredung getroffen. Erinnern Sie sich?«
»Wir werden auf unserem Terminkalender nachsehen.«
Max streckte sich, um zu sehen, wer mit Ken aus dem Teich heraus sprach.
»Ich kann nicht die ganze Nacht hier sitzen und warten, LJ. Jetzt machen Sie schon!«
»Es wird Ihnen gut tun, ihre Sohlen ein wenig im Wartezimmer abzukühlen.
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