Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum
Gewalt angewendet werden muß, benötigen wir einen Mann wie Chef Bane.« Manfreds Gesicht war plötzlich müde und mutlos. »Wir haben einige von ihnen zur Verfügung, für die Schmutzarbeit. Wir sind zu sauber dazu. Aber wir sind nicht völlig immun, nicht wahr, Hynes?«
Jimmys Mund zuckte unmerklich, als er antwortete:
»Sie brauchen mir das nicht alles zu erklären, Sir, denn ich weiß es.«
Manfreds Grinsen war kurz und kalt.
»Sicher, Hynes, Sie wissen es, aber auch Friedenswächter sind anfällig. Selbst im Hauptquartier wird ausgewechselt. Es kann geschehen, daß Sie ins Büro kommen und an der Stelle eines guten Bekannten einen Fremden vorfinden. Keine Sorge, Hynes. Sie scheinen sehr widerstandsfähig und immun zu sein. Ich werde Sie weiterempfehlen. Aber niemals dürfen Sie in Ihrer Wachsamkeit nachlassen – achten Sie auf sich.«
»Ja, Sir.«
»Der Fall Hopkins ist wie ein Test, Hynes, auch für mich. Es ist wichtig, genau zu wissen, wieviel Sie vergessen müssen, wieviel Sie behalten dürfen. Beides ist genau ausgewogen. Vergessen Sie zu wenig, Hynes, dann sind Sie verloren. Vergessen Sie zuviel, werden Sie ausgelöscht. Niemand weiß, wie lange man mit einem nur zum Teil funktionierenden Gehirn leben kann, ohne einen Fehler zu begehen. Ist Ihnen nicht gut, Hynes?«
»Doch, Sir.«
»Gut. Dann passen Sie auf.«
Leutnant Manfred ließ den Kopf des Mannes Nummer sechsundsiebzig los und zog ein Kästchen aus der Tasche. Er öffnete es und entnahm ihm eine Injektionsspritze.
»Halten Sie ihn, Hynes.«
Die Nadel bohrte sich in das welke Fleisch. Sekunden später spürte Jimmy, wie sich die Haut unter seiner Hand straffte. Das Leben kehrte in das konservierte Überbleibsel vergangener Zeiten zurück.
In knappem Ton sagte Leutnant Manfred:
»Hauptquartier, Chef Bane! Hören Sie mich? Chef Bane, Hauptquartier! Ein dringender Fall, Sir ...«
Jimmy spürte, wie das Fleisch unter seinen Händen hart wurde. Dann erhielt er einen heftigen Stoß und wurde gegen die Wand geschleudert. Bane schüttelte den Kopf und stand auf. Seine schlummernden Kräfte waren erwacht. Ein hartes Lächeln entstellte seine Züge. Die Augen lebten wieder und waren grau wie Metall. Unter seiner Haut schwollen die Muskeln.
»Was, zum Teufel, habe ich hier unten zu suchen?«
»Sie hatten einen Zusammenstoß mit rauhen Burschen, Chef. Wir mußten Sie behandeln.«
»Mich?«
»Ja, erinnern Sie sich nicht mehr?«
Bane starrte Manfred an. Er schüttelte den Kopf.
»Und wenn ich es nicht tue? Aber zeigt mir die Kerle, ich werde es schon aus ihnen herausprügeln.«
»Da ist zuerst eine andere Aufgabe, Chef Bane. Niemand außer Ihnen wird mit ihr fertig. Wir vertrauen auch niemand außer Ihnen Sir.«
Bane stieß seinen mächtigen Kopf nach vorn. Seine Finger krümmten sich.
»Was also ist los?«
Leutnant Manfred öffnete den Nylonsack und zog eine Uniform daraus hervor. Bane kleidete sich an. Die weichen Stiefel paßten. Er bewegte sich, als hätte er niemals unter Einwirkung einer Droge geschlafen.
Als er endlich angekleidet war, stand er vor Manfred und Jimmy und klopfte sich ärgerlich an den Gürtel.
»Und meine Fünfundvierziger? Wo ist sie?«
»Hier im Sack«, sagte Manfred schnell. Der Ausdruck von Neugier und Abscheu verschwand genauso schnell wieder von seinem Gesicht. »Ich werde Ihnen draußen Ihre Waffe geben.«
Chef Bane starrte ihn an.
»Wer sind Sie, daß Sie mir Befehle erteilen wollen?«
»Ich bin der einzige, der es kann, Bane. Oder haben Sie vergessen, daß ich Ihr Vorgesetzter bin, der Kommissar?« Er lächelte. »Gehen wir.«
Vor der Tür zum Apartment dreihundertsieben nahm Leutnant Manfred den Revolver aus dem Nylonsack und reichte ihn Bane. Er schloß dabei die Augen, um die Waffe nicht sehen zu müssen. Chef Bane riß ihm den Revolver fast aus der Hand, grunzte befriedigt und ließ die Trommel rotieren.
Die Tür wurde geöffnet, ehe Bane sich dagegenwerfen konnte.
Das metallische Klicken hinter den Mauern erweckte sein Interesse. Mit schiefgelegtem Kopf lauschte er. Er konnte diese technischen Neuheiten noch nicht kennen, denn sie waren erst Jahre nach Beginn seiner Quarantäne erfunden worden.
Jimmy machte Platz, damit Bane an ihm vorbei in die Wohnung stürzen konnte.
Drinnen hatte sich nur der Blutfleck auf dem Teppich verändert. Er war größer und dunkler geworden. Bane trat über die Leiche hinweg und betrachtete stirnrunzelnd die Tür zum Schlafzimmer.
Jimmy sah, wie Leutnant Manfred
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