Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
gutes Englisch«, sagte er zu Hlanka.
»Nein, ich spreche Kroatisch«, versicherte der Professor ihm lächelnd, »und das höre ich auch von Ihnen. So ist es bei allen, die man hier in den Zeitlanden trifft.«
»Hmmm, eigentlich recht praktisch«, meinte Lane. »Wie viele Menschen gibt es hier?«
»Ich kenne einige Dutzend persönlich. Es muß Tausende geben, aber die meisten fürchten sich davor, ihre Insel zu verlassen.«
»Inseln?« fragte Martha.
»Er meint deine Welt, glaube ich«, sagte Lane und beschrieb Hlanka ihre kleine Talwelt.
»Ja«, stimmte Hlanka zu. »Sie sind alle klein, und ich glaube, daß nur Frauen imstande sind, sie zu stabilisieren. Man hätte das gleichförmige Leben in den Zeitlanden bestimmt bald satt, wenn man nicht von einer Frau und ihrer Insel erwartet würde.«
»Wir haben uns nie sehr weit davon entfernt«, erklärte Lane ihm. »Wir ...«
»Ich weiß«, unterbrach Hlanka ihn. »Die Schritte. Aber Sie können fast augenblicklich zu Ihrer Insel zurückkehren, indem Sie einfach durch die Luft gehen und so die Zeitlande verlassen. Ich bin eben zu meiner Geliebten und ihrer Insel in der Oberen Kreide unterwegs. Wollen Sie mich nicht begleiten und Ihre Bekanntschaft machen?«
»Danke, gern«, sagte Lane.
Hlanka führte sie über Eisfelder und erstarrte Lavamassen, über Pliozän-Steppen und durch Oligozän-Wälder. Er zeigte und erklärte ihnen die wichtigsten Lebensformen.
»Ich muß einfach etwas angeben«, erklärte er ihnen. »Kein Geologe hat je ein Laboratorium dieser Art besessen. Ich könnte alle Fachbücher verbessern, aber ich wage es nicht.«
Als sie eine Senon-Ebene überquerten, auf der dreihörnige Dinosaurier an sumpfigen Wasserläufen grasten, begegneten sie einem anderen Mann. Er war untersetzt, trug einen Vollbart und hatte traurige Augen. Hlanka kannte ihn und stellte ihn als Lev Hurwitz aus London vor. Er begleitete sie ein Stück weit.
»Sie sind der Mann mit dem Einhorn«, sagte Lane. »Jetzt erinnere ich mich wieder.«
»Haben Sie schon eine Insel für sich gefunden, Lev?« fragte Hlanka.
»Nein«, antwortete Hurwitz. »Ich trage meine Insel im Kopf mit mir herum. Vielleicht brauche ich nie eine – natürlich unter der Voraussetzung, daß mir der Übergang wirklich glückt, wenn es an der Zeit ist, ihn zu versuchen.«
»Darüber würde ich gern mit Ihnen sprechen«, sagte Lane.
Er spürte die Realität zurückkehren, als sie eine leichte Bodenerhebung überschritten. Die Erde unter ihm war plötzlich wieder fest, ein warmer Wind blies ihm ins Gesicht, und die Pflanzen in seiner Umgebung waren jetzt große Farne und Palmen.
»Ist das Ihre Insel?« fragte er Hlanka.
»O Yukis Insel«, antwortete der Geologe. »Sie hat mich hierher eingeladen.«
O Yuki war klein und zierlich und schüchtern in ihrem hübschen Kimono. Sie kam aus Nagoya, erfuhren Lane und Martha, und hatte ihre Insel gefunden, nachdem sie in das dortige Einkaufsbüro gegangen war. Hlanka, dessen wissenschaftliche Neugier ihn veranlaßt hatte, weite Wanderungen zu unternehmen, hatte sie hier in den Zeitlanden getroffen. Sie interessierte sich für Marthas Fall und ließ sich erklären, weshalb Martha nicht in die Maschinenwelt zurück mußte. Die beiden Frauen sonderten sich von der Gruppe ab, um ungestört reden zu können.
Auch die Männer sprachen miteinander, während sie im Moos unter einem riesigen Farn lagen. Lane wiederholte, was die Sternenvögel ihm durch Martha gesagt hatten. Hurwitz nickte langsam.
»Für jeden in seiner eigenen Sprache«, sagte er. »Die Zeitwirbel vereinigen sich allmählich zu einem einzigen Strudel. Wenn das geschieht, werden unsere Doppelgänger lebendig und versuchen eines Tages in die Maschinenwelt einzudringen, weil sie nicht länger an unsere Spuren gebunden sind. Dann werden sie uns verfolgen.«
»Das verstehe ich nur zur Hälfte«, sagte Hlanka. »Was tun wir an diesem Tag? Was geschieht dann?«
»Bis dahin hat sich die potentielle Zeitenergie zwischen uns und unseren Doppelgängern beträchtlich erhöht«, antwortete Hurwitz. »Diese Energie reicht dann aus, uns für immer in diese Umgebung zu versetzen, während die Doppelgänger die Last unseres bisherigen Lebens in der Maschinenwelt zu tragen haben.«
Er strich sich lächelnd den Bart, während Lane und Hlanka die Stirn runzelten.
»Aber wie das zu erreichen ist, kann ich leider nicht sagen«, fuhr er fort. »Ich weiß aus alten Legenden, daß wir uns nicht von innen berühren lassen
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