Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Sterne.« Carver stellte eine stärkere Vergrößerung ein.
    »Halt, nicht weiter, Carver. Sieh doch! Erkennst du den weißen Streifen entlang der Küste des großen Kontinents?«
    »Getrocknetes Salz?«
    »Nein. Der Streifen ist nur wärmer als seine Umgebung. Und er ist auf der Tagseite ebenso hell wie auf der Nachtseite.«
    »Das müssen wir uns aus näherer Entfernung ansehen.«
     
    *
     
    Die Overcee befand sich in vierhundert Kilometer Höhe in einer Kreisbahn um den Planeten. In der Zwischenzeit lag der Kontinent mit der »heißen« Küste fast ganz auf der Nachtseite. Von den insgesamt drei Kontinenten zeigte nur dieser eine bei Anwendung von Infrarot eine weiße Küstenlinie.
    Wall hockte an einem Bullauge und starrte nach unten. »Können wir einfach weiter nach unten gleiten?«
    »Mit unserem Schiff? Die Overcee würde sich sofort in ihre Bestandteile auflösen. Wir müssen unsere Geschwindigkeit schon oberhalb der Atmosphäre drastisch herabsetzen. Willst du dich gleich anschnallen?«
    Kameon nickte. Carver machte sich daran, das Überlicht-Triebwerk abzutrennen, das bis zu ihrer Rückkehr weiterhin in der Kreisbahn bleiben sollte. Ich bin froh, wenn ich endlich wieder herauskann , überlegte er. Wall und ich werden uns immer unsympathischer. Er ärgerte sich über die Nachlässigkeit, mit der Kameon seine Gurte befestigte. Gleichzeitig war er sich darüber im klaren, daß Kameon ihn allmählich für hysterisch hielt.
    Das Fusionstriebwerk kam auf volle Leistung. Carv steuerte eine Kurve, so daß das Schiff jetzt mit dem Heck voraus nach unten sank. Dort war nur die Nachtseite des Planeten sichtbar, während das bläuliche Licht von Sirius A von der dichten Wolkendecke reflektiert wurde. Carv erkannte eine Stelle, an der die Wolken aufgerissen waren, und steuerte das Schiff darüber hinweg.
    Berge und Täler, ein breiter Fluß ... Dünne Wolkenschleier zogen vorüber und verdeckten zeitweise die Sicht. Aber die beiden Männer nahmen trotzdem Einzelheiten wahr. Plötzlich tauchte ein schwarzer Streifen auf – eine gewundene Linie wie ein Tuschestrich –, dann wurde das Meer sichtbar.
    Der Ozean verschwand sofort wieder, weil der Riß in der Wolkendecke sich jetzt im rechten Winkel zum Kurs der Overcee nach Osten erstreckte. Aber dieser Augenblick genügte, um festzustellen, daß das Wasser dunkelgrün war.
    »Carver, das Meer dort unten enthält Leben«, stellte Wall verblüfft fest.
    »Ganz sicher?«
    »Nein. Die grüne Farbe kann auch durch Kupfersalze oder etwas Ähnliches hervorgerufen werden. Carver, wir müssen landen!«
    »Du kommst schon noch zu deiner Arbeit. Ist dir aufgefallen, daß der ›heiße‹ Küstenstreifen bei sichtbarem Licht schwarz aussieht?«
    »Ja, aber ich habe noch keine Erklärung dafür. Glaubst du, daß es sich lohnt, noch einmal zurückzufliegen, wenn die Geschwindigkeit sich weiter verringert hat?«
    Carver fuhr sich mit den Fingern durch seinen gutgeschnittenen Van-Dyke-Bart. »Bis wir dorthin zurückkommen, ist es bereits völlig Nacht über dem ganzen Kontinent. Beschäftigen wir uns lieber zuerst mit dem grünen Meer.«
     
    Die Overcee sank langsam mit dem Heck voran nach unten durch die Wolken. Dabei wurde es draußen immer dunkler. Sirius B-IV besaß keinen Mond, durch dessen Anziehungskraft sich der größte Teil der Planetenatmosphäre verflüchtigt hätte. Der Luftdruck in Meereshöhe würde gut zu ertragen sein – aber nur deshalb, weil der Planet zu klein war, um mehr Luft zu halten. Wegen der niedrigen Schwerkraft fiel auch der Druck in größeren Höhen nur allmählich ab, so daß die Atmosphäre dreimal so hoch wie die der Erde war. Noch in einhundertdreißig Kilometer Höhe fanden sich dichte Wolkenschichten.
    Die Overcee setzte am Rand einer weiten Bucht an der Westküste des kleinsten Kontinents auf. Wall sprang zuerst zu Boden, während Carver einen länglichen Metallbehälter herabließ, bevor er selbst nach unten kletterte. Beide Männer trugen leichte Schutzanzüge. Carver sah zwanzig Minuten lang zu, als Wall den Behälter öffnete und die sorgfältig verpackten Instrumente aufstellte. Schließlich gab Wall ihm ein Zeichen. Er nahm einfach den Helm ab.
    Carver wartete noch einige Sekunden lang, bevor er ebenfalls den Helm abnahm.
    »Wolltest du erst sehen, ob ich tot umfalle?« erkundigte Wall sich.
    »Lieber du als ich.« Carver atmete tief ein. Die Luft war kalt und feucht, aber ziemlich dünn. »Riecht gut, müßte ich jetzt sagen – aber das