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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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»Antileben« hatte bisher nicht ganz überwunden werden können. Um mit ihm fertigwerden zu können, hatte der Friedenswächter die Existenz des Unaussprechbaren anzuerkennen – die Existenz eines Killers, eines Monsters, eines Mörders, der vielleicht jetzt irgendwo versteckt auf ihn lauerte. Und nicht nur auf ihn.
    Für kurze Zeit war ein Friedenswächter in der Lage, alle Zusammenhänge zu begreifen. Er verstand warum der allgemeine Friede für den Fortbestand der menschlichen Rasse unumgänglich war. Er wußte auch, daß die schlimmste aller bekannten Seuchen emotioneller Natur war. Selbst das geringste Anzeichen feindseliger Gefühle durfte nicht toleriert werden. Das letzte und tödlichste aller Viren hieß »Antileben«. Es war zugleich auch das ansteckendste. Kein Mensch schien gegen Furcht und Rachsucht immun zu sein. Es gab keine historische Krankheit, die so schnell zu einer alles verheerenden Epidemie werden konnte. Sie mußte ausgerottet werden, oder es würde nie eine wahre Gesellschaftsform geben. Das Virus der Rache hatte zu verschwinden, und mit ihm jenes der Furcht.
    Jede Gemeinde und jede Stadt hat aus diesem Grund ihr mentales Gesundheitszentrum. Seine hauptsächliche Arbeit lag in der Vorsorge. Feindseligkeit mußte an der Wurzel ausgerottet werden und die Wurzel aller Feindseligkeit ist die Furcht. Aus den Augen, aus dem Sinn. Niemand sah oder kannte die Furcht. Man durfte nie von ihr sprechen. Am hellen Tageslicht kann sie nicht existieren, und nachts schläft der Bürger.
    Alle, außer den Friedenswächtern.
    Die Existenz der Furcht durfte auch für einen Friedenswächter nur so lange dauern, wie unbedingt notwendig war, alle Spuren zu beseitigen. Wenn es keine Spuren gab, hatte es die Furcht auch nie gegeben. Die Furcht, aus der alles andere entstand.
     
    Jimmy öffnete die Augen und stieß sich von der Wand ab. Er lächelte längst nicht mehr. Sein Gesicht wirkte älter als vorher. Er blinzelte, und dann konnte er besser sehen; seine Pupillen hatten sich den bestehenden Lichtverhältnissen angepaßt. Nur ein Hauch seltsamer Empfindungen war geblieben, aber es war seine Pflicht, sie zu ignorieren und zu vergessen. Er wurde ganz ruhig und wußte, was er zu tun hatte. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, wenn er die Ausbreitung der Seuche verhindern wollte.
    Er bewegte sich, ohne zu denken oder etwas zu fühlen.
    Neben der Leiche kniete er nieder und untersuchte die Verletzungen. Der Schädel gehörte einem alten Mann. Jimmy betrachtete die Erkennungsmarke, verglich das Foto darauf mit dem Gesicht des Toten. Dann stand er auf und öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
    Im Halbdunkel schwebten zwei blasse Gesichter. Das eine schrie laut auf, während das andere ihn wütend anknurrte. Jimmy schlug die Tür zu.
    Er hatte das eine der beiden Gesichter erkannt. Es gehörte Hopkins, dem Schlafwandler. Es war auch Hopkins Stimme, die jetzt laut rief:
    »Bleibt draußen und laßt mich in Ruhe, oder es geht euch wie dem alten Palmer. Es wird dann noch vielen so gehen!«
    Lois stand immer noch am selben Fleck und starrte gegen die Wand.
    »Was willst du tun?« fragte Jimmy durch die geschlossene Tür.
    »Du brauchst mich nur gehen zu lassen, hörst du? Ich will nur ungestört von hier verschwinden.«
    »Wohin?«
    »Das ist mir egal, wohin. Jedenfalls weg von euch verfluchten Bastarden mit eurem Aufpassen, Spionieren und Herumnörgeln.«
    »Warum?«
    »Das geht dich Friedenswächter einen Dreck an!«
    »Du gehst dem gleichen Schicksal entgegen, das du Palmer bereitet hast.«
    »Meinst du?« Hopkins lachte hämisch. »Wenn ich gehe, dann geht Mrs. Palmer mit. Sie ist bei mir und lebt noch. Willst du noch mehr wissen, elender Aufpasser? Ich bin stärker als Palmer, daran solltest du denken.«
    »Du kommst nicht einmal aus dem Haus 'raus.«
    »Du vielleicht auch nicht, jämmerlicher Friedensbastard.« Jimmys Mund wurde fast unmerklich schmaler, als er das hörte. Er lauschte weiter auf Hopkins Worte. »Endlich kann ich etwas tun das meine eigene Idee ist. Zur Hölle mit euch allen! Bleibt mir vom Leibe. Ich habe den Revolver gefunden, und er gehört mir. Mit ihm werde ich Mrs. Palmer töten. Außerdem fand ich eine Schachtel mit Munition. Eine Menge Patronen, für jeden friedlichen Feigling eine. Ich werde euch draußen im Park aufschichten. Wäre das nicht ein erfreulicher Anblick für die übrigen Liebhaber friedlicher Daseinskunst? Morgen früh ...«
    Die einstudierten Reflexe Jimmys funktionierten

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