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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Die Öffnung war groß genug, daß ein Mann hindurchkriechen konnte. Während der letzten halben Stunde war Jimsy nicht von der Seite seiner Arbeiter gewichen, er versuchte, an ihren Köpfen vorbei, unter ihren Armen hindurch mit einer Taschenlampe in die undurchdringliche Dunkelheit zu leuchten. Als die beiden Arbeiter, die wie alle Bewohner des Mittelmeerraumes einen Sinn für das Dramatische besaßen, aufstanden, sich vor Jimsy verbeugten und auf die Öffnung deuteten, kroch Jimsy, die Stablampe in der Hand, hindurch, dicht gefolgt von Dr. Makkas.
    Nach den ersten kurzen Blicken auf den ebenen Boden des großen Rundbaues, der zentimetertief von feinem Staub bedeckt war, fühlte sich Jimsy enttäuscht. In einem Halbkreis von sechs Metern Durchmesser, rings um die Stelle, an der die beiden Männer aufrecht standen, war nichts zu sehen als der dicke, weiche Teppich feinen Schutts. Als Jimsy aber wenige Meter in die Höhle vordrang und die Lampe hochhielt, um an der gekrümmten Wand entlangzuleuchten, bemerkte er etwas, das ihn den Atem anhalten ließ. Auf einem großen Haufen lagen zerbrochene Steinfiguren. Köpfe, Körper, Arme, Beine, Hände und Füße lagen wild durcheinander. Es waren menschliche Gestalten, und das Erstaunlichste, das Unerklärlichste an ihnen war, daß sie so kunstvoll und lebensnah gestaltet waren, daß sie einem Phidias oder einem Michelangelo Ehre gemacht hätten. Jimsy hob eine Hand auf, Dr. Makkas einen Fuß, der am Rande des Haufens lag, und sie trugen sie zurück zur Öffnung und an das Tageslicht. Nie zuvor hatte einer von ihnen eine so genaue, so feine und echte Nachahmung der Natur gesehen. Die kleinste Falte in der Haut an der Hand, jede Unebenheit am Fingernagel, die Linien und Fältchen am Fuß, alles war von einer hohen, künstlerischen Vollkommenheit. Es ließ sich einfach nicht erklären.
    Jimsy und der Experte waren zu verwirrt, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie verbrachten den Rest des Tages damit, soviel wie möglich ihrer phantastischen Funde herauszuschaffen. Die beiden Arbeiter verbrachten die Nacht damit, den Eingang zu dem Grab zu vergrößern, während Jimsy, der sich unruhig auf seiner Lagerstatt hin und herwälzte, nicht allzu glücklich war. Er hatte gehofft, als er das erstemal das Mauerwerk in der Schlucht entdeckt hatte, Funde zu erzielen, die er mit Hilfe eines Experten historisch oder, besser gesagt, prähistorisch bestimmen könnte. In Gedanken hatte er einen neuen Ausstellungsraum im Museum von Athen vor sich gesehen. Statt dessen mußte er feststellen, daß er auf ein unterirdisches Lager gestoßen war, in einem Grab, das sehr wohl dreitausend Jahre oder noch älter sein mochte, das aber Artefakten barg, die, ganz gleich, woher sie nun wirklich stammten, unmöglich früher als zwei Jahrtausende später geschaffen worden sein konnten.
    Die nächsten zwei oder drei Tage machten sie sich daran, die zerbrochenen Teile der Steinfiguren auf dem Boden des Grabes auszubreiten, das jetzt durch einen weit vergrößerten Eingang vom Tageslicht erhellt wurde. Die Bruchstellen waren alle sauber und deutlich zu erkennen, der Stein selbst war weiß und hart wie Marmor; und Jimsy und Dr. Makkas hatten keine Schwierigkeiten, die Köpfe, Körper und Glieder richtig aneinanderzuordnen. Aber jetzt begann ein neues Ratespiel. Der Bildhauer, wer immer er auch gewesen war, hatte alle konventionellen, künstlerischen Aspekte außer acht gelassen. Kaum eine der Statuen konnte, wenn sie zusammengelegt war, für sich in Anspruch nehmen, schön oder gar würdig auszusehen. Die Körper waren zumeist mißgestaltet oder unterer nährt; die Gesichter sahen bösartig, manche sogar abstoßend aus. Und die Arme und Beine nahmen die seltsamsten Stellungen ein, wenn sie richtig an den Körper angelegt waren. Ellbogen und Knie waren gebeugt, der eine Fuß einer Figur stand flach auf dem Boden, der andere auf Zehenspitzen; kaum eine Statue stand, nachdem sie richtig zusammengesetzt war, aufrecht auf den Füßen. Alle hielten den Kopf in etwa der gleichen Höhe. Aber das Erstaunlichste an ihnen entdeckten sie erst drei Tage später. Inzwischen hatten die Arbeiter einige der Figuren zu den Holzhütten getragen und sie dort in das volle Sonnenlicht auf einen Tisch gelegt, damit man sie besser betrachten konnte. In dem trüben Licht des Grabes hatte es so ausgesehen, als wären sie alle kahlköpfig; der Bildhauer schien sich nicht die Mühe gemacht zu haben, bei irgendeiner der Figuren

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