Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
Bauch eines Wals befinden?«
Das Gesicht seines Wohltäters nahm plötzlich eine grünliche Färbung an. »Ich ... ich würde lieber allein weiterfahren, wenn Sie nichts dagegen haben. Dort vorn an der Kreuzung finden Sie bestimmt einen anderen, der Sie mitnimmt.«
Jonathan stieg aus, als das Fahrzeug stand. Er öffnete den Mund und wollte sich bedanken, aber der Wagen hatte sich bereits mit durchdrehenden Rädern in Bewegung gesetzt und verschwand jetzt in einer Staubwolke. Er lachte amüsiert. Immerhin hatte er etwas gelernt: Diese Menschen, die im Bauch des Raumwals lebten, wollten die Tatsache entweder nicht wahrhaben oder waren sich wirklich nicht darüber im klaren. Jedenfalls war es bestimmt besser, wenn er dieses Thema in Zukunft nach Möglichkeit vermied.
Er lachte nochmals. Bisher war er noch nie für verrückt gehalten worden, deshalb hatte er jetzt seinen Spaß daran. Dann sah er die Felder an, die zu beiden Seiten der Straße lagen; er betrachtete die Bäume, Gärten und Häuser. Er hob den Kopf und sah den grünlichen Himmel über sich ...
Der Bauch eines Wals?
Er senkte rasch den Kopf und starrte seinen Raumanzug an. Dann seufzte er erleichtert auf. Der Anzug bestand nur aus Metall, Plastik und Drähten, aber trotzdem bewies er ihm, daß er keineswegs verrückt war. Allerdings war der Raumanzug nicht gerade die beste Empfehlung für einen Fremden in einem fremden Land. Jonathan erkannte, daß er das Ding loswerden mußte; er ging in ein Wäldchen neben der Straße und versteckte es unter einem großen Busch. Dann kehrte er auf die Straße zurück.
Dort nahm er seine Wanderung wieder auf und erreichte schon nach kurzer Zeit die Kreuzung, die sein Wohltäter erwähnt hatte. An dieser Stelle sah er auch ein Farmhaus, dessen Besitzer an der Straße einen kleinen Verkaufsstand für Gemüse errichtet hatte. Die dort ausliegenden Waren überraschten ihn, denn es handelte sich ausschließlich um Sorten, die auch auf New Earth bekannt waren, weil die ersten Siedler die Samen mitgebracht hatten – Tomaten, Gurken, Melonen, Paprika und Bohnen. Während er die Auslage betrachtete, fiel ihm beim Anblick der saftigen Tomaten ein, wie durstig und hungrig er war.
Ein Mädchen in einem blauen Kleid saß auf einer Bank vor dem Haus. Als er stehenblieb, stand es auf und kam heran. Es hatte dunkle Haare, ein ovales Gesicht und graue Augen. Seine gebräunte Haut schimmerte golden. »Ja?« fragte es.
Jonathan suchte vergebens in den Taschen seiner Jacke. Die kümmerlichen Überreste des letzten Wehrsoldes lagen in seinem Schrank an Bord der Firststar . Allerdings hätte ihm das Geld ohnehin nichts genützt, nahm er an. Was sollten diese Leute mit der Währung von New Earth anfangen, wenn sie noch nie von diesem Planeten gehört hatten?
Er wies auf eine besonders große Tomate. »Wie lange müßte ich arbeiten, um sie zu verdienen?« erkundigte er sich.
Das Mädchen – nein, die junge Frau sah ihm gerade ins Gesicht und runzelte nur einen Augenblick lang die Stirn, als ihr sein eigenartiger Dialekt auffiel. Über dem rechten Backenknochen hatte sie eine winzige Pockennarbe, die allerdings durchaus reizvoll wirkte. »Wenn Sie wirklich arbeiten wollen, können Sie gleich bei uns anfangen«, sagte sie. »Wir brauchen immer Arbeiter und zahlen den üblichen Lohn.«
Jonathan fragte sich, wie hoch dieser übliche Lohn sein mochte, war aber vorsichtig genug, sich nicht danach zu erkundigen. Außerdem blieb ihm eigentlich keine andere Wahl: wenn er essen wollte, mußte er arbeiten – und hier konnte er das ebensogut wie anderswo. »Ich kann gleich anfangen«, stellte er fest. »Aber zuerst möchte ich einen Schluck Wasser.«
»Bitte.«
Er ging neben der jungen Frau her um das Haus und ließ sich die Wasserpumpe zeigen. Während er trank, ging sie an die Hintertür und rief hinein: »Kannst du dich eine Viertelstunde um den Stand kümmern, Mom? Ich muß einen neuen Arbeiter zu Dad aufs Feld bringen.« Dann kam sie wieder zu Jonathan zurück. »Fertig?« fragte sie.
Er begleitete sie den schmalen Weg entlang, in dem zwei breite Spuren ausgefahren waren. Irgendwo auf den umliegenden Feldern tuckerte ein altmodischer Traktor vor sich hin. Jonathan hätte gern gewußt, wie spät es schon war, wollte aber nicht danach fragen. Vielleicht existierte hier gar keine herkömmliche Zeiteinteilung, weil die Sonne ständig am Himmel hängenblieb.
Die junge Frau schritt rasch aus, aber Jonathan war bereits so müde, daß er nur
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