Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
hübsch.
    Ein weiblicher Wal!
    Du hast redet – ich bin eine Frau. Eine Frau, die dir das Leben gerettet hat, weil du zu mitleidig warst, um sie zu töten.
    Du hast also mein Zögern gefühlt – und als das Boot zertrümmert war, hast du mich einfach verschluckt.
    Nicht ›verschluckt‹ – ›absorbiert‹. Es gab keine andere Möglichkeit, Jonathan. Ich konnte dich nicht sterben lassen ... Wenn du das nicht aufbereitete Land verläßt, auf dem du dich jetzt noch befindest, gelangst du in andere Gegenden, die fruchtbar und grün sind. Und dort findest du auch Menschen – eine Zivilisation, in der du dir einen Platz an meiner Sonne erringen kannst. Geh zu dem Land und den Menschen. Ich schenke dir das Leben, weil du mir meines nicht genommen hast, obwohl ich ... Dann folgte eine kurze Pause. Wenn du geradeaus weitergehst, erreichst du ein Tal. Dort findest du Leben und Lachen – und vielleicht sogar Liebe. Geh, Jonathan!
    Eine Zivilisation? dachte er verblüfft. Eine Zivilisation im Bauch eines Wals? Aber wie ist das möglich? Warum?
    Keine Antwort.
    Aber wie? dachte er nochmals.
    Auch diesmal erhielt er keine Antwort, obwohl er angestrengt lauschte.
    »Aber wie?« fragte er laut. »Warum?«
    Die Sonne schien stumm auf ihn herab, und der grünliche Himmel wölbte sich schweigend über der Landschaft. Auch der Wind hatte seine Stimme verloren. Auch gut , dachte Jonathan, dann bekomme ich eben keine Antwort. Er nahm seinen Helm unter den Arm, legte sich den Raumanzug über den anderen, ließ die Sauerstofftanks liegen und machte sich in der angegebenen Richtung auf den Weg.
    So geschah es also, daß Jonathan Sands das Tal im Bauch des Wals erreichte. Es war ein liebliches Tal – breit und grün. Er erkannte Bäume und Straßen und Häuser, und in der Ferne lag sogar eine glänzende Stadt. Die Sonne schien warm auf seine Schultern herab; das weiche Gras glich einem smaragdgrünen Teppich. Zwischen den wohlbestellten Feldern sah er blaue Seen, die von blühenden Bäumen umgeben waren. Überall zwitscherten bunte Vögel in den Zweigen, die der laue Wind kaum bewegte.
    Er kam zu einer Straße und ging darauf weiter. Nach einiger Zeit hörte er ein leises Geräusch hinter sich, drehte sich um und sah ein vierrädriges Fahrzeug, das sich rasch näherte. Er wußte, daß es sich dabei um ein Automobil handelte, obwohl er noch nie in seinem Leben ein Auto gesehen hatte. Aber er hatte diese Fahrzeuge in Büchern abgebildet gesehen – in Geschichtsbüchern – und wußte deshalb, auf welcher Stufe die Zivilisation vermutlich stand, in der er sich in Zukunft zurechtfinden mußte. Die Wirklichkeit unterschied sich so sehr von seinen Erwartungen, daß er zunächst gar nicht recht daran glauben konnte.
    Der Fahrer bremste, als er Jonathan vor sich sah, und hielt dann. Er war ein älterer Mann mit grauen Haaren. Er trug einen beigen Anzug, der zu dem Lack des Fahrzeuges paßte. »Wollen Sie mitfahren, junger Mann?« fragte er. »Ich fahre in die Stadt.«
    Er sprach einen eigenartigen Dialekt, den Jonathan nur mit Mühe verstand; aber es war trotzdem Englisch, was nur bewies, daß die so unglaublich erscheinende Wirklichkeit eine nicht zu übersehende Tatsache war. Jonathan hatte einen Ausschnitt aus seinem Geschichtsbuch vor sich – das Kapitel ›Amerika um 1950‹. Und er hatte es ausgerechnet im Bauch eines Raumwals gefunden. »Vielen Dank«, sagte er jetzt und stieg ein. »In welche Stadt fahren Sie?« erkundigte er sich.
    Der Fahrer sah ihn von oben bis unten an und betrachtete den Raumanzug und den Helm mißtrauisch. Er fuhr an. »Haben Sie eben ›welche‹ Stadt gesagt?« fragte er dann.
    »Ich bin ... ich bin lange nicht mehr hier gewesen«, erklärte Jonathan ihm verlegen.
    »Aber trotzdem nicht so lange, wie Sie offenbar glauben. Prosperity II ist noch nicht fertiggestellt – das dauert noch zwei Jahre ... Ich habe gar nicht gewußt, daß es noch immer Leute gibt, die als Goldgräber in die Wüste gehen.«
    Jonathan schwieg klugerweise. »Allerdings kann ich wirklich nicht einsehen, wieso jemand dort sein Leben riskiert«, fuhr der andere fort. »Schließlich ist noch niemand dabei reich geworden. Der Wind und der Regen allein wären schon schlimm genug, aber die Wirbelstürme und Erdbeben machen die Sache einfach zu riskant.« Er warf Jonathan einen fragenden Blick zu. »Glück gehabt, junger Mann?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. Je weniger er sprach, desto weniger bestand die Möglichkeit, daß er etwas

Weitere Kostenlose Bücher