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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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runzelte er jetzt überrascht die Stirn, als er den Becher in Empfang nahm. »Ich hätte nie gedacht, daß ich mich noch einmal über etwas freuen würde«, sagte er langsam.
    »Über den Whisky?«
    Rappaport antwortete nicht. Er leerte den Becher mit einem einzigen Zug.
    »Haben Sie das Schiff zerstört?«
    »Ja. Aber ich richtete alles so ein, daß das Schiff nicht in die Luft gehen, sondern nur allmählich schmelzen konnte. Ich wollte nicht, daß jemand dabei verletzt wird.«
    Turnbull schenkte nach. »Sehr aufmerksam von Ihnen. Und was ist aus dem Triebwerk geworden? Haben Sie es in der Kreisbahn zurückgelassen?«
    »Ich habe es auf dem Mond zerschellen lassen. Es ist nicht mehr brauchbar.«
    »Einfach großartig. Carver, das Schiff hat uns zehn Milliarden Dollar gekostet. Wir können es für vier nachbauen, weil die Pläne bereits vorhanden sind. Aber Sie ...«
    »Das kann ich nicht empfehlen.« Rappaport starrte nachdenklich in sein Glas, als blicke er in einen Spiegel. Er hatte fünfzehn oder zwanzig Pfund abgenommen. »Wenn Sie eine zweite Overcee bauen lassen, machen Sie einen ganz großen Fehler. Wir haben uns geirrt, Turnbull. Das Universum gehört nicht uns. Wir haben dort draußen nichts verloren.«
    »Es ist aber unser Universum.« Turnbull widersprach absichtlich, um Rappaport herauszufordern – er mußte erreichen, daß der andere endlich sprach. Aber er drückte gleichzeitig seine innerste Überzeugung aus. Das Universum war für jeden da – die Menschheit brauchte nur zuzugreifen.
    Rappaport warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Turnbull, genügt Ihnen mein Ehrenwort wirklich nicht? Das Universum gehört nicht uns und ist es auch gar nicht wert, daß wir uns darum bemühen. Dort draußen ...« Er sprach nicht weiter, sondern sah wieder aus dem Fenster.
    Turnbull wartete einige Sekunden lang, bis das Schweigen fast unerträglich geworden war. Dann fragte er: »Haben Sie Kameon umgebracht?«
    »Wall umgebracht? Sind Sie verrückt geworden?«
    »Hätten Sie ihn retten können?«
    Rappaport drehte sich langsam zu ihm um. »Nein«, sagte er dann. »Nein. Ich wollte ihn mitziehen, aber er wollte einfach nicht ... Hören Sie auf damit! Fragen Sie nicht weiter. Ich kann jederzeit gehen – und Sie könnten mich nicht zurückhalten.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät. Ich bin schon viel zu neugierig geworden. Was war das mit Kameons Grab, das einen schwarzen Rand haben soll?«
    Keine Antwort.
    »Rappaport, Sie scheinen zu glauben, daß die Vereinten Nationen auf Ihre Empfehlung hin das Projekt Overcee einfach aufgeben werden. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gleich Null. In den vergangenen hundert Jahren haben wir Milliarden Dollar für die Raumroboter und die Overcee ausgegeben. Der Nachbau des Raumschiffs kostet uns vielleicht nur noch vier Milliarden. Ihre Sache hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn Sie genau erklären, weshalb das Projekt nicht weitergeführt werden sollte.«
    Rappaport antwortete nicht. Auch Turnbull schwieg und beobachtete die Zigarette des anderen, die im Aschenbecher verglimmte. Der frühere Carver Rappaport hätte nie seine Zigarette vergessen oder einen ungepflegten Bart und ungeschnittene Haare getragen. Dieser andere Mann war immer gut rasiert gewesen; dieser andere hatte jeden Abend seine Schuhe ordentlich vor die Tür gestellt, selbst wenn er einen Schluck zuviel getrunken hatte.
    Hatte er vielleicht Kameon umgebracht, weil der andere zu schlampig war? Und war er es dann selbst geworden, als er seine Selbstachtung verlor? In der guten alten Zeit, als ein Flug zum Mars noch acht Monate dauerte, waren noch merkwürdigere Dinge geschehen. Nein, Rappaport hatte keinen Mord auf dem Gewissen; Turnbull hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt. Und Kameon wäre in jedem ehrlichen Kampf Sieger geblieben ...
    »Sie haben recht. Wo soll ich anfangen?«
    Turnbull schrak aus seinen Überlegungen auf. »Natürlich am Anfang – von dem Augenblick an, in dem die Overcee in den Hyperraum eingetreten war.«
    »Dabei gab es keine Schwierigkeiten. Nur mit den Bullaugen. Das Schiff hätte keine Bullaugen haben sollen.«
    »Weshalb nicht? Was haben Sie gesehen?«
    »Nichts.«
    »Und?«
    »Haben Sie schon einmal versucht, Ihren blinden Punkt zu finden? Man zeichnet zwei Punkte auf ein Blatt Papier – etwa drei Zentimeter voneinander entfernt –, schließt ein Auge, betrachtet einen der beiden Punkte und bringt das Blatt allmählich näher ans Gesicht. An

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