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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hatte nicht mehr zugehört. Ihre Stimme klang wieder normal.
    »... Bayreuth auf Thule ... auf anderen Kolonialplaneten ... und so gelangte ich auf das Schiff. Lieber wollte ich vor Kolonisten singen, als weiter auf einer Welt leben, die nur elektronische Musik und Tonkonserven kennt.«
    »Würden Sie es auch einmal für mich singen?«
    »Was ... für Sie singen?«
    »Den ›Liebestod‹.«
    Ihr Gesicht zeigte eine seltsame Verwandlung. Ihre Züge wurden weich, und in ihren Augen begann es zu leuchten.
    Da wußte er, daß er das richtige Schlüsselwort gefunden hatte. Das Wort, das ihr Herz öffnen wurde. Sie gehörte ihm. Er hatte sie erobert.
    »Ja«, sagte sie nach einer ganzen Weile und sah ihn fast zärtlich an, »ich werde gern den ›Liebestod‹ für Sie singen.«
     
    Erst als sie auf einer grasbedeckten Lichtung haltmachten, bemerkten sie das Fehlen von Collins und Nina. Sie aßen und streckten sich dann auf dem Boden aus und warteten. Außer einigen Hunden sahen sie nichts. Endlich sagte Joan:
    »Sollen wir sie suchen, oder gehen wir weiter?«
    »Wenn wir zurücklaufen, werden wir die Stadt heute nicht mehr erreichen.«
    »Schon, aber ...«
    Ihm blieb keine andere Wahl.
    »Sind Sie sicher, daß die beiden überhaupt gefunden werden wollen, Joan?«
    Sie erhob sich.
    »Mentalität der Masse, Sie haben recht. Immer wieder verrate ich mich durch meine Naivität. Gehen wir also. Wenn sie wollen können sie uns ja in der Stadt suchen.«
    Schweigend setzten sie ihren Marsch fort. Oben in den Gipfeln der Bäume zwitscherten Vögel und sprangen von Ast zu Ast. Die Musik aus der Stadt war noch immer zu hören. Hunde kreuzten ihren Pfad, aber sie kümmerten sich nicht um die Menschen. Sie jagten einander.
    »Eigentlich dachte ich«, begann Bedford, wurde aber sofort von Joan unterbrochen:
    »Ich weiß, was Sie dachten. Ich fand Collins zuerst auch recht sympathisch, aber dann ...«
    »Dann ... was?«
    Sie senkte den Kopf.
    »Er ist primitiv. Früher oder später verraten sie sich alle.«
    »Vielleicht ist er glücklich dabei«, entgegnete Bedford etwas neidisch.
    Die Schatten der Bäume waren schon lang, als sie endlich den Rand der Stadt erreichten. Sie war von einer hohen Mauer umgeben, und sie fanden das Tor erst, als die Sonne untergegangen war. Vor ihnen lag eine breite Avenue, rechts und links von hohen Gebäuden flankiert. In der Ferne schwangen sich gewundene Hochstraßen von Stadtteil zu Stadtteil.
    Die Musik war überall, aber auf den Avenuen der Stadt fehlten die lachenden und fröhlichen Menschen. Auf den Avenuen waren nichts als Schatten.
    Als sie standen und schauten, näherte sich vom Wald her einer der Hunde, rannte durch das Tor und an ihnen vorbei. Wenige Sekunden später folgte ein zweiter. Die Zunge hing ihm weit aus dem Hals, und in seinen menschlichen Augen funkelte die Begierde. Beide Hunde verschwanden in den dunkler werdenden Schatten.
    Wenn Bedford erschrocken war, dann nicht darum, weil ihm die beiden Hundegesichter bekannt vorgekommen waren, sondern wegen der Ähnlichkeit ihres Tuns mit seinen heimlichen Wünschen. Immer waren es Hündinnen gewesen, die von einem Rüden verfolgt wurden.
     
    »Sollen wir weitergehen?« fragte Joan.
    »Nein, es wird besser sein, wenn wir bis morgen warten. Es ist zu dunkel. Wir sehen nichts.«
    In diesem Augenblick begannen die Lichter der Stadt aufzuleuchten, eins nach dem anderen. Sie waren überall und an den unmöglichsten Orten. Einige schwebten sogar ohne sichtbaren Halt in der Luft und über den Dächern der Häuser. Aus den Wäldern kam Nebel in die Stadt, dann begann es zu regnen. Die Tropfen funkelten wie farbige Edelsteine. Joan lachte und rief:
    »Wie Konfetti! Es ist Karneval! Suchen wir einen Stand mit heißen Würstchen.«
    Bedford nahm ihren Arm, und Seite an Seite wanderten sie in den farbenprächtigen Nebelregen hinein. Es ist wirklich wie Konfetti, dachte er bei sich. Aber da ist ein Unterschied. Bei einem richtigen Karneval sieht man Tausende fröhlicher Menschen, hier sind es aber nur zwei.
    Warum ist die Stadt leer, wunderte er sich weiter. Was war mit ihren Bewohnern geschehen?
    Obwohl fremd, erinnerte ihn die Architektur an die irdische. An alte Kulturen, längst untergegangen und zur Sage geworden. Besonders die weibliche Brust mußte bei dem verschwundenen Volk eine große Rolle gespielt haben. Immer wieder sah Bedford nackte Frauengestalten auf Podesten, kunstvoll aus Stein gehauen und zu Säulenträgern verarbeitet.
    Sie

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