Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

die geladene Fläche zu durchqueren, hatten den Tod gefunden.
    Nein, Eins! Du hast durch dein Verhalten Unglück verursacht, du hast deine Kameraden auf dem Gewissen ...
    »Ja, Zwei?«
    Die aufkommende Nervosität des anderen lenkte Eins von seinen Überlegungen ab.
    »Eins, ich glaube, der Mond geht auf!«
    Es stimmte. Die ersten Strahlen fielen über die ihnen gegenüberliegende Wand, und bald würden sie über die Tische gleiten und sie ihrer Geheimnisse berauben. Dann würde Eins wissen, was Erwin Allen und seine Mitarbeiter für sie vorbereitet hatten. Zwei raste an das Gitter, rief allen Vierern in den Käfigen Nachrichten zu, und nach und nach wachte die ganze Kolonie auf. Die weiblichen Ratten würden beginnen, zernagtes Papier hin- und herzubewegen – als würde sie das vor kommendem Unheil beschützen. Eins wußte auch, daß die männlichen Ratten die Vierer beobachten würden, ihnen aus dem Wege gehen würden, während sich diese vor- und zurückbewegten, um Daten zu sammeln. Zwei tat das gleiche. Während er, den Kopf zurückgelegt und die Barthaare gesträubt, versuchte, die Signale von den anderen Käfigen aufzunehmen, blickte er noch immer wachsam um sich. Der Mond schickte seine Strahlen durch den Raum, und Eins fühlte fast das Licht, wie es auf seine Pfoten und die blinzelnden Lider fiel.
    »Eins, sie sehen einen Computer!« meldete Zwei und begab sich dann wieder auf seinen Posten. Er zitterte vor Erregung.
    Eins stellte die Barthaare auf. »Was für einen Computer?«
    »Einen großen – ich sehe ihn jetzt selbst – wenigstens sieht er wie ein Computer aus.«
    »Was steht vorn auf dem Instrumentenbrett, Zwei?«
    »Ich kann es nicht genau erkennen! Oh, Gott! Drähte! Eins, es ist wieder etwas mit Elektrizität! Drähte führen zu den Käfigen!«
    »Wie viele Käfige? Beruhige dich doch, Zwei.«
    »Ich weiß es nicht – sie stehen überall auf dem Boden herum! Es müssen Hunderte sein!« Eins erhob sich langsam und ging auf das Gitter zu. Zwei drückte sich neben ihn und begann zu zittern. »Eins, ich glaube nicht, daß ich diese elektrischen Schläge ertragen kann! Meine Füße sind so weich! Ich bin schließlich in einem Käfig groß geworden.«
    »Sei still, wir sind alle in Käfigen aufgezogen.« Barsch stupste er Zwei mit der Nase und drückte sich gegen das Gitter, sich vergeblich bemühend, etwas zu erkennen. »Sag ihnen, sie sollen still sein.« Zwei schluckte mehrmals, um die Trockenheit in seinem Mund zu beseitigen, und lief, Befehle lispelnd, am Gitter entlang. Die anderen Ratten verstummten, lediglich eine Stimme ertönte von der anderen Seite des Raums.
    »Ist das ein Vierer? Was sagt er?«
    Zwei lief zur äußersten Ecke des Käfigs und tauschte eine Botschaft aus, die über eine ganze Kette von Vermittlern lief, dann berichtete er über die Schulter hinweg, wie die Antwort lautete.
    »Auf einem Tisch liegen Stöße von Zeitungen oder wissenschaftlichen Magazinen ...«
    »Das wird es sein.«
    »... Journale wahrscheinlich.«
    »Auch gebundene Bücher?«
    »Nur einzelne Hefte.«
    »Ganz neu also. Was für Journale?«
    »... kann die Titel nicht lesen ...«
    »Auch nicht den obersten?«
    »... jetzt hab' ich's. Das Journal ... des ... Instituts ...«
    »Wovon? Was für ein Institut?« Eins war hellwach.
    »... der Radio Ing ...«
    »Die Zeitschrift für Radio-Ingenieure!« Eins hob angestrengt den Kopf und hielt den Atem an, als der Name Allen in seiner Erinnerung herumschwirrte. Brüsk rief er Zwei und forderte ihn auf, achtzugeben. »Du beschreibst mir jetzt die Ausrüstung ganz genau, Zwei. Es muß doch hell genug sein – ich kann es sogar fühlen.«
    »Käfige, Eins, wie ich schon sagte.«
    »Wie groß?«
     
    »Groß – größer als dieser hier – Platz für vielleicht vierzig Ratten in jedem.«
    »Und was noch?«
    »Dieses große Ding – dieser Computer – ich habe schon oft Computer gesehen, aber an diesem hier sind so seltsame Drähte!«
    »Was ist mit den Drähten?«
    »Sie laufen aus dem großen Schrank heraus, Eins – aus der ganzen Vorderseite.«
    Fred Eins senkte die Stimme bis zu einem Flüstern. »Schon gut, jetzt hör zu – dies ist sehr wichtig: Siehst du irgendwelche Knöpfe?«
    »Knöpfe, Eins?«
    »Knöpfe! In den Käfigen!«
    Zwei entfernte sich ein Stückchen und rief den Vierern, die sich in den unteren Käfigen befanden, zu, das Innere der Käfige zu beschreiben. Dann kam er zurück, seine Bewunderung überwog seinen Schrecken. »Eins, stell dir vor, du