Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
nicht weit davon entfernt ... Er war hochbegabt. Er war leicht erregbar. Und er hatte die Erfahrung gemacht, daß er stur sein mußte, wenn er etwas durchsetzen wollte.«
    »Was soll das heißen, er mußte stur sein?«
    »Andere sind geschmeidig. Sie können führen oder überreden. Manche besitzen Persönlichkeit und erreichen dadurch, daß ihre Wünsche in den meisten Fällen berücksichtigt werden. Wieder andere sind stark und können damit rechnen, daß die Leute freiwillig nachgeben. John fehlten alle diese Eigenschaften. Für ihn gab es nur eine Möglichkeit – er mußte entscheiden, was getan werden sollte, und es dann ohne Rücksicht auf sich oder andere tun.«
    »Er konnte nicht gut mit anderen zusammenarbeiten?«
    »Er mußte gemeinsam mit anderen arbeiten ... aber er hatte kein Talent dazu. Andere sollten sich stets seinen Wünschen fügen. Sobald sie nicht augenblicklich zustimmten, arbeitete er allein weiter und versuchte zu beweisen, daß er doch recht gehabt hatte. Auch wenn er Hilfe brauchte, konnte er sie sich nur auf diese Weise verschaffen – er forderte sie, erhielt sie nicht und bewies dann, daß er sie doch gebraucht hätte.«
    »Sein Fachgebiet war ...«
    Damit kam ich nicht weiter. Lucy betrachtete mich nur mit gerunzelter Stirn.
    »Sie wissen aber, auf welchem Gebiet er gearbeitet hat?«
    »Ja, in großen Zügen.«
    »Warum? Sie sind Lehrerin. Was interessiert Sie die Arbeit eines Wissenschaftlers?«
    »Jeder Mann muß über seine Arbeit sprechen. In John war dieses Bedürfnis besonders ausgeprägt. Als er zum erstenmal davon anfing, bin ich zu seinem Boß gegangen – zu Hewitson, nicht zu Commander Hogg. Dort erhielt ich den Auftrag, ihn reden zu lassen, aber selbst nichts weiterzuerzählen. Angeblich war ich vertrauenswürdiger als John. Ich mußte allerdings versprechen, Hewitson sofort zu benachrichtigen, wenn John auch anderen gegenüber von seiner Arbeit zu sprechen begann.«
    »John war eigentlich gar nicht der Typ, der ausgewählt wird, um bei geheimen Projekten mitzuarbeiten«, stellte ich fest.
    »Richtig«, gab Lucy bereitwillig zu, »aber mit guten Beziehungen lassen sich viele Hindernisse aus dem Weg räumen. Commander Hogg war hier, seine Frau war hier, und er legte natürlich Wert darauf, seinen Sohn nach beendeter Ausbildung wieder zu sich zu holen. Und John scheint die entsprechenden Voraussetzungen mitgebracht zu haben. Jedenfalls war sein Fall ein gutes Beispiel für einkalkulierte Risiken.«
    Die vermutlich doch größer als erwartet waren, überlegte ich. Vielleicht hatte die Entscheidung, John in der Raumstation geheime Forschungsaufgaben zu übertragen, mehr oder weniger direkt zu diesem Mord geführt.
    Lucy hatte beiläufig von Hewitson als ›Johns Boß‹ gesprochen. Das erinnerte mich daran, daß ich den Chefrobotiker der Station gelegentlich aufsuchen mußte.
    Aber ich bezweifelte, daß mir ein Gespräch mit ihm weiterhelfen würde.
    Ich kannte Horace Hewitson von früher her. Er dachte nicht erst jetzt wie eine Maschine – er war offenbar schon so auf die Welt gekommen. Er hatte noch nie Alkohol getrunken, denn unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile drängte sich ihm der Schluß förmlich auf, Alkohol sei ungut; er war nie mit einem Mädchen befreundet gewesen, denn unter Berücksichtigung aller ... nun, das war Horace, wie er leibte und lebte.
    Er war außerdem ein hervorragender Robotiker. Aber ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen, daß General Deacon einen Mann wie ihn hierher geschickt hätte, um den Fall John Hogg zu lösen.
    »Nur noch etwas, Lucy«, sagte ich und sah ihre Augen dabei wütend aufblitzen; sie hatte mir nicht gestattet, sie Lucy zu nennen. »Warum sind Sie und Bob nicht einen Schritt weitergegangen, als Sie unter Einfluß der Droge vernommen wurden? Weshalb haben Sie sich geweigert, Fragen zu beantworten, die den Zeitraum betrafen, nachdem Sie John verlassen hatten? Warum haben Sie nicht weitergemacht, um dadurch klipp und klar zu beweisen, daß die Programmierung des Roboters nicht von Ihnen stammte?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das war damals ... bevor wir wirklich wußten, was geschehen war. Alle dachten damals noch, der entscheidende Augenblick sei der Zeitpunkt, an dem John zuletzt lebend gesehen wurde.«
    »Wären Sie jetzt bereit, sich ...«
    »Nein«, antwortete sie fest.
    »Warum nicht?«
    »Wahrheitsdrogen und Lügendetektoren gibt es seit Jahrhunderten. Aber bisher hat noch kein Gericht entschieden, jeder

Weitere Kostenlose Bücher