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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Ehrlich.«
    »Vögel singen doch, sie machen keine anderen Geräusche.«
    »Nicht immer. Der blaue Eichelhäher imitiert eine Menge Töne. Auch Sperlinge. Und Papageien. Aber wieso imitiert er einen Säbelkampf? Wo hat er das gehört?«
    »Sie sind ein richtiger Junge vom Land, nicht wahr, Jim? Bienen und Eichelhäher und Sperlinge und all das ...«
    »Schätze, ja. Aber was ich fragen wollte: Warum haben Sie gesagt, daß ich keine schöne Kindheit gehabt hätte?«
    »Oh, wenn einer nicht Alice kennt und nie ein Picknick mitgemacht hat und andauernd eine Modelljacht haben möchte ...!« Linda schraubte eine dunkle Flasche auf. »Möchten Sie etwas Wein haben?«
    »Sie halten sich besser etwas zurück«, warnte er.
    »So hören Sie doch auf, Jim. Ich bin schließlich keine Trinkerin.«
    »Sind Sie nun gestern vor Trunkenheit umgekippt oder nicht?«
    Sie gab auf. »Also gut, es war so, aber nur, weil ich seit Jahren nichts mehr getrunken habe.«
    Es freute ihn, daß sie nachgab. »Natürlich. Das klingt logisch.«
    »Also? Trinken Sie was mit mir?«
    »Warum eigentlich nicht?« Er lächelte. »Warum sollen wir uns nicht das Leben ein bißchen schön machen. Das Picknick gefällt mir ausgezeichnet. Und die Teller sind so hübsch. Wo haben Sie die her?«
    »Von Abercrombie & Fitch«, erwiderte Linda todernst. »Rostfreies Stahlbesteck für vier Personen, neununddreißig Dollar fünfzig. Prost.«
    Mayo brach in Lachen aus. »Das war wirklich blöd von mir, nicht wahr, mich wegen all dem so aufzuregen? Trinken wir darauf!«
    »Trinken wir darauf.«
    Sie tranken und aßen in friedlicher Stille und lächelten einander an. Linda zog ihr Seidenhemd aus, um sich in der strahlenden Sonne zu bräunen. Und Mayo hängte es höflich auf einen Zweig. Plötzlich fragte Linda: »Warum haben Sie keine schöne Kindheit gehabt, Jim?«
    »Ich weiß nicht.« Er dachte darüber nach. »Ich glaube, weil meine Mutter schon starb, als ich noch ganz klein war. Und noch etwas. Ich mußte viel arbeiten.«
    »Warum?«
    »Mein Vater war Lehrer. Sie wissen doch, wie schlecht die bezahlt sind.«
    »Ach, deshalb sind Sie gegen die Eierköpfe.«
    »Bin ich das?«
    »Natürlich. Aber das soll keine Beleidigung sein.«
    »Vielleicht stimmt es sogar«, gab er zu. »Das war eine ganz üble Überraschung für meinen alten Herrn, wie ich mich in der Oberschule aufführte, wo er doch die ganze Zeit einen kleinen Einstein im Haus haben wollte.«
    »Machte das Fußballspielen Spaß?«
    »Nein, eigentlich nicht als Spiel. Fußball ist ein Geschäft. He, da muß ich gerade daran denken, wie wir als Kinder immer die Seiten ausgezählt haben. Ich und du, Müllers Kuh, Müllers Esel, das bist du.«
    »Wir haben immer gesagt: Eins zwei drei vier fünf sechs sieben, wo ist meine Frau geblieben, ist nicht hier, ist nicht da, ist wohl in Amerika.«
    »Das kenne ich nicht.«
    »Ich lieb' dich, du liebst mich, ich liebe Jungs, und die Jungs lieben mich.«
    »Ich möchte wetten, daß das stimmt«, sagte Mayo ernst.
    »Nein, ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich war immer zu dick.«
    Er setzte eine erstaunte Miene auf. »Aber Sie sind nicht dick«, versicherte er. »Sie sind gerade richtig. Vollkommen. Und gut gebaut. Das habe ich festgestellt, als wir das Klavier wegtrugen. Für ein Mädchen haben Sie kräftige Muskeln, besonders in den Beinen, und das ist wichtig.«
    Sie errötete. »Hören Sie auf, Jim.«
    »Nein. Wirklich.«
    »Noch etwas Wein?«
    »Bitte. Und nehmen Sie doch auch noch etwas.«
    »Gut.«
    Ein lauter Donnerschlag ertönte, darauf folgte das Aufbrüllen eines zusammenstürzenden Gebäudes.
    »Wieder ein Wolkenkratzer«, sagte Linda. »Wovon haben wir gerade gesprochen?«
    »Über Spiele«, erwiderte Mayo. »Bitte, entschuldigen Sie, daß ich mit vollem Mund gesprochen habe.«
    »Gibt es in New Haven auch die Spiele, bei denen man ab wechselnd singt?« Linda räusperte sich und sang: »Jetzt fahrn wir übern See, übern See, jetzt fahrn wir übern See ...«
    »Linda!« rief Mayo beeindruckt aus. »Sie singen wirklich gut.«
    »Ach wo!«
    »Doch, wirklich. Sie haben eine schöne Stimme. Bestreiten Sie es nicht. Warten Sie mal, ich muß gerade was überlegen.« Er schwieg und blickte nachdenklich vor sich hin. Ohne es zu merken, trank er sein Glas leer und ließ es geschehen, daß Linda nachfüllte. Endlich war er zu einem Entschluß gekommen. »Sie müssen Musik studieren.«
    »Sie wissen, wie gern ich das möchte, Jim.«
    »Ich bleibe also noch ein bißchen

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