Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
nie öffentlich aufgetreten und ...«
»Ihre Brüder singen auch so gut?« fragt Big Tony verblüfft.
»Nun, das kann ich schlecht beurteilen. Raf hat zum Beispiel eine wesentlich bessere Stimme als wir anderen. Er ...«
»Suchen Ihre Brüder auch einen Job?«
»O ja, sie sind ebenso verzweifelt auf der Suche wie ich. Wir haben ...«
»Schön, dann können Sie ihnen ausrichten, daß sie engagiert sind«, sagt Big Tony. »Sie treten morgen abend erstmals auf.« Er sieht zu mir hinüber. »Sehen Sie, was ich vorhabe, Pete?«
Ich habe noch nicht ganz begriffen, glaube aber zu erkennen, worauf er hinauswill. »Allmählich komme ich mit, Big Tony«, sage ich.
Er schiebt sich eine halbe Birne in den Mund und fängt an, eine Orange zu schälen. Seine Augen strahlen, aber dieser Glanz erstickt fast in Fett. »Der Grüne-Weiden-Raum«, sagt er. »Morgen abend. Am Heiligen Abend. Dann bringen wir sie ganz groß heraus. Mit Weihnachtsliedern. Das wird ein Schlager. Merken Sie was, Pete – merken Sie es jetzt?«
Unterdessen bin ich wieder auf der Höhe. »Wir bauen ihnen eine Plattform«, sage ich aufgeregt. »Eine Art Bühne. Am besten gleich unterm Weihnachtsbaum. Und wir stellen sie den Gästen als Überraschung vor.«
»Ha! Das genügt nicht, Pete. Wir lassen sie im Fernsehen auftreten. Ich kaufe die Sendezeit. Mir ist es ganz egal, was sie kostet. Die ganze Welt soll wissen, wie es im Siebenten Himmel zugeht. Wir werden den Leuten zeigen, daß wir hier oben Format haben – wirkliches Format. Und nach Weihnachten lassen wir Mike und seine Brüder ein paar moderne Nummern einstudieren und schicken sie auf eine Tournee durch die anderen Raumklubs ... Wie groß ist der Weihnachtsbaum, den Sie bestellt haben, Pete?«
»Eine sechs Meter hohe Edeltanne.«
»Lassen Sie eine größere kommen. Je größer, desto besser. Wir haben leicht für einen fünfzehn Meter hohen Baum Platz.«
»Wird gemacht, Big Tony. Die Engel können ihn morgen nachmittag schmücken. Und ich sorge dafür, daß Mike und seine Brüder Kostüme mit Flügeln bekommen.«
»Große goldene Flügel«, sagt Big Tony. »Je größer, desto besser. Und die Mannschaft soll die Abdeckung über dem Glasdach einziehen, damit die Sterne von draußen hereinscheinen ... Wollten Sie etwas sagen, Mike? Sie bekommen für den Anfang tausend pro Woche, müssen Sie wissen.«
»Ich ... ich habe mich eben nur geräuspert«, sagt Mike.
»Prima«, sagt Big Tony. »Dann sind wir uns also einig. Sie kümmern sich um alle Einzelheiten, Pete.«
Nun, Sie können sich vielleicht vorstellen, wie ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden auf Trab gehalten werde. Zuerst muß ich dafür sorgen, daß wir wirklich Sendezeit im Fernsehen bekommen. Das erfordert lange Telefongespräche zur Erde, eine Menge Gehirnschmalz und den Einsatz meiner nicht unbeträchtlichen Überredungskunst, aber schließlich gelingt es mir doch, für den nächsten Abend die Zeit zwischen neun Uhr dreißig und zehn Uhr bei der größten Fernsehgesellschaft zu buchen. Dann kommen wieder meine üblichen Pflichten als Geschäftsführer zu ihrem Recht, die mich bis fünf Uhr morgens in Atem halten, bevor ich endlich ins Bett gehen kann. Aber ich schlafe nicht lange, denn um elf Uhr, als gar keine Fähre vorgesehen ist, tauchen Mike und seine sechs Brüder auf, drängen in mein Schlafzimmer und stören meinen verdienten Schlummer. Seine sechs Brüder sehen ihm ziemlich ähnlich und benehmen sich wie er. Sie haben alle den gleichen traurigen Blick und werfen ab und zu einen ängstlichen Blick über die Schulter, wie ich es von Mike bereits gewöhnt bin. Ich bringe sie zum Vorsingen in Big Tonys Appartement, und als Big Tony und ich diese sechs himmlischen Stimmen und diese überirdische Trompete hören, wissen wir, daß wir es geschafft haben.
Ich greife wieder nach dem Telefon zur Erde, bestelle den fünfzehn Meter hohen Weihnachtsbaum ab und lasse statt dessen einen Zwanzigmeterbaum kommen. Dann überwache ich den Bau einer Plattform für die Zölestischen Sieben, denn Big Tony und ich haben uns darauf geeinigt, die sieben Brüder unter diesem Namen auftreten zu lassen. Als der Weihnachtsbaum endlich mit der Zweiuhrfähre kommt, überwache ich seine Aufstellung und überwache dann die Engel, während sie ihn schmücken. Dann muß ich mich persönlich um die Dekoration des Grüne-Weiden-Raums kümmern. Als nächstes bringe ich unserem Raumklubschneider Big Tonys Kostüm, das seit letztem Jahr eingelaufen zu
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