Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
und um die Erde kreisen lassen kann.
»Das ist also Mike«, sagt er und spießt eine Taube mit der Gabel auf. »Pete hat mir erzählt, daß Sie früher einen eigenen Betrieb geleitet haben. Stimmt das?«
»Richtig, Sir«, sagt Mike. »Das heißt – ich habe geholfen, einen zu führen. Meine sechs Brüder und ich haben uns letzte Woche überlegt, daß die Sache keinen Zweck mehr hat, und sind ausgestiegen.«
»Warum?«
»Weil das Geschäft so zurückgegangen ist, daß wir keinen Anlaß sahen, noch länger zu bleiben. Natürlich haben wir noch die alten Kunden, aber die brauchen uns nicht mehr.«
»Warum ist das Geschäft zurückgegangen?«
Mike rutscht unsicher auf seinem Stuhl herum. »Nun, ich ... ich nehme an, daß unser Eintrittspreis zu hoch war. Selbst zu Anfang fanden die Leute ihn ziemlich überhöht. Aber trotzdem fanden sich genug, die ihn bezahlten, und wir hätten ihn ohnehin nicht herabsetzen können. Als das Geschäft allmählich nachließ, dachten wir, die Bevölkerungsexplosion und der Drang nach höherer Bildung würden die Sache wieder besser in Gang bringen. Aber das war ein Irrtum. Das Geschäft ging immer schlechter, bis meine Brüder und ich schließlich der Wirklichkeit ins Auge sahen und uns entschlossen, die Konsequenzen aus dieser Entwicklung zu ziehen und auszusteigen.«
Big Tony tranchiert nachdenklich eine Ente. »Wie kommen Sie auf die Idee, Sie könnten in meinem Betrieb Gewinne erzielen, obwohl Sie mit Ihrem eigenen Pleite gemacht haben?«
»Von diesem Standpunkt aus habe ich die Angelegenheit eigentlich noch nicht betrachtet, Sir. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, daß ich es schaffen würde.«
»Das bloße Gefühl genügt nicht.« Big Tony macht große Bewegungen mit seiner Gabel. »Sie haben einmal versagt – deshalb werden Sie auch in Zukunft immer wieder versagen. Ich kann Ihnen auch sagen, was daran schuld ist. Sie kennen die drei goldenen Regeln nicht. Ich erkläre sie Ihnen, aber das hilft Ihnen nichts, weil Sie sich nicht daran halten. Sie können sich gar nicht nach ihnen richten, weil Sie für dieses Geschäft falsch konstruiert sind. Also, hören Sie gut zu. Erstens: Gib den Leuten, was sie wirklich wollen. Der Teufel soll holen, was sie angeblich selbst wollen, der Teufel soll holen, was sie zu wollen vorgeben, und der Teufel soll holen, was sie denken, sie müßten es wollen. Gib ihnen, was sie wirklich wollen. Zweitens: Mach es so billig, daß sie es sich leisten können, aber trotzdem so teuer, daß sie sich einbilden können, etwas Besonderes zu bekommen. Drittens: Sorge dafür, daß sie es sehen, anfassen und riechen können. Ist das nicht möglich, geben sie nämlich kein Geld dafür aus. Die Erde ist voller Geschäftsleute, die Pleite gemacht haben, weil sie diese drei einfachen Regeln nicht befolgen wollten. Glauben Sie also wirklich, daß ich einen dieser Leute als Manager einer meiner Raumklubs anstelle?«
»Aber, Big Tony«, werfe ich ein, »Mike braucht einen Job und ...«
Big Tony wirft mir einen schmerzlichen Blick zu. »Habe ich etwa behauptet, daß ich ihm keinen geben will?« fragt er.
»Nein, nein, das nicht, aber ...«
»Sie haben ganz richtig erkannt, Pete, daß dieser Kerl wirklich Format hat. Ich müßte Stroh im Kopf haben, wenn mir nicht auf den ersten Blick klar wäre, daß er sein Geld wert ist, selbst wenn ich ihn nur anstelle, damit er durch den Klub spaziert und nichts tut. Allein das wäre schon ein Kundenfang erster Klasse. Aber ich wäre wirklich übergeschnappt, wenn ich ihn als Manager anstellen würde, weil er dafür einfach nicht geeignet ist.« Big Tony sieht zu Mike hinüber. »Was können Sie eigentlich?« fragt er.
Mike sieht sich rasch um. »Ich ... ich kann ein bißchen singen«, sagt er. »Hymnen und Choräle und ähnliches Zeug.«
Big Tony zuckt merklich zusammen, ist aber kein Spielverderber. »Okay, singen Sie uns etwas vor.«
Mike steht auf. Er wirft noch einen Blick über die Schulter und räuspert sich dann. »Das Lied heißt Im Garten «, sagt er und legt mit dem besten, süßesten und himmlischsten Tenor los, den ich je gehört habe.
Big Tony sitzt sprachlos da, bis Mike zu Ende gesunden hat. Mir geht es nicht anders. Dann sagt Big Tony: »Heiliger Strohsack!«
»Leider kann ich allein nicht besonders gut singen«, entschuldigt Mike sich. »Ich bin nämlich daran gewöhnt, gemeinsam mit meinen Brüdern zu singen, wissen Sie. Gabe spielt Trompete, während Raf und wir anderen singen. Aber wir sind noch
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