Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Expedition war vorsichtig genug, in der Nähe des Pols auf dem achtzigsten Breitengrad zu landen. Da Chronos keine Ekliptik besaß, war es am Pol weder Winter noch Sommer, aber es war immerhin kalt. Die Landschaft war mit Schnee bedeckt. Die Luft war eisig. Man hegte die Hoffnung, daß »Es« kälteempfindlich war, weil die Hitze ihm nichts ausmachte. Nach zwei Tagen bereits mußte diese Hoffnung aufgegeben werden.
Die gesamte Mannschaft der ersten Expedition hatte sich freiwillig zur Teilnahme an der zweiten gemeldet. Doc Wilkes war durch einen polnischen Biologen vom Warschauer Institut ersetzt worden, und es war auch seine Idee gewesen, in der Nähe des Pols niederzugehen. Er hieß Steinmann und galt als ausgezeichneter Arzt. Er hatte gesagt: »Jedes Leben ist von einer gewissen Temperatur abhängig. Es besteht eine geringere Chance, in ewiger Kälte Leben vorzufinden, als das am Äquator der Fall sein würde.«
Alle hatten zugestimmt, außer Joe Vargo.
»Glaube ich nicht«, hatte er gesagt – und recht behalten.
Alle waren dann auch wesentlich mehr ärgerlich als wirklich beunruhigt, als man »Es« schließlich entdeckte.
Am Nachmittag des zweiten Tages, der auf Chronos dreißig Stunden dauerte, fand O'Neils Gruppe endlich das begehrte Mineral und Erz. Es lag nicht sehr tief unter der Oberfläche, so daß alle Vorbereitungen getroffen wurden, es zu bergen. Ein aufgestellter Atomreaktor sollte dazu dienen, das Erz gleich an Ort und Stelle zu verarbeiten. Wenn alles gut ging, konnte man in wenigen Wochen wieder starten.
Joe Vargo und ein Mechaniker waren gerade damit beschäftigt, eine der Bremsdüsen zu überholen, als die Nachricht verbreitet wurde, daß man »Es« gesichtet habe. Zwei von O'Neils Männern waren mit dem Geigerzähler auf ein felsiges Plateau gestiegen, von dem der Wind allen Schnee hinweggefegt hatte. Sie entdeckten einen See. Auf ihm schwammen mehrere Eisschollen. Auf einer dieser Schollen sahen sie zwei otterähnliche Tiere.
Plötzlich ergriff der eine Mann den Arm des anderen.
»Mein Gott – sieh nur! Dort ...!«
Er deutete auf eine nahe Stelle des Sees, wo das Wasser ungewöhnlich still war und auch keine Eisschollen trieben. Die Stelle war fast oval geformt und reflektierte das Sonnenlicht. Sie hatte einen Durchmesser von knapp hundert Meter. Die Scholle mit den Tieren kam in die Nähe des Ufers. Plötzlich schoß aus dem ruhigen Wasser ein glitzernder Arm und schlang sich um eins der Tiere. Das andere glitt sofort ins Wasser und schwamm eiligst davon. Das gefangene jedoch wehrte sich vergeblich. In wenigen Sekunden war es eingesponnen wie in einem Kokon. Die Bewegungen wurden schwächer, und dann bewegte es sich überhaupt nicht mehr. Seine Form begann sich zu verändern, und es wurde kleiner. Dann war es gänzlich verschwunden, und der glitzernde Arm zuckte ins Wasser zurück.
Einer der Männer berichtete sofort über Funk, was sie gesehen hatten. Der andere ließ den See aus den Augen, und das war sein Fehler. Keiner von ihnen sah die dünnen Fäden, die sich an der steilen Uferböschung emporarbeiteten, ihnen entgegen. Der Mann, der den Bericht durchgab und seinen Begleiter dabei ansah, bemerkte plötzlich, wie dieser zusammenzuckte und auf seine Füße hinabschaute.
Der Rest des Berichtes war verworren. Er konnte später nur mit viel Mühe und Phantasie rekonstruiert werden. Auch der Geigerzähler wurde gefunden, deformiert und unbrauchbar. Die Männer hingegen waren verschwunden. Man fand nur Teile ihrer metallenen Schutzanzüge, in der ganzen Umgebung verstreut. Den ovalen Fleck auf dem See suchte man vergebens. Er war nicht mehr da.
An diesem Abend versammelte Menken die Expeditionsmitglieder in der Messe.
»Meine Herren, wenn es nach mir ginge, würden wir sofort starten, ehe noch ein Unglück passiert. Wenn ›Es‹ bis zum Schiff kommt, sind wir verloren.«
O'Neil meinte:
»Wir haben die Sprühpistolen noch nicht ausprobiert, Doktor. Es wäre doch wirklich zu dumm, wenn wir das entdeckte Erzlager nicht ausbeuteten. Wir sollten die Pistolen wirklich erst versuchen, ehe wir starten.«
Steinmann sprang auf und rief:
»Der Kern! ›Es‹ hat bestimmt einen Kern! Den müssen wir finden und vernichten, dann wird ›Es‹ lebensunfähig. Ich glaube, daß ...«
»Keine Zellen, auch kein Kern«, sagte Joe, ihn unterbrechend. »Das ganze Zeug besteht aus einem einzigen Stück. ›Es‹ ist ein Kollektivwesen.«
In dieser Nacht stellte Menken zwölf Männer als Wachen
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