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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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waren. Aber bevor die Gründer starben, stellten sie eine veränderte und erweiterte Ausgabe eines alten Buches her und sorgten dafür, daß die weitere Entwicklung nach bestimmten Richtlinien voranschritt. Seitdem hat die Kolonie sich sehr zufriedenstellend vergrößert, aber es wird trotzdem noch einige Jahrzehnte dauern, bevor sie den Stand der Technik wieder erreicht, den die Gründer gekannt haben.
    Die Antwort auf deine zweite Frage ergibt sich eigentlich schon aus der ersten. Die Gründer glaubten damals, daß sie und ihre Nachkommen für alle Zeiten hier gefangen seien, und wollten deshalb keine falschen Hoffnungen erwecken. Deshalb erzählten sie ihren Kindern, daß die neue Kolonie – sie wurde nach dem Schiff ›Prosperity‹ genannt – ein neuer Beginn der menschlichen Zivilisation sei und daß diese Welt das gesamte Universum verkörpere. Das Buch, das ich vorher erwähnt habe, wurde ebenfalls in diesem Sinne umgeschrieben, und das Schiff wurde zerstört, um peinliche Fragen zu vermeiden. Ich wußte zunächst nicht, daß ich mich mit meinen Bewohnern in Verbindung setzen kann, aber als ich es endlich merkte, war es bereits zu spät.
    Wofür zu spät? fragte Jonathan.
    Das spielt jetzt keine Rolle.
    Du hast vorher gesagt, daß du als Raumwal ein einsames Leben führst, stellte Jonathan fest. Ist das unbedingt notwendig? Schließlich gibt es deiner Erzählung nach irgendwo Artgenossen.
    Auch diesmal mußte er lange auf eine Antwort warten. Ja, es gibt viele andere – aber sie sind alle nicht mehr hier. Vor zweihundert Jahren nach deiner Zeitrechnung sind sie fortgeflogen – zu dem Inselkosmos, den die Menschen als Messier 31 kennen.
    Und du hast sie nicht begleitet – warum?
    In gewisser Beziehung bin ich wie die Andromeda der griechischen Mythologie. In gewisser Beziehung bin ich selbst eine Andromeda – eine Andromeda, die am Ufer eines unendlichen Meeres angekettet ist und dort auf das Ungeheuer wartet, das sie verschlingen wird. Aber im Gegensatz zu der griechischen Andromeda kommt mir kein Perseus zur Hilfe – und er könnte mich auch gar nicht von meinen Fesseln erlösen, wenn er käme.
    Das verstehe ich nicht, sagte Jonathan. Das verstehe ich wirklich nicht.
    Vielleicht ist es besser so.
    Aber ich begreife auch etwas anderes nicht, fuhr er fort. Du hast selbst gesagt, daß du Gedanken über Millionen Kilometer hinweg senden und empfangen kannst. Wenn das wahr ist, mußt du erkannt haben, daß ich dich ursprünglich töten wollte. Warum bist du trotzdem näher gekommen? Warum hast du deinen Kurs nicht geändert?
    Die Antwort kam zögernd und verblüffte Jonathan maßlos. Vielleicht wollte ich sterben.
    Weshalb wolltest du das?
    Eine Andromeda ohne einen Perseus hat vom Leben nichts zu erwarten. Das Meeresufer ist dunkel und einsam, und meine Ketten schmerzen. Wenn man ohnehin bald sterben muß, hat man keinen starken Lebenswillen mehr.
    Dann gibt es das Ungeheuer also wirklich!
    Ja, Jonathan. Es wird mich bald verschlingen. Ich habe nicht mehr lange zu leben.
    Aber du kannst doch fliehen! Deine Ketten sind nicht wirklich!
    Nein, das sind sie nicht. Aber obwohl sie nicht existieren kann ich sie nicht zerbrechen. Und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht.
    Nein, protestierte Jonathan. Du mußt mir mehr über dich erzählen.
    Ich habe dir schon zuviel erzählt. Außerdem habe ich mich nicht mit dir in Verbindung gesetzt, um über mich zu sprechen, sondern um zu erfahren, ob du zufrieden bist.
    Setzt du dich später wieder mit mir in Verbindung?
    Nur, wenn du es wünschst.
    Ich würde mich sehr darüber freuen.
    Gut, dann unterhalten wir uns bald wieder. Gute Nacht.
    Gute Nacht, sagte Jonathan. Gute Nacht – Andromeda.
     
    Einige Wochen später fand Jonathan Gelegenheit, sich mit dem Guten Buch zu befassen, das die Gründer der Kolonie umgeschrieben hatten. Darlene Meadows hatte ihm in der Zwischenzeit begreiflich gemacht, daß er nicht in seiner Kammer über der Scheune zu leben brauchte, selbst wenn er dort schlief. Deshalb folgte er heute abend nach dem gemeinsamen Essen ihrer Einladung und ging in das Wohnzimmer der Familie hinüber.
    Das Gute Buch war ohne große Schwierigkeiten zu finden, es lag auf dem Tischchen neben dem offenen Kamin und trug in riesigen Goldlettern die Aufschrift ›Das Gute Buch‹. Jonathan wandte sich an Darlene, die hinter ihm hereingekommen war. »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich ein bißchen lesen«, sagte er und wies auf den schweren Band. »Ich bin

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