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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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damit meint. »Woran spazierengehen?« sage ich.
    »An den stillen Wassern. Irgendwie erscheint es nicht ganz angemessen, daß sie hier ... äh ... einfach ... äh ...«
    »Oh, das meinen Sie«, sage ich. »Das ist eine reine Formalität. Hauptsache ist schließlich, daß die stillen Wasser vorhanden sind. Wer daran spazierengehen will, kann es tun, und wer darin baden will, kann es ebenfalls. Das bleibt jedem selbst überlassen. Solange die Leute ihre Rechnung bezahlen, ist es Big Tony piepegal, was sie hier tun.«
    »Big Tony?«
    »Er ist der Boß. Ihm gehören alle sieben Himmel. Ein patenter Kerl.«
    Mike scheint angestrengt nachzudenken, wobei sein Gesichtsausdruck etwas weniger traurig wirkt. Er sieht sich langsam um und dann mich an. »Glauben Sie ... glauben Sie, ich ...«
    »Was soll ich glauben?«
    »Ach, lassen wir das lieber«, seufzt er und erinnert mich sofort wieder an einen traurigen Spaniel. »Das war nur so eine Idee. Ich eigne mich ohnehin nicht dafür.«
    Ich spreche vorläufig nicht mehr davon, weil ich spüre, daß er dieses Thema von selbst wieder aufgreifen wird. Natürlich habe ich recht damit. Nachdem ich ihm die Amüsierräume gezeigt habe, gehen wir durch den langen Korridor, an dem Mannschaftskabinen, Maschinenräume, die Engelszimmer, mein Appartement, das Spezialappartement für Big Tony und die Steuerzentrale liegen. Bevor wir wieder den Baromat erreichen, wirft Mike einen raschen Blick über die Schulter und fragt mich dann leise: »Glauben Sie ... glauben Sie, Big Tony würde mir einen Job geben?«
    Ich schalte sofort auf streng geschäftlich um. »Erfahrung auf unserem Gebiet?« frage ich.
    »In ... in gewisser Beziehung.«
    Wir haben unterdessen das Ende des Korridors erreicht, betreten den Baromat, finden zwei leere Hocker und nehmen darauf Platz. Ich bestelle einen Bourbon-Soda, und Mike bestellt einen Sarsaparilla. »In welcher Beziehung?« frage ich.
    Er nimmt nervös einen Schluck und stellt sein Glas wieder auf die Theke. »Ich ... nun, ich – eigentlich meine sechs Brüder und ich – habe früher einen analogen Betrieb verantwortlich geführt.«
    »Was soll das heißen – ein analoger Betrieb?«
    »Ganz ähnlich, aber doch nicht gleich. Jedenfalls habe ich beträchtliche Erfahrung als Geschäftsführer sammeln können und ...«
    Ich kann meine Begeisterung nicht länger zurückhalten. »He, das ist ja großartig«, sage ich zu ihm. »Big Tony sucht nach einem neuen Manager für den fünften Himmel. Der Kerl, der jetzt dort Geschäftsführer spielt, kann sich nicht an die verringerte Schwerkraft gewöhnen, wird dauernd raumkrank und möchte kündigen, obwohl er einen Zehnjahresvertrag hat. Big Tony ist durchaus bereit, ihn gehen zu lassen, sobald er jemand findet, der seinen Platz einnehmen kann.«
    »Glauben Sie ... glauben Sie, er würde mich vielleicht ...«
    »Warum denn nicht? Hören Sie, er ist morgen abend hier – am Heiligen Abend spielt er jedes Jahr den Weihnachtsmann in einem seiner Himmel, und diesmal sind wir an der Reihe, und er kommt schon einen Tag früher. Sobald er auftaucht, spreche ich mit ihm über Sie und vereinbare einen Termin. Ich weiß natürlich nicht, ob Sie morgen abend Zeit haben ...«
    »Selbstverständlich!« Der arme Kerl hat tatsächlich Tränen in den Augen. Aber obwohl er noch immer diesen traurigen Blick an sich hat, sehe ich deutlich, daß er wieder etwas mehr Spaß am Leben findet. Er vergißt sogar, einen Blick über die Schulter zu werfen. »Pete, das vergesse ich Ihnen nie«, sagt er. »Menschenskind, dann wäre alles wieder fast wie früher. Eine Aufgabe, die einen ausfüllt, ein Betrieb, für den ich selbst verantwortlich wäre, neue Gäste, die empfangen und betreut werden müssen, und ... und ... Pete, Sie haben mir meinen Lebensmut zurückgegeben!«
    Seine Dankbarkeit macht mich etwas verlegen, denn schließlich steht noch keineswegs fest, daß er den Job wirklich bekommt. Deshalb winke ich Pinky MacFarlane heran, die zu den Gastgeberengeln gehört, die wir für ohne Begleiterin erschienene Kunden in Reserve halten, und stelle sie ihm vor, weil ich mir denke, daß er in seiner Verfassung einen Engel brauchen kann, der ihn ein bißchen von seinen Sorgen abbringt. Dann entschuldige ich mich, weil ich angeblich die Bücher kontrollieren muß, und verschwinde in meinem Büro.
    Als ich einige Stunden später wieder in den Baromat komme, ist Mike verschwunden, so daß ich natürlich annehme, er und Pinky haben gemeinsame Interessen

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