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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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gern etwas länger. Ihr könnt jetzt den Fernseher einschalten.«
    Die drei Kinder drehten sich gehorsam um, so daß sie die leere Wand vor sich hatten, auf der nur Schimmelpilze wucherten. Ihre Gesichter entspannten sich, als sie ohne die geringste Anstrengung zu Empfängern wurden. Die Frau blieb nach vorn gebeugt auf ihrer niedrigen Kiste sitzen. Ein Klumpen Porridge tropfte von ihrem Gewand klatschend zu Boden.
    »Du lieber Gott«, sagte sie kopfschüttelnd. »Jetzt hat euer Vater schon wieder seinen Lottoschein vergessen. Je höher der Einsatz, desto größer die Gewinnchancen. Ob ich noch genügend Zeit habe, um schnell im Supermarkt einzukaufen? Die vielen Sonderangebote, die gestern im Fernsehen vorgestellt wurden, reizen mich wirklich. Hmmm.« Sie sprach weiter und schien gar nicht zu merken, daß die Kinder nicht zuhörten. »Heute wird es bestimmt wunderbar. Euer Vater hat sich wirklich große Mühe gegeben, damit wir unseren Hochzeitstag richtig feiern können.«
    Hoch über ihr spannte sich die durchsichtige Plastikkuppel, auf der Charles' und Rodneys Schatten wie eiserne Gitterstäbe wirkten.
    Der älteste Sohn Bert rieb sich die Augen, wobei die geschwollenen Knöchel mit ihrer gelblich verfärbten Haut die dünnen weißen Augenbrauen verdeckten. »Heh! Seht euch die Rakete an! Sie stürzt gleich über dem Mars ab, wenn die Besatzung nicht herauskriegt, wie die Triebwerke repariert werden müssen!« Sein schmächtiger Körper bewegte sich ruckartig auf der alten Kiste. »Jetzt ist das Bild auf einmal weg! Wieder die blöden Werbesendungen!«
    »He, Mom!« sagte Estelle und drehte sich halb nach ihrer Mutter um. »Jetzt läuft ein Werbefilm. Macht nichts, Alfie – die Fortsetzung kommt bestimmt gleich.« Sie legte ihm tröstend eine dünne Hand auf den Arm.
    Mutter Robinson warf einen Blick auf die mit Schimmel überzogene Wand. Ihr runzliges Gesicht, das nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien, veränderte seinen Ausdruck, bis fast ein Lächeln entstand. Dann fuhr sie sich mit der Hand durch die wenigen noch verbliebenen Haarsträhnen.
    »Ich glaube, ich verändere mein Make-up«, sagte sie mit verträumter Stimme. »Vielleicht färbe ich mir sogar die Haare blond.«
    »Und was meint Dad dazu?«
    »Bleib bei deinem Fernseher, Estelle, anstatt dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen!«
    Hoch über ihnen warf Rodney Charles einen fragenden Blick zu. Charles nickte kurz. Ein paar kleine Wolken segelten ziellos über den blauen Himmel. »Jetzt ist wahrscheinlich der günstigste Zeitpunkt, Rodney. Ich tue es auch nicht gern, tröste mich aber mit dem Bewußtsein, daß nun zumindest ein Mitglied der Familie Robinson ausgelitten hat.«
    Unter Charles' Anleitung öffnete der Beerdigungsroboter einen Teil der Kuppel und kletterte in das Gehege hinunter. Auf dem Weg zu Großmutter Robinson, die bewegungslos neben ihrer Kiste lag, berührte er aus Versehen Vater Robinson, der in seiner Ecke noch immer rhythmische Bewegungen machte. Der Mann zuckte kurz zusammen, ließ sich aber nicht weiter stören.
    »Roboter!« rief Charles entrüstet. »Das blöde Ding hat ihn beinahe umgerannt! Und dann reden die Leute davon, Maschinen könnten eines Tages alle Menschen ersetzen! Dabei sind sie nur intelligente Taugenichtse!«
    »Manchmal habe ich wirklich den Verdacht, daß sie in Wirklichkeit ziemlich dumm sind, obwohl wir ihnen einiges beigebracht haben.« Rodney beobachtete weiter die Familie Robinson. »Und was die Befürchtungen betrifft, Roboter könnten uns Menschen eines Tages ersetzen ...« Er lächelte verächtlich.
    Der Beerdigungsroboter streckte seine Klauen aus, hob Großmutter Robinson mühelos hoch, drehte ihre Kiste um und ließ sie hineinfallen. Seine Metallarme glänzten in der Sonne. Leise summende Elektromotoren und ein leichter Ölgeruch in der Luft begleiteten diese Routinearbeit. Dann zog der Beerdigungsroboter sich wieder zurück und hielt Großmutter Robinson und ihre Kiste in beiden Armen fest.
    »Ich habe heute nur wegen des Picknicks auf meinen Bingonachmittag im Frauenklub verzichtet«, sagte Mutter Robinson, als der Beerdigungsroboter an ihr vorüberrollte. »Deshalb erwarte ich jetzt, daß ihr euch wirklich erstklassig benehmt, Kinder. Wenn ihr Eiskrem und Lutscher wollt, müßt ihr tun, was eure Eltern sagen.«
    Alfie, der jüngste Sohn, zerrte ungeduldig an seinem mit Porridge befleckten Gewand, so daß der mürbe Stoff an einer Stelle aufriß. »Ich will aber jetzt einen

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