Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
gehabt, den Mord zu begehen.«
Ich fragte mich allmählich, was ich hier überhaupt zu suchen hatte. Der Kommandant war ein intelligenter Mann, dessen Urteilsvermögen nicht unter dieser Tragödie gelitten zu haben schien. Weshalb sollte er den Fall nicht selbst lösen können? Was erwartete er von mir? Was sollte ich dazu beitragen?
»Jinny«, murmelte ich fragend.
»Wir haben keinen Beweis dafür, daß sie John überhaupt gekannt hat. Offenbar stimmt ihre Behauptung tatsächlich, denn sie war bisher nicht zu widerlegen.«
»Shirley?«
»Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß Shirley Ursache gehabt hätte, John zu ermorden. Meiner Auffassung nach widerspräche das ihrer ganzen Veranlagung. Sie ist eine ausgesprochene Exhibitionistin.«
Ich hatte ein Bild von ihr in dem Kleid gesehen, das sie an dem bewußten Abend getragen hatte – der Ausschnitt bewegte sich knapp an der Grenze des Zumutbaren. Ich nickte schweigend.
»Allerdings nicht nur im allgemein bekannten Sinn des Wortes«, fuhr Hogg fort, »sondern auch in anderer Beziehung. Shirley gehört zu den Menschen, die einem alles erzählen. Sie kann nichts für sich behalten.«
»Dann sind also nur vier Männer übrig«, stellte ich fest.
»Ja ... nun, bisher habe ich alle Ihre Fragen beantwortet, aber von jetzt ab müssen Sie ohne meine Unterstützung auskommen.«
»Was soll das plötzliche Schweigen?«
»Ich bin davon überzeugt, daß einer der vier Männer meinen Sohn ermordet hat. Felsenfest davon überzeugt. Deshalb möchte ich Ihre Untersuchungen nicht irgendwie beeinflussen.«
Ich nickte. »Aber Sie müssen mir trotzdem etwas erzählen. Weshalb ist Bob Wilde der Verdächtige Nummer eins?«
Er war kaum überrascht. »Sie haben also schon irgend etwas gehört. Nun, Ihre Frage ist nicht schwer zu beantworten. Aber bevor ich Ihnen den Grund erkläre, möchte ich betonen, daß ich Bob nicht für den Verdächtigen Nummer eins halte. Er ist einer der vier Männer, daran ist nicht zu rütteln. Aber das ist schon alles.«
Ich nickte wieder.
»Bob hat mit John zusammengearbeitet«, fuhr Hogg fort. »Meistens hatten sie verschiedene Gebiete des gleichen Projekts zu bearbeiten – aber gelegentlich lief ihre Arbeit parallel. Sie haben sich oft gestritten. Bob ist nach Johns Tod in eine höhere Position aufgerückt. Und Bob ist das einzige Mitglied des Teams außer John, das diesen Plan ohne größere Schwierigkeiten hätte durchführen können.«
»Ist er denn Fachmann für Robotik?«
»Er versteht etwas von Robotern«, antwortete der Kommandant ausweichend.
»Weshalb ist er Ihrer Meinung nach nur einer von vier Verdächtigen, obwohl die anderen drei nicht über die gleichen Möglichkeiten wie er verfügten?«
»Halten Sie es wirklich für denkbar, daß er ausgerechnet diese Methode gewählt hätte? Ermordet der einzige Messerwerfer eines Dorfes einen anderen Mann, indem er ihm ein Messer in den Rücken wirft? Versteckt der einzige Mann, der den Schlüssel zu einem Raum in Verwahrung hat, dort eine Leiche, wenn er weiß, daß die Polizei sie dort suchen wird? Benützt ein Mann, der anderweitig unzählige Gelegenheiten hätte, seinen Kollegen so zu beseitigen, daß jeder an einen Unfall glauben müßte, ausgerechnet den Zeitpunkt, der dazu führen muß, daß er selbst unter Mordverdacht kommt?«
»Vielleicht haben Sie recht«, stimmte ich zweifelnd zu.
Ich stellte fest, daß ich mich innerhalb der Station überall frei bewegen konnte, obwohl ich natürlich den allgemein gültigen Beschränkungen unterworfen war. Ich durfte weder Abteilung C noch Abteilung F betreten und die Station nicht in einem Raumanzug verlassen – aber das war auch keinem anderen gestattet, der nicht eine besondere Erlaubnis vorweisen konnte.
Nach einem längeren Rundgang durch die gesamte Station und interessanten Gesprächen mit etwa zwanzig verschiedenen Leuten – aber nicht mit den sieben Hauptverdächtigen –, setzte ich mich in der Bibliothek an eine elektrische Schreibmaschine und schrieb (ich kann auf Papier besser denken):
Schlußfolgerung 1: Eigentlich fast jeder hätte den Klasse-M-Roboter programmieren können, um John Hogg zu ermorden. Die Vorbereitungen dazu konnten in aller Ruhe getroffen werden, denn schließlich war bekannt, daß er sich irgendwann in einem bestimmten Labor aufhalten würde. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich jeder Roboter der Klasse M als Mordwaffe verwenden.
Voraussetzungen dafür sind:
a) Ungehinderter Zugang zu Robotern,
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