Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit
Jahre zu versehen, was nach meiner Begegnung mit den Säugetieren auf dem Plateau nicht zu entschuldigen war. Wenn die Entwicklung Demeters mit der irdischen Evolution vergleichbar ist, dann waren die Echsen Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Ich verwechselte das Pseudo-Känozoikum mit dem Pseudo-Mesozoikum. Dr. Bunuan hätte das bestimmt nicht gutgeheißen.
Am Fuße des östlichen Hanges stieß ich auf einige mir bisher unbekannte Pflanzen und auf ein beinahe mannshohes Dickicht. Je höher ich kletterte, desto dichter wurde das Gestrüpp. Als sich das Pflanzengewirr schließlich lichtete, hielt ich vorsichtig Umschau.
Die roten Büsche waren leider so weit entfernt, daß es sich nicht vermeiden ließ, den Schutz des Dickichts zu verlassen. Das war nicht schön, aber immer noch besser, als mit leeren Händen zurückzukehren. Ich redete mir ein, daß die Biester dort draußen bestimmt nicht gefährlich seien und ihre gewaltigen Zweikämpfe nur dem Sexualtrieb entsprangen.
Vielleicht konnten die Eidechsen nicht sehr gut sehen und hatten deshalb meine Maschine ignoriert. Wenn man von ihrer Größe absah, waren sie eigentlich gar nicht so schrecklich.
Der Wind stand günstig und trieb den Moschusgeruch zu mir herüber. Ich kroch auf allen vieren in das offene Sonnenlicht hinaus und hielt meinen Beutel weit geöffnet. Dann griff ich nach einer der roten, birnenförmigen Früchte, ich, ein kleines, diebisches Säugetier, das sich mit allem davonmachte, was nicht angebunden war. Die große, feste Frucht ließ sich leicht pflücken und war sonnenwarm. Sie duftete wie eine Moschus-Melone und lag angenehm in der Hand.
Die Echsen kümmerten sich nicht um mich, obwohl das nächste Exemplar kaum zwanzig Meter entfernt speiste. Und als das schreckliche Ungeheuer zu meiner Linken aus den Büschen hervorbrach, reagierte diese Echse als einzige auf den Angriff; von der Wucht des Anpralls wurde sie zu Boden gerissen, und orangerote Krallen schlugen sich in ihren Bauch.
Als Erdmensch verglich ich das Wesen sofort mit einem Bären. Es besaß einen gewaltigen zottigen Körper, einen massiven Kopf und starke klauenbewehrte Beine. Sein Pelz war dunkelbraun. Es war riesig – etwa so groß wie ein Alaska-Bär.
Wie beiläufig lehnte sich das majestätische Tier über sein Opfer, senkte die Vorderpranken, warf das schwarze Monstrum mit unglaublicher Leichtigkeit auf den Rücken und riß ihm mit einer schnellen Bewegung seiner orangefarbenen Krallen den bleichen Bauch auf. Dann durchbiß er die Muskeln der Hinterbeine, und der Widerstand der Eidechse erlahmte. Und während der Bär sein sterbendes Opfer zu fressen begann, setzten die anderen Echsen ihr Festmahl fort.
Ich hätte lieber auf dieses Erlebnis verzichtet. Der Tod dieses Tieres war bestimmt nicht grausamer als der Tod anderer Wesen, aber ich würde es nie vergessen können: das blutige Durcheinander, die Gleichgültigkeit der anderen Echsen, die gedankenlose Grausamkeit, die einem unstillbaren Hunger entsprang. Für einige Sekunden dort draußen in der Sonne war ich Bär und Eidechse, war ich Töter und Getöteter und wußte tief in meinem Innern, was in beiden vorging.
Immerhin, auch mein Ururahne, der Homo pekinensis, hatte eine gruselige Sammlung säuberlich abgenagter Menschenknochen in seiner Höhle gehabt, und solche Familiengeschichten sind nicht leicht zu vertuschen.
Ich zog mich langsam in das Dickicht zurück und war in mein furchtsames Homo-sapiens-Dasein zurückgekehrt. Die kleine 32er hielt ich schußbereit, während meine linke Hand den Sack mit dem roten Schatz umklammerte.
Da machte ich ein Geräusch, und der Kopf des Bären fuhr herum. Er sah mich, hielt inne und musterte mich mit seinen kleinen, bösen, roten Augen. Ein Stück blutende Leber hing aus seinem Maul.
Es hatte keinen Sinn mehr, sich verbergen zu wollen. Langsam wandte sich das Wesen um und betrachtete mich. Das Stück Leber, größer als mein Kopf, fiel zu Boden. Ohne mich aus den Augen zu lassen, verschlang der Bär das Stück Fleisch und kam dann langsam und lautlos auf mich zu.
Trotz meiner begreiflichen Nervosität stellte ich fest, daß die oberen Eckzähne des Bären etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang waren. Sie machten einen ausgesprochen gefährlichen Eindruck.
Ich zielte auf die Augen und feuerte zweimal. Dann hastete ich seitwärts durch das Dickicht, während sich das brüllende Untier auf die Stelle stürzte, wo ich eben noch gewesen war. Der Bär erhob sich auf
Weitere Kostenlose Bücher