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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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blendete ihn, als er durch eine Schneise im Unterholz zu sehen versuchte. Und dann wurde das Geräusch immer lauter, bis es schließlich wie ein wütender Hornissenschwarm klang. Noch lauter. Ein Schatten schwebte über Morley, als warte dort oben ein Habicht darauf, sich auf seine sichere Beute stürzen zu können. Dann brach das Summen plötzlich ab, und Morley erinnerte sich an das Geräusch. Der Hubschrauber.
    Er stand schwankend auf, aber seine Kehle war ausgetrocknet, und sein Mund stand so weit offen, daß seine Kiefer schmerzten. Sie wußten, daß er hier war. Sie waren knapp jenseits der Senke gelandet. Der Fluß lag nur hundert Meter von ihm entfernt. Morley wollte losrennen, aber die Sanitäter hatten etwas in der Luft versprüht, das ihn lähmte und bewegungsunfähig machte. Morleys Glieder verkrampften sich schmerzhaft. Er machte trotzdem einige Schritte und hörte dann ein Rascheln hinter sich. Morley drehte sich um. Sie standen nur drei oder vier Meter von ihm entfernt und beobachteten suchend durch die Blätter. Einer von ihnen klappte seine Tragbahre auseinander, aber der erste Sanitäter machte eine abwehrende Handbewegung. Er starrte Morley ungläubig an. »Mister Morley braucht offenbar keine Tragbahre, Fred.«
    Morley blieb unbeweglich stehen. Die Sanitäter studierten erstaunt seine saubere, von der Sonne ausgebleichte Kleidung und die gebräunte Haut, die sich straff über den Knochen spannte.
    »Kommen Sie jetzt freiwillig mit?« wollte der Sanitäter wissen.
    »Nein«, sagte Morley.
    Der junge Mann wich seinem Blick aus und sah zweifelnd zu Boden. »Damit Sie die richtige Pflege haben, Sir.«
    »Warum? Ich belästige hier keinen Menschen. Lassen Sie mich in Ruhe, lassen Sie mich einfach weitergehen.«
    »Das dürfen wir nicht, Mister Morley. Sie wissen selbst, daß wir uns an die Vorschriften halten müssen.«
    »Machen Sie eine einzige Ausnahme«, bat Morley. »Sagen Sie einfach, Sie hätten mich nicht gefunden. Lassen Sie mir noch einen Tag Zeit. Das genügt mir schon.«
    Der Sanitäter schüttelte langsam den Kopf.
    »Dann könnte ich bis nach Bittern Shoals gehen. Dorthin bin ich nämlich unterwegs – und jetzt habe ich mein Ziel schon fast erreicht. Ich habe gar nichts gegen den Tod einzuwenden, können Sie das nicht verstehen? Ich bin darauf vorbereitet, möchte aber zu Hause sterben.«
    Die Sanitäter starrten ihn erschrocken an. »So dürfen Sie nicht reden. Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Mister Morley. Solche Gedanken deprimieren nur. Wo es noch Leben gibt, sind unsere hervorragenden Ärzte mit allen neuzeitlichen Geräten und Methoden zur Stelle, um ...«
    »Ich habe gehört, wie es in den Krankenabteilungen zugeht«, flüsterte Morley. »Auf einer Konturliege mit einem halben Dutzend dünner Schläuche am Körper. Nein, das will ich nicht. Wie die Ratten und Hühner, von denen ich gelesen habe – die Wissenschaftler haben sie hundert und mehr Jahre am Leben erhalten.«
    Der andere Sanitäter drängte sich vor, und Morley erkannte in seiner Hand eine glitzernde Injektionsspritze. Er trat einen Schritt zurück und hatte dabei das Gefühl, sein Herz schlage einen Trommelwirbel. Der Tod ist nur dein Feind, Sanitäter, dachte er. Nicht meiner. Wenn der Tod endlich gesiegt hat, haben alle Sanitäter, Chirurgen, Internisten, Arzneimittel und Maschinen eine Niederlage erlitten. Ihr habt Angst vor dem Tod, nicht wahr, deshalb benützt ihr uns als Schild. Ihr verlängert unseren Todeskampf und bildet euch ein, selbst vielleicht ewig und immer jung bleiben zu können ...
    Die Sanitäter riefen hinter Morley her, als er hügelabwärts rannte. Sie setzten sich ebenfalls in Bewegung, und der eine hielt die Injektionsspritze hoch, als sei sie ein wundertätiger Talisman, während sie Morley nachbrüllten, er solle doch vernünftig sein und endlich stehenbleiben.
    Morley lief weiter, rannte immer schneller. Das Betäubungsmittel behinderte ihn zunächst noch, aber dann wurde er auf dem Abhang von selbst schneller und rannte mit flatternden Hosenbeinen bergab. Sein Gesicht war vor Angst, Verzweiflung und Sehnsucht zu einer spastischen Grimasse verzerrt, während sein Körper sich gleichzeitig seltsam ungelenk bewegte, als habe er die Beherrschung über seine Muskeln verloren. Noch eine letzte keuchende Anstrengung, dann hatte er das dichte Blätterdach am Fluß schon fast erreicht und hörte Wasser rauschen. Er wußte, daß er es schaffen würde, wenn er unter den dichten Bäumen blieb,

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