Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
die Gefahr verringert, daß ihr beide gleichzeitig ...«
Er sprach nicht weiter, als Bob seufzte. Ja, Bob hatte ganz recht. Schließlich hatte es auch keinen Sinn, ein Kind zum tausendstenmal zu ermahnen, daß es beim Überqueren einer Straße vorsichtig sein müsse. Befehle, Anweisungen, Empfehlungen und Ratschläge waren reine Zeitverschwendung, wenn das Kind sie bereits auswendig kannte.
»Okay«, sagte Rick und sparte sich die Ermahnung zu besonderer Vorsicht.
*
Rick und Nadine saßen vor dem Funkgerät, über das sie mit Bob und Carol in Verbindung standen. Sie sprachen kaum, sondern hörten aufmerksam zu.
Bob sagte: »Die Straßen sind völlig menschenleer. Nirgends eine Bewegung. Keine zertrümmerten Fahrzeuge. Ich sehe kaum eingeschaltete Parkleuchten. Das zeigt, daß die meisten Menschen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr unterwegs gewesen sind.
Carol untersucht einen der Wagen. Der Motor ist anscheinend in Ordnung. Keine Leichen auf dem Rücksitz ... Hier steht ein Auto mit brennender Parkleuchte. Um zwanzig Uhr dreißig schaltet aber niemand dieses Licht ein ...«
»Seht euch den Wagen gut an«, warf Rick ein. »Vielleicht ist er erst einige Stunden später als die anderen abgestellt worden. Seht nach, ob ihr nicht einen Hinweis findet.«
»Das tun wir schon die ganze Zeit, oder? Parkleuchten eingeschaltet, Scheinwerfer aus. Zündschlüssel steckt. Aber sonst ...«
»Warte«, unterbrach Carol ihn. »Hier steckt ein Strafzettel für Geschwindigkeitsüberschreitung von gestern abend einundzwanzig Uhr. Er ist bezahlt und quittiert.«
Rick und Nadine sahen sich an.
»Dann waren also gestern abend um einundzwanzig Uhr noch Leute unterwegs, die sich von einem Polizisten erwischen ließen«, sagte Rick langsam. »Das bedeutet, daß ...«
»Das bedeutet nur, daß wir bisher keinen Schritt weitergekommen sind«, unterbrach Bob ihn ungeduldig. »Die Lösung des Rätsels liegt in den Gebäuden. Vielleicht in irgendeinem, vielleicht sogar in allen. Wir vergeuden unsere Zeit jetzt nicht mehr hier draußen, sondern sehen uns drinnen um.«
Aus seinem Tonfall war deutlich zu erkennen, daß er Widerspruch erwartete. Aber Rick schwieg, denn Bob und Carol würden sich irgendwann unter Beachtung der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in eines der Gebäude wagen müssen. Die Antwort lag eben leider Gottes nicht auf der Straße.
»Das ist das richtige«, stellte Bob einige Minuten später fest. »Ein Appartementhaus. Wir stehen in der Eingangshalle. Leer. Ich gehe jetzt in die Pförtnerloge, um nach Schlüsseln zu suchen ... Wir haben die Nummer acht gefunden, zu der wir den Schlüssel haben. Carol bleibt im Korridor, während ich die Tür aufschließe ...«
Carol berichtete weiter. »Bob hat die Tür geöffnet und sieht hinein ...«
Dann folgte eine längere Pause. Nadine griff unwillkürlich nach Ricks Hand. Beide fürchteten in diesem Augenblick, daß sie nie wieder ein Wort von Bob oder Carol hören würden.
Schließlich drang Bobs Stimme aus dem Lautsprecher: »Das Appartement ist leer. Ich habe alles durchsucht – Wohnraum, Schlafzimmer, Küche und Bad. Lampen, Radio, Fernsehapparat und Elektroherd sind ausgeschaltet. Kühlschrank und Heizung in Betrieb. Die Betten sind gemacht. In der Küche steht ein fertiges Abendessen, das nicht einmal angerührt ist. Anscheinend sind die Wohnungseigentümer – vermutlich ein Ehepaar ohne Kinder – ausgegangen und nicht zurückgekehrt. Sonst ist hier nichts mehr zu sehen. Wir versuchen es jetzt in einem anderen Appartement.«
»Bob kommt wieder heraus«, sagte Carol erleichtert. »Wir gehen weiter durch den Korridor.«
»Carol bleibt am besten draußen und läßt Bob allein hineingehen«, riet Rick.
»Was haben wir deiner Meinung nach eben getan?« erkundigte Bob sich gereizt. »Wir stehen vor Nummer zehn. Ich habe die Tür geöffnet. Merkwürdigerweise ist drinnen ...«
Carols Stimme: »In dem Appartement brennt Licht. Bob ist hineingegangen. Ich erkenne eine Bewegung, die nicht nur von ihm ausgeht.« Rascher: »Vielleicht braucht er Hilfe! Ich will ...«
Ein kurzes Knacken im Lautsprecher. Dann nichts mehr.
»Carol, Bob!« sagte Rick eindringlich. »Geh nicht hinein, Carol! Carol!«
Noch ein Knacken.
»Sie haben beide abgeschaltet«, stellte Rick erstaunt fest. »Alle beide. Sie haben die Verbindung zu uns freiwillig getrennt, ohne sich vorher zu beraten oder uns den Grund dafür mitzuteilen.«
»Vielleicht schalten sie gleich wieder ein«,
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