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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Salzlösung ab und hörte, wie die Flüssigkeit in seinen Tank plätscherte. Wie lange würde es dauern, bis er überlief? Hatte er noch genügend Zeit?
     
    Er wußte nicht, wie lange er gewartet hatte, stellte sich aber vor, daß es fünf oder sechs Stunden gewesen sein mußten. In dieser Zeit kämpfte er gegen den Schlaf an, der ihn zu überwältigen drohte. Die anstrengenden Vorbereitungen und die Aufregung hatten ihn erschöpft.
    Um wach zu bleiben, sagte er Gedichte auf, die er in der Schule gelernt hatte. Wie hieß die Englischlehrerin, die so für Shakespeare geschwärmt hatte? Sturm erinnerte sich noch deutlich an die hagere alte Jungfer, die immer durchdringend nach Jasmin gerochen hatte – aber ihr Name fiel ihm nicht mehr ein. Sie hatte ihn an den Ohren gezogen, wenn er seine Hausaufgabe nicht gemacht hatte. Er dachte daran, wie sehr er immer darunter gelitten hatte, vor der ganzen Klasse Gedichte aufsagen zu müssen; er war dabei unweigerlich ins Stottern geraten, war knallrot geworden und hatte nicht weitergewußt. Und dann hatte Miß Benson ...
    In diesem Augenblick fiel ein dünner Lichtstrahl in die dunkle Zelle, als die Tür vorsichtig einen Spalt breit geöffnet wurde. Sturm wartete und bereitete sich darauf vor, die Blende seines Auges weiter zu schließen, wenn das Licht heller wurde. Etwa fünf Sekunden lang geschah nichts mehr. Er senkte geräuschlos seine Kralle und legte sie dicht an die Wand, so daß Ludgin nicht sofort auf sie aufmerksam werden würde. Dabei achtete er darauf, nicht die Salzlösung zu berühren, die jetzt den Boden der Zelle bedeckte. Der Draht war fertig; die Isolierung am vorderen Ende fehlte jetzt. Sturm hielt ihn fest in seiner Klaue und gab sich große Mühe, kein Metallteil zu berühren, wodurch Funken erzeugt werden konnten.
    Die Tür wurde langsam geöffnet.
    Sturm hörte die schweren Atemzüge eines Mannes und sah die Umrisse einer Gestalt in dem Lichtschein, der aus dem Korridor hereindrang. Die Tür fiel wieder ins Schloß, so daß einen Augenblick lang völlige Dunkelheit herrschte, bis der Strahl einer Taschenlampe aufflammte. Das Licht war auf Sturms Tank gerichtet.
    Er erkannte Ludgins Stimme: »Ich nehme an, daß du bereits mit meinem Besuch gerechnet hast, Nummer fünfundvierzig. Das war doch logisch, nicht wahr?«
    Sturm hatte immerhin einen Vorteil auf seiner Seite. Ludgin bildete sich offenbar ein, der Lichtstrahl seiner Taschenlampe würde das Gehirn in dem Tank blenden. Sturm war jedoch vorsichtig genug gewesen, sein Auge in die Ecke rechts neben Ludgin zu stellen.
    Die Lichtquelle bewegte sich näher, blieb aber leider außer Reichweite der Klaue.
    »Was soll das ganze Wasser?« erkundigte Ludgin sich spöttisch. »Soviel Angst kannst du doch wirklich nicht gehabt haben.«
    »Sie scheinen eine Vorliebe für seltsame Späße zu haben«, antwortete Sturm. Er hoffte, daß seine Stimme Ludgin einen kleinen Schreck einjagen würde.
    »Wo steht denn, daß bei einer Hinrichtung nicht gelacht werden darf?« Ludgin kicherte vor sich hin. »Wirklich schade, daß du etwas beobachtet hast, das nicht für dich bestimmt war. Nächstesmal – hoffentlich gibt es kein nächstesmal – muß ich vorsichtiger sein. Ausgesprochen dumm von mir, daß ich dich nicht abgeschaltet habe.«
    Wenn Ludgin nur noch einige Schritte näher herankam ...
    Der Professor mußte vor allem gründlich durchnäßt sein. Es hatte keinen Sinn, ihn durch einen elektrischen Stromstoß töten zu wollen, wenn feststand, daß eine gute Verbindung möglich war. Vielleicht brauchte Ludgin nur nasse Füße, aber sicher war sicher. Wenn er auf die Nase fiel, war er wenigstens garantiert durchnäßt.
    »Du kannst mir glauben, daß Schiecke mir aufrichtig leid tut; im Vergleich dazu ist der Mord an dir eine Kleinigkeit«, sagte Ludgin. »Der junge Mann war wirklich hochintelligent und eine große Hilfe. Bevor er an der Universität auftauchte, hatte ich schon fast keine Hoffnung mehr, doch noch ordentlicher Professor zu werden. Nur schade, daß er mich so ungeschickt erpressen wollte. Aber immerhin habe ich den größten Teil des Manuskripts.«
    »Wie viele haben Sie bisher ermordet?« fragte Sturm.
    »Immer mit der Ruhe, alter Knabe«, mahnte Ludgin und kicherte nochmals. »Du hältst mich doch nicht etwa für einen Gewohnheitsverbrecher? Ich bin tatsächlich nur ein begabter Amateur. Schiecke war der erste, du bist der zweite. Dabei steht nicht einmal fest, ob ich in deinem Fall wirklich einen Mord

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