Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

ob sich in Ihrem Kopf plötzlich ein Fenster geöffnet hätte«, sagte er mühsam zu Strauss. »Ich habe Ihre Gedanken gelesen.«
    »Und ich Ihre«, antwortete Strauss. Er berührte das Gerät, aber diesmal geschah nichts.
    »Sie sind also ein Ultra«, warf Jennings ihm vor. »Als ich die Hand hierher gelegt habe ...« Er berührte das Gerät nochmals. »Sehen Sie, es funktioniert wieder. Sind Sie verrückt? Glauben Sie wirklich, daß es um die Erde besser bestellt wäre, wenn Sie und Ihre Freunde die Menschheit nach Ihren Vorstellungen dezimieren könnten?«
    Als er die Hand wieder angewidert sinken ließ, verschwand das Leuchten augenblicklich. Strauss berührte es nochmals, aber auch diesmal ereignete sich nichts.
    »Lassen Sie doch jetzt den Unsinn!« forderte Strauss seinen Kollegen barsch auf. »Das Gerät dient offenbar zur Nachrichtenübermittlung. Ein telepathischer Verstärker. Warum auch nicht? Die Gehirnzellen besitzen alle ein bestimmtes elektrisches Potential, und unsere Gedanken sind eigentlich nur Veränderungen eines elektromagnetischen Feldes ...«
    Jennings wandte sich ab, weil er nicht mehr mit Strauss sprechen wollte. »Wir senden jetzt einen Bericht ab«, sagte er. »Mir ist es völlig gleichgültig, wer später den Ruhm dafür einheimst. Von mir aus können Sie ihn gern haben. Ich möchte nur, daß das Gerät so rasch wie möglich in die richtigen Hände kommt.«
    Strauss blieb einige Sekunden lang unbeweglich sitzen. »Das Gerät ist doch mehr als ein bloßes Hilfsmittel zur Nachrichtenübertragung«, stellte er dann langsam fest. »Es reagiert auf Gefühle und verstärkt Gefühlsbewegungen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es hat zweimal auf Ihre Berührung hin zu arbeiten begonnen, obwohl Sie es schon zuvor einige Male in der Hand gehabt haben, ohne daß es aufgeleuchtet hätte. Und ich kann es anfassen – aber es funktioniert trotzdem nicht.«
    »Ja?«
    »Es hat auf Sie angesprochen, als Sie in einem Zustand starker Gefühlsbewegung waren. Unter anderen Voraussetzungen funktioniert es nicht, vermute ich. Und als Sie eben von den Ultras gesprochen haben, während Sie das Ding in der Hand hielten, war ich einen Augenblick lang der gleichen Überzeugung wie Sie.«
    »Das wäre auch besser ...«
    »Langsam, nicht so voreilig! Woher wollen Sie wissen, daß Sie recht haben? Schließlich gibt es auf der ganzen Erde keinen intelligenten Menschen, der nicht weiß, daß der Planet mit einer Bevölkerung von einer Milliarde besser als mit einer von sechs Milliarden auskommen kann. Führte man die Automatisierung überall durch – das ist vorläufig wegen dieser Horden noch unmöglich –, würden etwa fünf Millionen Menschen genügen, um die Erde wieder zu einer Art Paradies zu machen ... Hören Sie doch zu, Jennings! Seien Sie endlich vernünftig, Mann!«
    Die heisere Stimme des anderen klang zum erstenmal fast freundlich, während er Jennings zu überzeugen versuchte. »Aber wir können die Bevölkerung natürlich nicht auf demokratische Weise reduzieren. Das wissen Sie selbst. Jedes Volk und jede Rasse besteht darauf, daß die anderen Gruppen den Anfang mit der Reduzierung machen, und ich bin durchaus der gleichen Meinung. Ich will, daß meine Gruppe – unsere Gruppe – überlebt. Ich stelle mir eine Erde vor, auf der nur noch eine Elite lebt – also Menschen wie wir. Wir sind die echten Menschen, und die Halbaffen, die uns bei jeder Bewegung behindern, sind eines Tages noch unser Unglück. Irgendwann müssen sie doch sterben; warum sollen wir also nicht die Gelegenheit ausnützen?«
    »Nein«, widersprach Jennings energisch. »Ich kann mir keine Gruppe vorstellen, die das Monopol auf Menschlichkeit besitzt. Ihre fünf Millionen Wissenschaftler wären eine Art negativer Auslese ohne Verschiedenheit und Abwechslung; sie würden eines Tages vor Langeweile sterben – und das geschähe ihnen ganz recht.«
    »Das ist alles nur Gefühlsduselei, Jennings. Daran glauben Sie doch selbst nicht! Sie sind einfach das Produkt Ihrer Erziehung; Sie haben sich von Ihren Lehrern beeinflussen lassen, die von Berufs wegen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit predigen müssen. Sehen Sie wirklich nicht ein, daß dieses Gerät wie gerufen kommt? Selbst wenn wir es nicht nachbauen können oder nie verstehen, wie es wirklich funktioniert, genügt der eine Apparat vielleicht schon. Damit können wir die Gedanken und Gefühle aller wichtigen Männer der Erde kontrollieren oder zumindest beeinflussen und ihnen