Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
freundlicherweise die Arme aus.«
»Ja, natürlich.« Iucounu streckte beide Arme aus und wies dabei mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf Cugel. Das Seil wickelte sich augenblicklich so fest um Cugels Arme und Beine, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Iucounu wollte sich schier vor Lachen ausschütten. »Welch überraschende Entwicklung! Aus Versehen habe ich meinen Häscher gerufen! Ich möchte dir allerdings raten, keine allzu heftigen Bewegungen zu machen, denn der Häscher ist aus Wespenbeinen gewebt. Schön, jetzt kann ich endlich in aller Ruhe den Inhalt deines Sackes untersuchen.« Er warf einen Blick in Cugels Sack und stieß einen leisen Schrei der Verzweiflung aus. »Du hast meine Sammlung geplündert! Ich sehe hier einige meiner kostbarsten Stücke!«
Cugel grinste geschmeichelt. »Selbstverständlich! Aber ich bin kein Dieb; Fianosther hat mich hierher geschickt, damit ich bestimmte Gegenstände abhole, und deshalb ...«
Iucounu hob die Hand. »Dein Vergehen ist zu groß, als daß ich irgendwelchen Ausreden Glauben schenken könnte. Ich habe bereits erklärt, wie sehr ich Diebe und Plünderer verabscheue, und muß dich deshalb zur Abschreckung für andere so hart wie möglich bestrafen – es sei denn, du könntest mir einen angemessenen Ausgleich für meinen fast erlittenen Verlust bieten.«
»Das müßte sich ohne Zweifel ermöglichen lassen«, erwiderte Cugel. »Aber dieses Seil kratzt so sehr auf meiner Haut, daß ich nicht ungestört darüber nachdenken kann.«
»Unwichtig, unwichtig! Ich habe beschlossen, den Zauber der Einsamen Einschließung anzuwenden, der das Opfer in eine winzige Höhle fünfundvierzig Meilen unter der Erdoberfläche versetzt.«
Cugel starrte den Lachenden Magier erschrocken an. »Unter diesen Umständen ist an eine Entschädigung allerdings kaum noch zu denken«, warf er ein.
»Richtig«, meinte Iucounu nachdenklich. »Vielleicht kannst du mir doch einen kleinen Dienst erweisen.« Er runzelte die Stirn.
»Der Schurke ist bereits so gut wie tot!« erklärte Cugel. »Nimm mir jetzt diese unerträglichen Fesseln ab!«
»Ich habe eigentlich weniger an einen Mord gedacht«, stellte Iucounu fest. »Komm.«
Das Seil wurde etwas lockerer, so daß Cugel hinter Iucounu in den Nebenraum gehen konnte, dessen Wände mit Gobelins in seltsamen Farben und Mustern behangen waren. Der Lachende Magier nahm einen mit Samt bezogenen Kasten aus einem Wandschrank und legte ihn auf eine Glasscheibe, die in der Luft schwebte. Er öffnete die Schatulle, winkte Cugel zu sich heran, der jetzt erkannte, daß der Kasten, der innen mit rotem Pelz ausgeschlagen war, zwei Einbuchtungen enthielt; in einer lag eine kleine Halbkugel aus violettem Glas, die andere war leer.
»Als kenntnisreicher und weitgereister Mann weißt du bestimmt, worum es sich bei diesem Objekt handelt«, begann Iucounu. »Nein? Du kennst aber selbstverständlich die Vorgeschichte des Krieges, unter dem Cutz im achtzehnten Äon zu leiden hatte? Nein?« Iucounu zog erstaunt die Schultern in die Höhe. »Während dieser kriegerischen Ereignisse glaubte der Dämon Unda-Hrada – er ist übrigens unter der Nummer 160476183 in Thrumps Almanach der Geisterwelt aufgeführt –, seinen Prinzipal unterstützen zu können, indem er seine Freunde aus der Unterwelt La-Er herbeirief. Um ihnen einen Gesichtssinn zu geben, erhielten sie Schalen dieser Art, wie du sie hier vor dir siehst. Als der Versuch fehlschlug, weil die andere Seite mächtigere Geister beschworen hatte, kehrten die Dämonen nach La-Er zurück. Auf dieser hastigen Flucht gingen die Halbkugeln verloren und wurden in Cutz aufgefunden. Ich besitze eine, möchte aber ein Paar. Wenn du mir das Gegenstück beschaffst, bin ich bereit, dein unbefugtes Eindringen und deinen Diebstahl zu verzeihen.«
Cugel überlegte kurz. »Ich habe also die Wahl zwischen einem unterirdischen Gefängnis und einem Besuch in der Dämonenwelt von La-Er. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nur schwer für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden.«
Iucounu lachte schallend. »Vielleicht ist es gar nicht erforderlich, daß du dich selbst nach La-Er begibst. Die Schalen sind auch in dem Land erhältlich, das früher als Cutz bekannt war.«
»Wenn es unbedingt sein muß«, knurrte Cugel, der mit diesem Ergebnis seiner Bemühungen äußerst unzufrieden war. »Wer bewacht diese violetten Halbkugeln? Welchen Zweck haben sie? Wie gelange ich nach Cutz – und wie komme ich wieder hierher
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