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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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entdeckt und vertreiben sich jetzt die Zeit in einem der Amüsierräume. Aber dann taucht Pinky plötzlich ganz allein neben mir auf und ist fuchsteufelswild. »Sie haben vielleicht Nerven«, sagt sie, »daß Sie mir diesen Vollidioten anhängen. Wo haben Sie ihn überhaupt aufgetrieben – lebt er irgendwo als Einsiedler in der Wüste?«
    Das macht mich wütend. »Ist das der Dank dafür, daß ich dich zur Abwechslung einem wirklichen Gentleman vorstelle und dir die Möglichkeit gebe, dich kulturell etwas aufzubessern?« frage ich. »Wo ist er jetzt?«
    »Keine Ahnung«, sagt Pinky, »und es ist mir auch egal. Er hat mir nicht einmal einen Drink angeboten – das ist mir noch nie passiert, kann ich Ihnen sagen! –, sondern hat nur seinen idiotischen Sarsaparilla getrunken und dabei meine Flügel angestarrt. Und als ich ihn frage: ›Was ist los – gefallen Ihnen meine Flügel nicht?‹ sagt er nur: ›Tut mir leid, Miß MacFarlane, ich wollte nicht unhöflich sein. Ich muß mich nur erst an die Details dieser veränderten Situation gewöhnen.‹ Ich frage ihn also: ›Warum staunen Sie darüber, daß ein Mädchen Flügel trägt? Wir Big-Tony-Mädchen tragen sie schon, seitdem der erste Himmel eröffnet worden ist, und ...‹«
    »Lassen wir das jetzt«, unterbreche ich sie. »Ich möchte nur wissen, wo er jetzt steckt.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich es nicht weiß«, antwortet Pinky beleidigt. »Ich habe ihn dazu überredet, mit mir in den G.W.-Raum zu gehen, weil ich dachte, er würde dort etwas fröhlicher werden, aber wir sind gar nicht erst angekommen. Als wir durchs Perlentor gingen, blieb er etwas hinter mir zurück, und als ich mich umsah, war er einfach verschwunden.«
    »Wahrscheinlich ist er mit einer der ersten Fähren zur Erde zurückgeflogen«, überlege ich laut. »Er wirkte ohnehin etwas übermüdet.«
    »Aber im Hangar waren um diese Zeit keine Fähren. Das weiß ich genau, weil ich selbst nachgesehen habe.«
    »Vielleicht hat er eine genommen, die schon auf der Rampe lag.«
    So muß es auch gewesen sein, denn am gleichen Abend bekomme ich ihn nicht mehr zu Gesicht. Als ich um fünf Uhr morgens endlich Schluß machen kann, habe ich Mike schon ziemlich vergessen, aber er fällt mir sofort wieder ein, als Big Tony am Spätnachmittag in mein Appartement kommt, während ich gerade frühstücke. »Big Tony«, sage ich, »ich habe genau den richtigen Mann für den fünften Himmel entdeckt«, und erzähle ihm die ganze Geschichte.
    »Klar, Pete«, sagt er, nachdem ich zu Ende gesprochen habe. »Ich sehe ihn mir gern an. Bringen Sie ihn in mein Appartement, sobald er wieder auftaucht.«
    Mike kommt mit der Fähre um zwanzig nach acht, aber alles ist wie am Vorabend: obwohl ich am Perlentor stehe, um die Gäste zu begrüßen, sehe ich ihn erst später, als er in den Baromat kommt. Mir ist sofort klar, daß er ziemlich nervös ist, denn er wirft bei jedem zweiten Schritt einen ängstlichen Blick über die Schulter. »Was hat Big Tony gesagt, Pete?« fragt er mit leiser Stimme, als er die Theke erreicht, wo ich einen großen blonden Engel namens Doris unterhalte. »Will er mit mir sprechen?«
    »Immer mit der Ruhe, Mike«, sage ich. »Sie regen sich viel zu sehr auf. Kommen Sie mit – ich bringe Sie zu ihm.«
    Big Tony sitzt in seinem Speisezimmer beim Abendessen. Er winkt uns mit einer abgenagten Lammkeule zu und weist uns zwei leere Stühle an. Der Tisch ist mit Tauben, Hummer, Fasan, Ente, Spanferkel, Lachs, Räucheraal, Kalbsschnitzel, Trauben, Orangen, Birnen, Melonen, Spargel, Maiskolben, Toast, Kaviar, Butter und verschiedenen anderen Delikatessen förmlich überladen. Es ist ein großer Tisch, aber Big Tony läßt ihn winzig erscheinen, weil er selbst so riesig ist. Nach einem guten Essen erreicht er manchmal zweihundertdreißig Kilo Lebendgewicht. Sein Gesicht ist natürlich ziemlich breitflächig, aber das Fleisch sackt nicht so nach unten, wie man vielleicht vermuten würde. Das kommt daher, daß Big Tony eigentlich noch jung ist.
    Wenn er spricht, liegt ein seltsamer Glanz auf seinem Gesicht. Manche Leute glauben dann, daß er nur stark schwitzt, aber ich weiß es besser. Der Glanz kommt von innen heraus. In seinem Innern scheint eine Art Freudenfeuer zu brennen, das er ständig in Gang halten muß, und der Feuerschein dringt irgendwie durch die Haut nach draußen. Ich kann Ihnen sagen, daß nur ein großer Mann wie Big Tony, in dem ein großes Feuer brennt, sieben Himmel bauen

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