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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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seinem inneren Auge klarer wurde.
    Und dann erinnerte er sich an etwas anderes. An den Zweck seines Fluges zum Mars; an den Auftrag, den er dort erfüllt hatte.
    Kein Wunder, daß man versucht hatte, seine Erinnerung auszuradieren.
    »Mein Gott«, sagte der erste Polizist plötzlich und brach die Unterhaltung ab. Offenbar hatte er Quails Gedanken aufgenommen. »Jetzt ist die Sache erst wirklich schlimm; schlechter hätte es gar nicht kommen können.« Er ging mit erhobener Waffe auf Quail zu. »Wir müssen Sie erschießen«, stellte er fest. »Auf der Stelle.«
    »Warum gleich?« fragte der zweite Uniformierte nervös. »Können wir ihn nicht einfach nach New York schaffen und ...«
    »Er weiß, warum es sofort sein muß«, antwortete der andere. Auch er wirkte nervös, aber aus einem ganz verschiedenen Grund. Quail hatte seine Erinnerung wiedergewonnen und verstand deshalb, warum der Polizist Angst zu haben schien.
    »Auf dem Mars habe ich einen Mann ermordet«, sagte Quail mit heiserer Stimme. »Ich habe ihn ermordet, obwohl er von fünfzehn Leibwächtern beschützt wurde, die alle mit Pistolen bewaffnet waren – wie Sie.« Interplan hatte ihn fünf Jahre lang zum Attentäter ausgebildet. Zum professionellen Mörder. Er wußte, wie man bewaffnete Gegner außer Gefecht setzte ... zum Beispiel die beiden Polizisten. Und der Mann mit dem Empfänger im Ohr war sich darüber im klaren.
    Wenn er schnell genug war ...
    Ein Schuß fiel. Aber Quail war bereits ausgewichen und versetzte dem Bewaffneten einen Handkantenschlag. Im nächsten Augenblick hielt er die Pistole in der Hand und bedrohte damit den zweiten Polizisten.
    »Er hat meine Gedanken aufgenommen«, keuchte Quail atemlos. »Er wußte, was ich vorhatte, aber ich habe es trotzdem gewagt.«
    Der erste Uniformierte richtete sich mühsam in eine sitzende Stellung auf. »Keine Angst, er schießt nicht, Sam; er hat gar nicht die Absicht. Er weiß, daß er ausgespielt hat. Lassen Sie den Unsinn, Quail.« Er stand auf und hielt sich schwankend aufrecht. »Die Pistole«, verlangte er. »Wenn Sie mir die Waffe zurückgeben, verspreche ich Ihnen, daß wir Sie sofort nach New York bringen. Dann können andere entscheiden, was aus Ihnen ...«
    Quail umklammerte die Pistole, rannte in den Flur hinaus und sprintete zu den Aufzügen. ›Wenn sie mich verfolgen‹, dachte er, ›schieße ich rücksichtslos.‹ Einen Augenblick später öffneten sich die Aufzugstüren vor ihm.
    Die Polizisten waren ihm nicht gefolgt. Offenbar hatte der eine von ihnen seine Gedanken aufgefangen und war vorsichtig genug, um nicht sein Leben aufs Spiel zu setzen.
    Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Er befand sich in Sicherheit – zumindest vorläufig. Aber was nun? Wohin sollte er jetzt fliehen?
    Der Aufzug hielt im Erdgeschoß; wenige Sekunden später war Quail bereits in den Fußgängermassen untergetaucht, die durch die Tunnels strömten. Er hatte starke Kopfschmerzen und fühlte sich nicht gut. Aber wenigstens hatte er sein Leben gerettet; die beiden Polizisten wären bestimmt imstande gewesen, ihn an Ort und Stelle in seinem eigenen Appartement zu erschießen.
    Vermutlich haben sie das nächstemal ebensowenig Gewissensbisse, überlegte Quail. Wenn sie mich finden. Und das kann nicht allzu lange dauern, nachdem sie nur den Sender in meinem Kopf abzuhören brauchen, um mich überall aufspüren zu können.
    Durch einen unglücklichen Zufall hatte der Besuch bei der Memoria GmbH ihm alles gebracht, was er sich nur wünschen konnte. Abenteuer, Gefahr, die Interplanetare Polizei im Einsatz, ein geheimer und gefährlicher Flug zum Mars, bei dem sein Leben auf dem Spiel stand – also alles, was Quail sich in Form einer künstlichen Erinnerung gewünscht hatte.
    Die Vorzüge einer bloßen Erinnerung – im Gegensatz zu der augenblicklichen Wirklichkeit – standen ihm jetzt klar genug vor Augen.
     
    *
     
    Quail saß allein auf einer versteckten Parkbank und beobachtete interesselos einen Schwarm Perts – eine Vogelart von den beiden Marsmonden, die selbst hier wunderbar flogen und segelten, obwohl die Schwerkraft wesentlich höher war.
    Vielleicht kann ich irgendwie zum Mars zurück, überlegte er. Aber was dann? Auf dem Mars war alles noch schlimmer; die mächtige Partei, deren Führer er ermordet hatte, würde sofort auf seine Anwesenheit aufmerksam werden – und dann hatte er nicht nur Interplan, sondern auch diese Leute auf den Fersen.
    Ob sie mithören, was ich jetzt denke? fragte er sich.

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