Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
raus, bis ich dir Bescheid gebe, verstanden?« Seine Stimme wurde ernst. »Vergiß nicht, daß du noch drei Jahre zu leben hast. Wäre schade drum.«
»Und du bist erst neunzehn.«
»Wenn meine Zeit kommt, dann gehe ich. Vielleicht schon heute nacht. Nur eins stört mich: ich hätte gern noch einmal ein Mädchen, vielleicht hätte ich auch gern ein Kind.«
»Du hast kein Mädchen?« In der Dunkelheit war Nettas Gesicht ganz nah. Es schien zu glühen.
»Nein.« Johnny gab ihren Blick zurück. »Aber ich kenne eins, das ich haben möchte. Blond und wild wie ein Tiger. Frankos Mädchen ...«
»Oh ...«, murmelte Netta. Es klang enttäuscht.
»Achtung – da sind ein paar Burschen. Sie kommen aus dem Denkmal. Jetzt ist es Zeit, daß wir gehen. Komm, Netta.«
In der Dunkelheit waren sie kaum zu sehen, als sie sich dem Eingang näherten. Sie sahen den Juda im letzten Augenblick, der neben der Tür stand und Wache hielt. Johnny erwischte ihn, ehe er sie bemerkte oder sein Messer ziehen konnte.
In der Vorhalle waren noch zwei andere. Grußlos schritten sie an ihnen vorüber und begannen, die Treppen emporzusteigen. Einer der beiden rief hinter ihnen her:
»Hat Moe euch erlaubt, hierherzukommen?«
»Ja, hat er. Wir wollen uns mal die verrückte Bombe ansehen.«
»Na, ich weiß nicht ...«
Es klang wenig überzeugt. Der andere Juda meinte:
»Laß sie doch. Gehen wir ein Bier trinken.«
Er zog seinen Freund in Richtung des längst außer Betrieb gesetzten Aufzuges, wo eine Kühltruhe stand. Johnny und Netta stiegen die gewundenen Treppen empor und verschwanden.
Es war dunkel. Ihre Schritte hallten von den steinernen Wänden zurück. Einmal stolperte Netta und wäre in den Liftschacht gefallen, wenn Johnny sie nicht im letzten Augenblick festgehalten hätte. Er ließ jetzt ihren Arm nicht mehr los.
Endlich erreichten sie das oberste Stockwerk. Eine verschlossene Tür war vor ihnen. Licht fiel aus der Ritze über der Schwelle. Sie blieben stehen und warteten, bis ihre Augen sich anpaßten, dann stießen sie die Tür auf und stürmten in den Raum dahinter.
In einem Glaskasten auf einem Sockel war die Bombe.
Johnny eilte sofort darauf zu, ohne sich um irgendwelche Wachen zu kümmern. Er blieb wie angenagelt stehen, als sich plötzlich etwas Hartes in seine Rippen bohrte.
»Was glaubst du wohl, wer du bist, he?«
Johnny drehte sich um und erstarrte. Er blickte in das Gesicht eines Mannes mit kühlen, grauen Augen und fast weißen Haaren. Der Mann war mindestens vierzig Jahre alt.
Johnny bemühte sich, Ruhe zu bewahren.
»Du bist Daddy-O ...?«
»Nicht nur ich, sondern wir alle.« Der alte Mann nahm den Revolver nicht von Johnnys Rippen. »Hat Daddy-O euch nicht gesagt, ihr sollt diesem Raum fernbleiben? Wir bewachen die Bombe für die Judas.«
Johnny ignorierte den Revolver und knöpfte seine Jacke auf.
»Wir sind keine Judas, sondern Hypos.«
Der Square lächelte dünn.
»Und ihr seid gekommen, um die Bombe zu stehlen?«
»Das hatten wir vor, Mann.«
Johnny nahm Netta bei der Hand und wich bis zur Wand zurück. Der Mann mit dem Revolver ließ sie nicht aus den Augen.
»Ihr werdet eure Bombe bekommen. Hypo. Je eher, desto besser.«
»Vielleicht von den Squares?«
»Ihr werdet die Bombe bekommen, weil jeder bald eine haben wird. Nicht nur die Judas.« Der Mann lachte. »Ihr werdet ein nettes, kleines Geschenk von uns Alten bekommen, die man Daddy-O nennt.«
»Wir werden euch zum Teufel jagen«, versprach Johnny und bereitete sich zum Sprung auf den Revolver vor.
»Immer sachte, Jüngling. Ihr seid alle gleich, ob Juda oder Hypo. Ihr meint, ihr hättet uns unter Kontrolle. Wenigstens meinen das die Judas. Sie glauben, sie hätten die Bombe. Dabei haben sie nur uns. Die Bombe haben wir!«
Als Johnny nichts zu sagen wußte, fuhr der Square fort:
»Sie ahnen es jetzt zwar, aber sie werden es niemals zugeben, daß es so ist. Immerhin werden sie friedlicher, denn das Gerücht verbreitet sich immer mehr, daß die Bombe eines Tages hochgehen wird, wenn sie es zu arg treiben. Und das wäre schlecht für sie, nicht wahr? Ja, seit es die Bombe gibt, sind sie alle hübsch artig.« Er tätschelte den Glaskasten, in dem die Bombe ruhte. »Wenn alle Banden und Gruppen eine haben, dann erst werden wir verraten, wessen Bombe die richtige ist.« Er trat einen Schritt auf Johnny zu. »Sie werden alle ihre Messer und Revolver und anderen Waffen fortwerfen, weil sie ständig Angst haben müssen, daß jemand die Bombe
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