Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
tun? Die einen sind anfälliger als die anderen. Leute wie Hopkins besitzen überhaupt keinen Widerstandswillen. Warum eigentlich nicht?«
    Jimmy begegnete dem Blick des Leutnants, gab aber keine Antwort.
    »Wie kommt es, daß in manchen Gehirnen die schlummernden Erinnerungen plötzlich geweckt werden? Sie sind doch zu bedauern die Unglücklichen.« Sein Mund sah hart und entschlossen aus. »Ich glaube, es ist völlig egal, warum der eine mehr oder weniger anfällig ist, solange wir bis zu einem gewissen Grad alle als anfällig angesehen werden müssen. Habe ich recht?«
    »Natürlich, Sir.« Warum spricht der Leutnant so lange und ausführlich über das Selbstverständliche, dachte Jimmy befremdet. Tat er es mit einer bestimmten Absicht, oder dachte er einfach nur laut?
    Wollte er ihn vielleicht testen? Wollte er feststellen, wie widerstandsfähig er, Jimmy, war?
    »Kommen Sie, Hynes.« Leutnant Manfred blickte wieder auf seine Uhr und lächelte kurz. »Eigentlich merkwürdig, daß sie uns dabei helfen und nur nachts auftauchen. Als ob sie wüßten, daß wir im Tageslicht in unserer Arbeit gehemmt sind, weil uns dann jeder sehen kann. Warum mag es so sein?«
    »Keine Ahnung, Sir. Ich bin nur Friedenswächter.«
    »Im Grunde genommen bin ich das auch. Die mentalen Hintergründe gehen mich nichts an. Darüber nachzudenken ist ungesund.«
    »Welchen Sinn sollte es auch haben, Sir?«
    Jimmy folgte Leutnant Manfred. Sie versiegelten die Wohnungstür. Im Lift hatte Jimmy das Gefühl, aus Glas zu bestehen, das von der geringsten Erschütterung zersplittert werden könnte.
    Auf den Straßen war nachts kaum Verkehr. Nur die Fahrzeuge der Friedenspolizei und des Gesundheitszentrums waren unterwegs. Sie stiegen in Manfreds Wagen, der einsam vor dem Gebäude wartete. Der Motor sprang an, und er lief so leise, daß er kaum zu hören war. Er war fast so leise wie das Atmen der vielen tausend Menschen, die in ihren hermetisch abgeschlossenen Wohnungen schliefen.
     
    Jimmy ging hinter Leutnant Manfred her, der einen schwarzen Nylonsack in der Hand trug. Sie befanden sich im dritten Stockwerk des Statesville Gesundheitszentrums, Abteilung Quarantäne und Sicherheitsverwahrung. Am Ende des Korridors saß ein Mann hinter einem Metalltisch. Er warf einen Blick auf Manfreds Identitätskarte, stand auf und sagte:
    »Sir?«
    Manfred lächelte ihm zu.
    »Ich glaube, es ist Nummer sechsundsiebzig, ein Permanenzexemplar.«
    Der Wärter blätterte in einigen Akten.
    »Ganz recht Sir. Nummer sechsundsiebzig. Ein konserviertes Forschungsexemplar. Gut erhalten. Sie möchten ihn haben?«
    »Nur für zwei Stunden.«
    »Grund?«
    »Streng dienstlich, natürlich. Der Grund ist Friede.«
    »In Ordnung, Sir.« Der Wärter schien plötzlich nervös zu sein.
     
    Er drückte auf einen Knopf. Hinter ihm glitten schwere Stahltüren auseinander. »Die dritte Tür rechts Sie öffnet sich automatisch, Sir.«
    »Ich weiß, danke.«
    Leutnant Manfred ging in den Korridor hinein. Jimmy folgte ihm. Er konnte sich nicht erinnern, hier schon einmal gewesen zu sein. Es gab bestimmt viele Dinge, an die er sich nicht erinnern konnte, aber sicherlich gab es doppelt so viele Gründe, warum er es niemals tun würde. Oder tun dürfte.
    Nummer sechsundsiebzig saß bewegungslos in einem Stahlsessel. Der Sessel war das einzige Möbelstück des kleinen, quadratischen Raumes, der wie aus Felsen gehauen wirkte. Das Haar des Mannes war kurzgeschoren, die Schultern waren ungewöhnlich breit, der Nacken dick und voller Narben. Seine Haut war blaß und welk. Mit toten Augen blickte er gegen die Decke und reagierte nicht auf das Erscheinen der beiden Männer.
    Manfred trat hinzu und drehte das Gesicht des Mannes nach unten. Die Augen blickten weiterhin starr und tot. Sie verrieten keine Spur von Leben.
    »Haben Sie ihn vorher schon einmal gesehen, Hynes?«
    »Nein, Sir, ich glaube nicht. Ich bin noch niemals Zeuge eines solchen Vorfalls wie heute gewesen, eines Vorfalls, bei dem einer der ›Alten‹ hinzugezogen werden mußte.«
    »Nummer sechsundsiebzig hatte früher einen bekannten Namen.« Leutnant Manfreds Lächeln war hart und vielsagend. »Er hieß Chef Bane. Er war einer der besten. Wir haben ihn schon oft eingesetzt.«
    »Brauchen wir ihn wegen Mrs. Palmer?«
    »Nur zum Teil. Es ist oft nicht leicht, einen Psycho zu verhaften und unter Quarantäne zu stellen. Sie sind meist bewaffnet wie Hopkins und haben eine Geisel in ihrer Gewalt. Unter gewissen Umständen, wenn

Weitere Kostenlose Bücher