Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
schien der kleine Mann etwas unsicher. »Tja, das weiß ich eigentlich nicht genau.«
»Nicht viel Platz da drinnen – für einen Mechanismus«, sagte Brandon und spähte durch das Loch in das Innere.
»Aber mein lieber Herr!« rief der Besitzer aus. »Damals gab es keine Mechanismen.«
»Wie, zum Teufel, hat es dann die Musik hervorgebracht?«
Der Besitzer schüttelte den Kopf.
Brandon legte den Gegenstand auf den Tisch zurück. »Wozu ist es dann heute noch gut?«
»Aber bedenken Sie doch, mein Freund. Jahrhunderte vor dem letzten Krieg wuchs auf der Erde ein Baum, einer von Millionen vielleicht, und dies – dies war ein Teil seines lebenden Gewebes. Ein Meister hat es mit seinen eigenen Händen geformt, denn in jenen Tagen gab es noch keine Maschinen. Es ist aus Holz gemacht, dem seltensten Material in der ganzen Galaxis. Und es ist ein außerordentlich schönes Stück. Wunderbar. Für die Wand, oder vielleicht um auf den Tisch zu legen ...«
»Schönes Stück oder nicht – wenn ich ein Musikinstrument kaufe, dann will ich damit auch Musik machen. Ich habe siebenhunderteinundsechzig Feuerzeuge zum Funktionieren gebracht, und es sollte mir doch gelingen, aus diesem Ding hier Musik herauszulocken – wie nannten Sie es doch gleich?«
»Violine.«
»Es müßte doch Bücher geben, in denen steht, wie es funktioniert.«
Der Besitzer nickte. »Bestimmt gibt es in der Universitätsbibliothek welche.«
»Wieviel kostet es?«
»Zehntausend.«
Brandon starrte ihn fassungslos an. »Das ist ja lächerlich! Das Ding hier ist kaputt, es funktioniert nicht, und wahrscheinlich fehlen alle möglichen Teile. Schließlich ist es ja nichts weiter als eine Kiste!«
»Ein echtes, antikes Stück«, fuhr der Besitzer auf. »Echtes Holz. Fast tausend ...«
»Guten Morgen!«
Wütend warf Brandon die schwere Tür hinter sich zu.
Sein Chauffeur sprang aus dem Wagen und erwartete ihn. Einen Moment blieb Brandon in Gedanken versunken stehen. Es war Zeit, daß er ein anderes Hobby entwickelte. Er verlor allmählich das Interesse an den Feuerzeugen. Es gab keine besonderen Arten mehr, zu keinem Preis. Und dann – Holz! Harry Morrison hatte nicht das kleinste Stückchen Holz in seiner ganzen großen Sammlung.
Brandon drehte sich um und betrat noch einmal den Laden. »Ich werde es nehmen«, sagte er.
Morrison legte sein Vergrößerungsglas beiseite und nickte ernst. »Ja«, sagte er. Mit den sorgfältig manikürten Fingern strich er über seine schmalen Wangen. Die Nägel waren hell blau gefärbt. Brandon blickte ihn stirnrunzelnd an. Er hielt Morrison für einen Gecken.
»Ja«, wiederholte Morrison. »Es könnte wirklich ein guter Fund sein.«
»Das dachte ich mir schon«, antwortete Brandon.
»Oder aber –« Morrison legte den gutgeformten Kopf mit den schon leicht grauen Haaren etwas zurück und blickte gegen die Decke – »oder auch nicht. Lassen Sie einmal das Bild sehen. Ah – ja, ja. Man sieht genug. Angenommen, dieser Bursche hier ist der Musiker, der darauf spielt. Zu schade, daß er das eine Ende unter den Arm geklemmt hat. Ist das das beste Bild, das Sie auftreiben konnten?«
»Es ist das einzige, das ich finden konnte.«
»Soso. Tja. Nun, offensichtlich fehlen ein paar Stücke. Diese Dinge ...«
»Saiten«, bemerkte Brandon lebhaft.
»Sie scheinen der ganzen Länge nach daran entlangzulaufen. Obgleich man nicht feststellen kann, wie sie befestigt sind, weil der Mann seinen Arm davorhält. Und was, zum Teufel, hat er denn da in der anderen Hand? Sieht wie ein langer Stab aus.«
»Das wissen wir nicht genau. In der Beschreibung steht nichts davon.«
»Ach ja – die Beschreibung. Lassen Sie mich hören.«
Brandon las vor: »Violine. Sie ist das wichtigste der Streichinstrumente und Klangträger des Orchesters. Sie ist mit vier Saiten bespannt. Der Resonanzkörper besteht aus Decke, Boden und den beide Teile verbindenden Zargen. Vielleicht gehört noch mehr dazu, aber dies war ein sehr altes Buch, und leider fehlten einige Seiten.«
Noch einmal blickte Morrison auf das Bild und schüttelte den Kopf. »Anscheinend fehlen einige Stücke. Und es gibt auch keinen Hinweis darauf, was eigentlich das Wichtigste von allem ist. Wie spielt man sowas?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Brandon. »Selbst Professor Weltz hat nicht die leiseste Ahnung. Er wird sie sich einmal genau ansehen. Er hat sie fotografiert und ihre Maße genommen, und er hat vor, sie zu kopieren.«
»Aus Holz?« fragte
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