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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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schwieriger aufzutreiben als Fernsehingenieure.«
    Er lächelte und ging davon. Aber nach dem Essen wurde der wahre Grund seines Spazierganges klar, als er ein Blatt mit Noten hervorzog, es auf das Klavier legte und Linda zum Sessel führte. Sie war erfreut und gerührt.
    »Jim, Sie sind ein Engel. Wo haben Sie das her?«
    »Aus dem großen Appartementhaus auf der anderen Straßenseite. In der vierten Etage hinten. Name: Horowitz. Sie haben auch eine Menge Schallplatten dort. Junge, Junge, ich kann Ihnen sagen, das war ganz schön kniffelig, so allein in der Dunkelheit, nur mit Streichhölzern. Und wissen Sie, was komisch war? Der ganze obere Teil des Hauses ist voll von Glop.«
    »Glop?«
    »Ja. Das ist eine Art weiße geleeartige Masse, nur ist sie hart. Wie reiner Beton. Aber jetzt schauen Sie her. Sehen Sie diese Note? Das ist ein großes C. Das mittlere C, das ist diese weiße Taste hier. Am besten ist es wohl, wenn wir uns zusammen hinsetzen. Rücken Sie ein bißchen ...«
    Zwei Stunden lang arbeiteten sie so konzentriert, daß sie dann völlig erschöpft in die Schlafzimmer taumelten und nur noch ganz mechanisch ›Gute Nacht‹ sagten.
    »Jim«, rief Linda.
    »Ja?« Er gähnte.
    »Möchten Sie eine meiner Puppen mit zu sich ins Bett nehmen?«
    »Nein, danke. Vielen Dank, Linda, aber Männer interessieren sich eigentlich nicht für Puppen.«
    »Dann eben nicht. Na, macht nichts. Morgen werde ich für Sie etwas vorbereiten, das Männer wirklich interessiert.«
     
    Am nächsten Morgen wachte Mayo durch ein lautes Klopfen an seiner Tür auf. Er richtete sich im Bett auf und versuchte, die Augen aufzumachen.
    »Ja? Wer ist dort?« rief er.
    »Ich bin's, Linda. Darf ich hereinkommen?«
    Hastig warf er einen Blick durchs Zimmer. Es war aufgeräumt. Der Teppich war sauber. Die kostbare Schondecke hatte er fein säuberlich zusammengefaltet auf den Ankleidetisch gelegt.
    »Ja. Kommen Sie herein.«
    Linda kam in einem hübschen, duftigen Sommerkleid herein. Sie ließ sich auf der Bettkante nieder und gab Mayo einen freundschaftlichen Klaps auf die Wange. »Guten Morgen«, sagte sie. »Hören Sie zu. Ich muß Sie für ein paar Stunden allein lassen. Ich habe etwas zu erledigen. Das Frühstück steht auf dem Tisch. Zum Mittagessen bin ich wieder hier. In Ordnung?«
    »Natürlich.«
    »Sie werden sich doch nicht langweilen?«
    »Wohin gehen Sie?«
    »Das erzähle ich Ihnen, wenn ich wieder hier bin.« Sie streckte die Hand aus und strich ihm über das Haar. »Seien Sie schön brav und passen Sie gut auf sich auf. Ja, und noch etwas. Gehen Sie nicht in mein Schlafzimmer.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich habe es nur auf alle Fälle gesagt.«
    Sie lächelte ihm zu und ging hinaus. Wenige Minuten später hörte Mayo, wie der Motor des Jeeps ansprang und sie davonfuhr. Sofort stand er auf und lief in Lindas Schlafzimmer, wo er sich umblickte. Der Raum war so sauber und aufgeräumt wie immer. Das Bett war gemacht; darauf saßen, nebeneinander aufgereiht, die Puppen. Dann erblickte er es.
    »Jesus!« stieß er aus.
    Auf dem Boden stand das Modell eines aufgetakelten schnellen Segelschiffs. Die Masten und die Takelung waren in Ordnung, aber vom Rumpf blätterte die Farbe ab, und die Segel waren zerfetzt. Es stand vor Lindas Kleiderschrank. Neben ihm der Nähkorb. Sie hatte bereits einen neuen Satz weißer Leinensegel ausgeschnitten. Mayo kniete vor dem Modell nieder und berührte es behutsam.
    »Ich werde es schwarz anmalen, mit einer goldenen Linie ringsherum«, murmelte er. »Und ich werde es Linda N. nennen.«
    Er war so gerührt, daß er kaum sein Frühstück aß. Er badete, zog sich an, ergriff sein Gewehr und eine Handvoll Patronen und ging im Park spazieren. Er wandte sich nach Süden, vorbei an den Spielfeldern, den Karussells, dem zerstörten Rollschuhfeld, und dann verließ er den Park und schlenderte die 7. Avenue hinunter.
    Auf der 50. Straße wandte er sich nach Osten und verbrachte eine lange Zeit damit, die zerfetzten Plakate zu entziffern, auf denen die letzte Vorstellung in der öffentlichen Sendehalle des Rundfunks angekündigt war. Dann ging er wieder nach Süden. Mit einem Ruck blieb er stehen, als er plötzlich das klappernde Geräusch von Stahl vernahm. Es hörte sich an, als würden gewaltige Säbel gegeneinanderschlagen. Aus einer Seitenstraße kam eine kleine Herde Zirkuspferde, die durch den Lärm aufgeschreckt schien. Ihre unbeschlagenen Hufe schlugen dumpf auf das Pflaster auf. Das Geräusch von

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