Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit
meine Gedanken schweiften weiter. Ich würde es leider nicht mehr erleben, daß unsere Kolonie – wenn die Galileo je landen sollte – mehr als nur ein störender Eindringling auf dieser so alten Welt sein würde. Selbst nach Generationen würden unzählige Geheimnisse dieser fremden Natur noch ungelöst sein – und doch würden die Menschen bereits wieder nach der Raumfahrt streben.
Auch den wundervollen Planeten Erde hatten wir nie richtig kennengelernt, bevor wir ihn verließen.
Zweimal untersuchte ich den Waldboden nach den Haarwürmern, doch ohne Erfolg. Statt dessen stieß ich auf eine große Anzahl der kräftigen braunen Würmer, die ich bereits auf unserer Lichtung bemerkt hatte. Sie schienen ziemlich gefräßig zu sein. Ich beobachtete den Angriff eines Wurmes auf eine Raupe. Lange Greiforgane schossen zu beiden Seiten des Kopfes hervor und hielten die Raupe erbarmungslos fest, während der Wurm sich über seine Mahlzeit hermachte. Vielleicht waren die braunen Burschen auch für die Haarwürmer gefährlich ...
Ich sah auf und entdeckte etwas, das geduckt auf einem tiefhängenden Ast hockte.
Die Klauenfährte am Teich hatte mich über die Größe des Tieres getäuscht. Die Pranken waren außerordentlich groß, das Tier selbst war hager wie ein Ozelot und kaum größer. Die Krallen waren wie bei einer Katze teilweise einziehbar. Das Wesen war völlig unbehaart, und die rötlich-braune Haut hob sich gegen die Farbe des Baumstammes kaum ab. Der schmale, lange Kopf ähnelte dem Kopf eines Fuchses und hatte die wundervollen Augen eines Nachttieres.
Ich wollte einen Bogen schlagen und das Tier in Ruhe lassen. »Wäre dir das recht, Jackson?« fragte ich.
»Jackson« heulte auf und duckte sich nieder. Als der schmale Kopf langsam seitwärts zu pendeln begann, nahm ich die Waffe von der Schulter. Das Tier zitterte, und der Kopf verharrte in gespannter Aufmerksamkeit. Das war kein gutes Zeichen. Ich sagte: »Hör mal, ich bin kein Feind, aber auch kein Spielgefährte.«
Jackson saß in zwei Metern Höhe und knapp sechs Meter von der Mündung meines Karabiners entfernt. Der Sprung mußte ein Kinderspiel für ihn sein. Sein Maul öffnete und schloß sich über einer Reihe messerscharfer Zähne. Ich zielte auf den hageren Nacken, sagte: »Tut mir leid, Jackson!« und feuerte.
Ich hatte Glück. Jackson schauderte zusammen, stürzte und färbte den Boden mit seinem orangefarbenen Blut. Ich drehte seinen Körper mit dem Fuß zur Seite. Das Tier war weder häßlich noch schön, nur seltsam. Es schien ein Weibchen zu sein. Ich verstaute den erstaunlich leichten Kadaver in meinem Rucksack. Später stellten wir fest, daß ein Teil seiner Knochen hohl war und daß seine Eingeweide praktisch gar nichts wogen.
Die Untersuchungen und Beobachtungen der nächsten Tage ergaben, daß die Jacksons, ebenso wie das furchtsame Damwild und eine Mäuseart, die wir im Gras entdeckten, Säugetiere waren und ihre Jungen lebend trugen. Aber gleichzeitig waren sie Zwitterwesen.
Es fanden sich Haarwürmer in allen Bodenproben. Nur ein Grasstück und der Waldboden waren frei von diesen gefährlichen Tieren. Während bei den beiden gesunden Mäusen keine Veränderung eintrat, starb eine der gebissenen Mäuse bereits am nächsten Tag. Die Maus, deren Wunde offen geblutet hatte, blieb am Leben. Die Bißstelle verkrustete schnell, und das Tier erholte sich.
Wir wiederholten das Experiment mit anderen Mäusen und erzielten das gleiche Ergebnis. Unter Laurettes Aufsicht führte Miranda einen Braunwurm mit einem Haarwurm zusammen und war entzückt, als der Haarwurm nach sechzig Sekunden verschwunden war und der braune Kerl so zufrieden aussah wie ich nach einem guten Stück Apfelkuchen.
Dr. Bunuan teilte mir über Funk seine Schlußfolgerungen mit: »Junge, ihr seid da auf ein niedliches kleines Ding gestoßen. Anscheinend hängt das Gift mit dem Mittel zusammen, das ein Gerinnen des Blutes verhindert, so daß sich der Wurm ungehindert schadlos halten kann. Wenn seine Mahlzeit unterbrochen wird, bleibt das Gift in der Wunde und tritt in den Blutkreislauf ein. Wenn sich euer kleiner Teufelskerl dagegen ungehindert sättigen kann, saugt er vermutlich sein eigenes Gift wieder zurück, und so ist jedem geholfen. Davy, ich muß schon sagen, ihr habt da eine ganz schöne Klippe umschifft. – Ihr habt wirklich sehr viel erreicht David. Ich wünschte, ich wäre bei euch.«
Ich gab seine Bemerkungen an Paul Cutter weiter, der allein auf der
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