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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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wurde hell.
    Bane lehnte an der Wand neben der Tür, deren Trümmer überall verstreut herumlagen. Er preßte die rechte Hand gegen den Leib. Zwischen den Fingern quoll es rot hervor.
    »Er hat sie schneller erwischt, als ich es verhindern konnte.« Banes Stimme war immer noch kräftig, aber er sprach langsamer als sonst. Zwischen seinen einzelnen Worten waren lange Pausen. »Dann war er tot.« Er lachte, und es klang, als sei er am Ersticken. »Sauberer Kopfschuß, würde ich sagen. Er ist weg, für immer weg ... erledigt ...«
    Langsam sank Bane zu Boden. Für einen Augenblick wurde sein Blick starr und ausdruckslos, so als empfinde er plötzlich Furcht und Schrecken vor dem, was er gesagt hatte. Dann kippte er um.
    Leutnant Manfred ging in das Schlafzimmer und kam sofort zurück. Seine Bewegungen waren langsam und automatisch. Er zögerte, aber dann kniete er sich neben Bane auf den Boden.
    »Das war sein letzter Einsatz für uns. Er hat vier Löcher im Körper.« Er legte eine Hand vor seine Augen, als wolle er sie daran hindern, das Unaussprechliche zu sehen. »Sie tun es so gern und fühlen sich wohl dabei, was aber soll geschehen, wenn sie alle nicht mehr sind? Leute wie Bane ...? Wer soll die Arbeit tun, wenn wir sie nicht mehr haben, Hynes?«
    Jimmys Lippen waren so steif, daß er sie kaum bewegen konnte.
    »Vielleicht brauchen wir bald keine mehr«, sagte er.
    »So?« Leutnant Manfred nahm die Hand weg und sah auf Bane hinab. »Sieht er nicht glücklich aus? Irgend etwas an der ganzen Sache ist schön und schrecklich zugleich. Man könnte sie beneiden. Und manchmal wünsche ich mir, ich könnte mich erinnern ...«
    Jimmy lehnte noch immer gegen die Wand.
    »Wer war er – ich meine früher?«
    »Ein Polizeichef. Natürlich nicht von der Friedenspolizei.«
    Schon eine Minute später kam der Reinigungstrupp. Sie trugen Spezialanzüge, die sich äußerlich nicht von gewöhnlicher Zivilkleidung unterschieden. Mit ihren Sprühpistolen machten sie sich sofort an die Arbeit.
    Zuerst die Auflösungsflüssigkeit.
    Dann der Sterilisationsspray.
    In der Zwischenzeit rief Leutnant Manfred die Zentrale an.
    »Leutnant Manfred hier, Einsatz K-58. Erledigt. Buchen Sie Apartment dreinullsieben als frei. Gesäubert. Danke.«
    Er legte den Hörer auf.
    Die Überreste der Toten lösten sich auf und verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. Ein antiseptischer Nebel hüllte alles ein. Als er sich verzog, waren die Räume sauber. Die Männer des Reinigungstrupps gingen.
    Dann sagte Leutnant Manfred plötzlich:
    »Nun, Jimmy? Fertig?«
     
    Jimmy sah ihn an.
    Das Gesicht vor ihm war verschwommen, unklar. Er versuchte zu sprechen, sich von der Wand abzustoßen, aber beides gelang ihm nicht. In seinem Innern hatte sich etwas gelöst ...
    In Leutnant Manfreds Augen glomm Verständnis und Mitgefühl. Sie waren fast freundlich und sanft, sie verrieten die Gemeinsamkeit ihrer unausgesprochenen und nie gedachten Erinnerungen.
    Dann kam die Hand des Offiziers hoch. Die Injektionsspritze wurde sichtbar. Sie näherte sich Jimmys Arm.
    »Sie brauchen sich nicht zu schämen, Hynes. Das kann jedem passieren. Wir wissen zu wenig, und immer wieder kommt es vor ...«
    »Wie oft?«
    »Das wissen wir nicht. Würde es uns helfen?«
    »Müssen wir darum aufeinander aufpassen?«
    »Ja, Jimmy. Und niemand von uns weiß, wie oft er schon versagte. Denn wir vergessen es jedesmal wieder. Wir vergessen oft und lange. Einmal kehrt die Erinnerung nicht zurück, und dann werden wir nichts mehr zu vergessen haben.«
    Es war Jimmy, als zerbräche Glas in seinem Innern.
    »Passiert es überall, jede Nacht?«
    »Was würde Ihnen das Wissen darum nützen, Hynes? Ich glaube, es geschieht oft und überall. Bis Schluß damit ist. Bis es keine Erinnerungen mehr gibt.« Er hustete. Seine Lippen preßten sich zusammen. »So ist das, Hynes. Alles muß völlig sterilisiert werden es darf nichts zurückbleiben, oder es würde überhaupt nichts mehr geben. Keine Zivilisation, meine ich. Habe ich recht, Hynes?« Jimmy sah, wie die Nadel näher kam. Er zuckte zurück. Leutnant Manfred lächelte bitter. »Ich bekomme auch eine Injektion, im Hauptquartier. Keine Sorge, Sie sind kein Ausnahmefall. Wir sind alle gleich.«
    »Ist das die Wahrheit, Sir?«
    »Natürlich – wenigstens bis zum nächstenmal. Glückliche Träume, Friedenswächter Jimmy Hynes ...«
    Als die Nadel ins Fleisch drang, schmerzte es.
    Wie oft schon? dachte Jimmy und fragte sich, ob er immer wieder

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