Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
einknickte.
»Das hat ihr das Rückgrat gebrochen«, flüsterte der Kapitän vor sich hin.
Gus zuckte mit den Schultern. »Bis zum Frühjahr ist der Rumpf bestimmt so weit abgekühlt, daß wir an Bord gehen und alles abmontieren können, was hier nützlich sein kann. In der Zwischenzeit müssen wir eben mit dem auskommen, was wir rechtzeitig ausgeladen haben, bevor die Hitze zu groß wurde.«
Harris starrte Gus an. Seine blauen Augen erinnerten den jungen Mann an ein Mädchen, das er auf Terra gekannt hatte. Die Erinnerung schien so weit wie der Planet zurückzuliegen.
»Richtig – Sie und Ihre Leute müßten bis dahin überleben können ...«
» Wir müßten es schaffen«, verbesserte Gus ihn. »Von jetzt an sitzen wir alle in dem gleichen Boot.«
»Aber wenn die anderen hören, wie Sie uns verraten haben ...«
»Halten Sie lieber den Mund darüber«, unterbrach Gus ihn ungeduldig. »Auch für Sie ist es viel besser, wenn wir bei unserer Geschichte bleiben, die ich mit Ihnen vereinbart habe. Erzählen Sie ruhig weiter, daß die Rettung nur deshalb möglich war, weil ich zum Glück rechtzeitig Verdacht geschöpft hatte, während Sie wie ein Held reagiert haben.«
»Meine Offiziere würden mich in der Luft zerreißen, wenn sie wüßten, daß ich mit einem Meuterer und Saboteur eine Vereinbarung getroffen habe.«
»Und die Kolonisten würden Sie und Ihre Offiziere erschlagen, wenn sie wüßten, daß Sie die Absicht hatten, sie hier sitzenzulassen.«
»Ich frage mich noch immer, ob Sie Ihre Drohung wirklich wahr gemacht hätten, den Reaktor ohne Rücksicht auf Verluste explodieren zu lassen.«
»Sie hätten so oder so verloren. Auf diese Weise ist Ihnen wenigstens die Achtung der Kolonisten sicher. Die Leute glauben alle, Sie hätten lieber das Schiff eingebüßt, als sie allein zurückgelassen.«
»Hätte ich nur eine andere Wahl gehabt ...«
Eine hagere Gestalt stolperte unsicher auf die beiden Männer zu.
»Kapitän ...«, murmelte Leone. »Ich habe es Ihnen gesagt ... habe gesagt, daß wir nicht so lange warten dürfen ...«
»Ja, Sie haben es gesagt, Leone. Schlafen Sie jetzt Ihren Rausch aus.«
»Der letzte Flug«, flüsterte der Erste Offizier und sah zu dem Schiff hinüber, das jetzt deutlich schief stand. »Die Pensionierung, das eigene Appartement, meine Frau ... alles mit einem Schlag erledigt. Überall nur noch diese ... diese Eiswüste!«
»Wir marschieren nach Süden«, sagte Gus. »Vielleicht ist das Klima dort besser.«
»Meiner Meinung nach wäre es besser, dieses Gebiet nicht zu verlassen«, wandte Harris ein. »Wenn überhaupt Aussicht auf Rettung besteht ...«
»Wir schweben wie Pollen im Wind«, antwortete Gus. »Kein Mensch kümmert sich darum, was aus uns wird. Wir müssen uns selbst helfen, denn von außen haben wir nichts mehr zu erwarten.«
»Meine Autorität als Kapitän ...«
»Bedeutet nichts mehr«, unterbrach Gus ihn. »Wir sind jetzt alle Kolonisten und sitzen im gleichen Boot.«
»In einer Nußschale auf dem offenen Meer!«
Gus nickte. »Alle schaffen es bestimmt nicht: aber einige kommen durch.«
Harris zuckte sichtbar zusammen. »Woher wollen Sie das wissen?« fragte er dann.
»Wir haben eine faire Chance«, sagte Gus. »Mehr kann kein Mensch verlangen.«
Das Interview mit dem Zeitreisenden
(A Bulletin From The Trustees)
Wilma Shore
Die folgende Niederschrift gibt eine Tonbandaufzeichnung wieder, die nach dem Tode von Dr. Dr. Edwin Gerber in seinem Laboratorium gefunden wurde. Nachdem der Verstorbene das Institut für Verhaltensforschung in Marmouth, Mass., mit der Auswertung seines wissenschaftlichen Nachlasses beauftragt hatte, wurde das vorhandene Material sorgfältig gesichtet.
Obwohl deutliche Hinweise dafür vorhanden sind, daß die Tonbandaufnahme etwa ein Jahr vor Dr. Gerbers Hinscheiden entstanden sein muß, brachten weder seine Notizen noch die Befragung seiner Kollegen nähere Aufschlüsse. Das Institut fördert seine Mitglieder, ohne zu verlangen, daß die Forschungsergebnisse veröffentlicht werden; trotzdem hat das Kuratorium keine Erklärung dafür gefunden, weshalb Dr. Gerber mit den Ergebnissen dieses offenbar äußerst wichtigen Experiments nie an die interessierte Öffentlichkeit getreten ist.
Das Institut kann selbstverständlich keine Garantie für die Authentizität der Niederschrift übernehmen, veröffentlicht sie aber trotzdem, um ihren Inhalt wissenschaftlichen Kreisen zugänglich zu machen. Gleichzeitig verbindet
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