Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Wir müssen die Fäden finden und analysieren.«
    Kurze Zeit darauf kam der erste Bericht.
    »Der Arzt wurde innerlich regelrecht zerschnitten, Sir. Wir haben keine Erklärung dafür ...«
    Menken überzeugte sich. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er auf die Leiche hinab. Es war, wie der Sanitäter behauptete. Als hätten Blattschneiderameisen im Körper des Toten gewirkt.
    Mehrere Stunden beschäftigten sich O'Neil und seine Chemiker sowie die Biologen mit dem Mikroskop und analytischen Untersuchungen. Dann endlich konnten sie eine Diagnose abgeben.
    »Es läßt sich nicht absolut beweisen, aber wir können annehmen, daß es sich um eine Lebensform handelt – allerdings auf Silikon-Kolloid-Grundlage. Eine Zellstruktur läßt sich nicht feststellen; wir würden es mehr als flüssige Kristalle bezeichnen. Die molekulare Zusammensetzung ergibt keinen sicheren Hinweis auf die Ursache der ungewöhnlichen Stärke und Zähigkeit des Gewebes. Ja, und was den plötzlichen Zerfall angeht – wir können nur Vermutungen aufstellen. Der Organismus scheint gegen organische Säuren empfindlich zu sein, und Speichel ist zweifellos eine organische Säure, wenn auch eine äußerst schwache. Ebenso der Schweiß an Joe Vargos Händen.«
    Menken erinnerte an einen gereizten Löwen.
    »Wir können doch nicht in der Gegend herumlaufen und immer auf das verdammte Zeug spucken! Da würde uns schnell der Hals austrocknen. Organische Säure, sagen Sie? He, Koch, was ist mit Weinessig?«
    Der Koch schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Nur noch eine halbe Flasche Essig, das ist alles.«
    »Dann sollen sich die Chemiker gefälligst bald etwas einfallen lassen und ...«
    Ein Stoß erschütterte das Schiff. Er war nicht sehr stark, aber deutlich spürbar. Einer der Männer, der nahe an der Rundluke stand und hinaussah, stieß einen Schrei aus.
    »Dort, Sir! Mein Gott, sehen Sie sich das nur an!«
    Die Nacht war inzwischen hereingebrochen, und der silberne Schein des großen Mondes warf gespenstische Schatten über die fremde Landschaft. Von den fernen Hügeln her zog sich ein schimmerndes und nicht sehr breites Band bis zum Schiff. Es lag auf dem Sand, fast gerade, kaum einen Meter breit. Erst beim Schiff verzweigte es sich und wurde zu einer glitzernden Masse unentwirrbarer Knäuel, die sich um eine der Hecksteuerflächen legten. Deutlich war zu erkennen, wie die Fläche bereits nachgab.
    »Auf die Stationen!« brüllte Menken. »Vargo – sofort starten!« Ein neuer Ruck erschütterte das Schiff. Es legte sich ein wenig seitwärts, und von draußen kam ein quietschendes Geräusch. »Beeilung Joe! Volle Kraft!«
    Die Antriebsdüsen heulten auf. Das Schiff stieg einige Meter an und blieb dann einfach in der Luft hängen.
    »Los, den Hyperdrive, Joe!«
    »Unmöglich! Wir sind ja praktisch noch auf der Oberfläche. Die Gravitation wird uns ...«
    »Zum Teufel mit der Gravitation! Die Steuerfläche geht verloren – na und? Wenn wir nicht verschwinden, wird ›Es‹ den ganzen Rumpf zerschneiden. Festhalten und anschnallen, dalli! Joe, den Hyperdrive ...«
    Außer dem Aufheulen der Düsen war nichts zu hören, dann trat plötzlich Schweigen ein. Ein fürchterlicher Ruck, und das Schiff brach aus den Fesseln aus. Es verschwand sofort im Hyperraum.
     
    Menken hielt es für vorteilhaft, in eigener Person auf der Erde Bericht zu erstatten. Der Rest der Mannschaft blieb auf einem sehr unbeliebten Planeten mit großer Schwerkraft zurück.
    Außer Joe Vargo. Fast gegen seinen Willen nahm Menken ihn mit, sagte ihm aber:
    »Ich weiß nicht, warum ich mir das alles von dir gefallen lasse, Joe, aber das eine kann ich dir schon jetzt sagen: wir werden ohne Zweifel eine zweite Expedition unternehmen müssen, mit Spezialinstrumenten und besonderer Ausrüstung. Ich nehme nur Freiwillige mit diesmal, mit einer Ausnahme. Du kommst auf jeden Fall mit! Sonst ist es Essig mit deinem Urlaub jetzt. Du bist mir ein Dorn im Auge, Joe, aber es gibt außer dir keinen Hyperdrivepiloten, dem ich richtig vertraue.«
    Die Spezialausrüstung bestand unter anderem aus Sprühpistolen und einer Unzahl von Kanistern mit organischen Säuren, darunter ein Enzym, das eine Billardkugel innerhalb von zwei Minuten in Nichts verwandelte. Außerdem wurden einige neu konstruierte Schutzanzüge aus Metall mitgenommen, von denen Joe jedoch nicht viel hielt.
    »Die werden durchgeschnitten, als wären sie aus Papier«, prophezeite er düster. »Du wirst an meine Worte denken, John.«
    Die zweite